Rheinpfalz Nachwuchskünstler in Aktion

Große Kunst beginnt mit Warten. Warten auf die Graffiti-Spezialisten Benny Backmund und Denis Schütte. Warten auf die Farbdosen, die die beiden von der Post abholen müssen. Die weiße Wand leuchtet in der ehemaligen Waschküche des früheren Mädchenheimes auf Maria Rosenberg. Das Bühnenbild für die Show „Live on stage – as One“ soll diese Wand demnächst zieren.

Cassandra, Sarah, Jannik, Dennis, Niclas und Alexander sind die sechs Schüler der auf dem Rosenberg beheimateten Jakob-Reeb-Schule, die gemeinsam mit Schütte und Backmund das Bühnenbild gestalten. Für Oliver Born, Konrektor der in der Trägerschaft des Jugendwerks St. Josef stehenden Förderschule, eine gute Möglichkeit, damit die Schüler sich am großen Pirmasenser Jugendkulturprojekt beteiligen können. Kulturpädagogin Christina Wallitt vom IB verfolgt die Aktion in der Waschküche. „Ich bin gespannt, was hier entsteht“, sagt sie, während Harun und Hadi Hajdarevic, die in der Jugendkulturwerkstatt den Bereich Medien betreuen, mit der AG Medien des Hugo-Ball-Gymnasiums Videokameras richten, Kameraschlitten positionieren und Fotokameras checken. Lehrer Matthias Jann, der die AG Medien betreut, sowie die Schüler Tobias, Joshua, Maximilian, Markus, Steffan, Niklas, Philip und Jonas aus der achten und neunten Klasse des Gymnasiums werden das Entstehen des Bühnenbildes in Bild und Ton festhalten. Der Film läuft beim Festabend, als Teil des Kunstprojektes. Es riecht nach Kaffee. Brezel und Kekse essen verkürzt die Wartezeit. Warten bestimmt an jedem Filmset den Großteil der Arbeit. Mancher der Jakob-Reeb-Schüler nutzt die Chance zu einem Schläfchen. Es ist noch früh. Zumindest für einen schulfreien Samstag, der sonst zum Ausschlafen genutzt wird. „Die Farben kommen“. Schüler, die vor dem Gebäude warten, kündigen die Ankunft von Künstler, Farben und Zubehör an. Mit grauen Kapuzenjacken hat die Schule die Nachwuchskünstler ausgestattet. Dem Schutz dienen auch Einmalhandschuhe und Mundschutz. Vermummungsverbot? Nicht bei Kunstaktionen in alten Waschküchen. Farbdosen auspacken heißt die erste Schüleraufgabe. Gesprayed wird noch lange nicht. Erst mal die Farbpaletten sortieren. Wie das Bühnenbild aussehen könnte, darüber haben sich der Pirmasenser Schütte und der Lemberger Backmund im Gedanken gemacht. Ihr Entwurf, bei Graffiti-Künstlern „piece“ genannt, findet Zustimmung. Die zweite Kreativabteilung, die an diesem Tag am Prozess beteiligt ist, meldet sich zu Wort. „Hinter der Kamera läuft mir keiner rum“, warnt Hadi. Die Hugo-Ball-Schüler nehmen ihre Positionen an den Videokameras ein. Harun erklärt: „Bevor es richtig los geht, machen wir noch ein paar Takes“. Die Schüler in den grauen Kapuzen-Shirts werden vor der noch weißen Wand fotografiert. Alle grauen Kapuzen-Shirt-Träger raus aus der Waschküche und auf Kommando reinkommen. „Action“. Die Kamera schwenkt mit. In den kommenden Wochen heißt es für Matthias Jann und seine Jungs in der Jugendkulturwerkstatt, unter Anleitung der Hajdarevic-Brüder, den Film für den großen Abend in der Festhalle zu schneiden. Dafür und für die Werbung in den sozialen Netzwerken braucht es reichlich Bildmaterial. Schütte und Backmund begutachten die Wand. „Staubig“, stellen sie fest. Erst mal wischen. Die Arbeitsfläche muss in optimalem Zustand sein. Bevor der kreative Sprayer-Prozess beginnen kann, sind weitere Vorarbeiten erforderlich. Kunst ist Arbeit, lernen die Schüler. Schütte ermittelt den Mittelpunkt des Bühnenbildes. Mit einem Nagel wird dieser fixiert. Faden an den Nagel, Bleistift an das andere Fadenende, so lässt sich exakt der große Kreis zeichnen, der den Rahmen für das „piece“ vorgibt. Der Rahmen ist gesetzt, über die Farbauswahl entschieden. Blau, gelb-orange sind Farbtöne, die die Schriftzeichen zu Leben erwecken. Dazu grüne Elemente. Farbdosen werden geschüttelt, die Profis erklären den Nachwuchssprayern, was zu tun ist. Bessern nach, greifen fachmännisch unter die Arme. Videokameras laufen, Fotokameras klicken. Das Multi-Kunst-Projekt läuft. Ergebnisse am 22. November. (add)

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