Kultur Südpfalz Mit Blues, Rock und Gefühl

Gitarrenmusik, die auch den Spielern Spaß macht: Frank Diez (links) und Siggi Schwarz in Landau.
Gitarrenmusik, die auch den Spielern Spaß macht: Frank Diez (links) und Siggi Schwarz in Landau.

Der Publikumsandrang im Gloria-Kulturpalast war zwar nicht groß, doch das sollte die Stimmung im Saal nicht trüben. Mehr als zwei Stunden headbangten überwiegend graue Köpfe zu erstklassigem Bluesrock. Was für ein Applaus, als Siggi Schwarz zusammen mit seiner Band die Bühne betrat. Gleich ihr erster Song — „Locomotive Breath“ von Jethro Tull — löste Begeisterung aus und holte einige Konzertbesucher aus ihren Kinosesseln. Doch, ob stehend oder sitzend, stillhalten konnte keiner. Denn die gute Stimmung der Musiker färbte auf die Zuschauer ab. Vor dem Konzert hatte Siggi Schwarz der RHEINPFALZ gesagt, dass es ihnen egal sei, ob sie vor 100 oder 10.000 Gästen spielten. Denn das, was sie machten, machten sie aus Liebe zur Musik. Und diese Leidenschaft spürte man am Abend: Das Konzert war wirklich ein Treffen guter Freunde, die endlich wieder zusammen jammten. Blicke reichten, um sich zu verständigen. Lieder wurden spontan aus der Setlist gepickt und interpretiert. Es wurde viel improvisiert. Von einem durchgeplanten Programm fehlte zum Glück jede Spur. Und was wurde auf der Bühne gelacht. Die Sprüche von Frank Diez waren köstlich. Er konnte es nicht lassen, sein Alter — und das der meisten Konzertbesucher — auf die Schippe zu nehmen. „Ich bin schon so viel in der Welt herumgekommen“, sagte er, „dass ich jetzt am Stock gehen muss.“ Tatsächlich ist der 68-jährige Berliner beim Laufen sehr eingeschränkt. Vor ein paar Jahren wurde er an der Wirbelsäule operiert. Doch das hält Diez nicht vom Gitarrenspielen ab. Sitzend kann er es genauso gut. Und wie er spielt: als vergesse er alles um sich herum. Als werde er eins mit der Musik. Schwarz hatte nicht zu viel versprochen, als er sagte, dass Diez den Blues mit einem wahnsinnigen Gefühl zelebriert. Die Gitarrenlegende kam übrigens erst nach dem zweiten Song („Here I Go Again“ von Whitesnake) auf die Bühne. Das Publikum feierte ihn gebürtig. Anschließend lieferten die beiden Gitarristen ein beeindruckendes Gitarrensolo ab, bevor es mit Bluesklassikern weiterging. „Before You Accuse Me“ (Bob Diddley, später Eric Clapton), „I’m Tore Down“ (Freddie King) und „How Can a Poor Man Stand Such Times and Live“ (amerikanischer Folksong) wurden von Diez nicht nur gespielt, sondern auch gesungen. Denn am Abend wechselten sich der Altrocker und Tom Croèl, der zur Siggi-Schwarz-Band gehört, immer wieder im Gesang ab. Der eine mit wohlklingend rauer und melancholischer Stimme, der andere ein paar Stimmlagen höher. Zeitweise erinnerte Croèl an Bruce Dickinson (Iron Maiden). Nach einer kurzen Pause zollte die Band dem Gitarristen Gary Moore Tribut. Schwarz hatte dem Musiker 2011 ein ganzes Album gewidmet (Still Got the Blues – a Tribute to Gary Moore), aus dem die Gruppe jetzt Songs wie „Empty Rooms“ und „Since I Met You Baby“ spielte. Der Heidenheimer Gitarrenheld bewies dabei ausgezeichnete Fingerfertigkeit. Rasante und minutenlange Gitarrensolos entzückten die Besucher. Weitere Highlights im zweiten Set waren der Beatles-Hit „While my guitar gently weeps“ und das Konzertende. Denn irgendwann hatten es die sechs Musiker (darunter auch Danny O’Steen am Bass, Bernd Elsenhans am Schlagzeug und Reinhold Ohmayer am Keyboard) geschafft, die Zuschauer aus ihrer gepolsterten Komfortzone zu locken. Nur noch wenige saßen am Schluss auf ihren Plätzen. Es wurde gerockt wie in alten Zeiten. Gar mancher Senior tanzte ausgelassen vor der Bühne. Da wollte auch niemand die Band ohne Zugabe gehen lassen. Und die hatte es noch einmal in sich: „Knocking on Heavens Door“ (Bob Dylan) und „Sweet Home Alabama“ (Lynyrd-Skynyrd) steigerten die Stimmung noch einmal.

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