Rheinpfalz Marktplatz mit Leben füllen

Es sind gleich mehrere Altstadthäuser am historischen Marktplatz in Homburg, die in diesen Wochen aufgemöbelt werden. Im einstigen Schreibwarenladen Papier-Klein links neben dem Gaststättengebäude „Storchen“ schafft der Investor Philipp Sehn Wohnungen, einige davon altersgerecht ausgestattet. In der Nachbarschaft, in der früheren Bertelsmann-Buchhandlung („Haus Max Fleck“), rechnet der Homburger Gastwirt Silvio Natale für Ende Mai mit der Neueröffnung seines italienischen Restaurants „Ohlio“.

Zuletzt hatte Philipp Sehns Eckhaus am Ausgang des Marktplatzes zur Karlsbergstraße ein Schuhgeschäft beherbergt. Seit die Baustellen-Verhüllung von der Hausfassade entfernt wurde, sticht hier ein skurril anmutender Turm-Anbau ins Auge, der einerseits einen Aufzug aufnehmen und andererseits eine Anbindung ans denkmalgeschützte Nachbarhaus „Storchen“ herstellen soll. Stichwort „Storchen“: Die Bauarbeiten in der einst legendären Altstadtkneipe scheinen eine Pause einzulegen. Über das mit einer Tochterfirma der Kreissparkasse hier geplante Stadt- und Siebenpfeiffer-Museum gibt es zurzeit wenig zu hören. Derweil hat sich der 2014 gewählte neue Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) als eines der Ziele seiner Amtszeit die Belebung des Marktplatzes auf die Fahnen geschrieben. Denn nach wie vor muss dieses Herzstück der Homburger Altstadt vorwiegend schlicht als Parkplatz herhalten. Leben kommt hier an Wochenenden in die Bude, wenn Jazzkonzerte, der Keramikmarkt oder sommerliche Stadtfeste Besucher anlocken. Einen Zuwachs an Urbanität und Publikumsverkehr verspricht sich Schneidewind vom ehrgeizigen Restaurant-Projekt „Ohlio“ um Küchenchef Silvio Natale: Der betrieb bis vor Kurzem das Bistro im Talzentrum, und auch als Mitorganisator des Volksfests „Festa Italiana“ genießt Natale einiges Renommee in der Homburger Gastro-Szene. Hausherr im „Ohlio“ wird der Gastwirt aber nicht sein: Als Finanzier zeichnet Giuseppe Nardi verantwortlich, der Geschäftsführer des Homburger Industriebetriebs Dr. Theiss Naturwaren. Wie hoch der Geldbetrag ist, den er in Kauf, Sanierung und Ausbau der beiden Nachbarhäuser Marktplatz 1 (Ex-Buchclub) und 2 (Ex-Goldschmiede) steckt, möchte Nardi trotz Nachfrage nicht sagen. Umso wortreicher beteuert er beim Gang durch das bis zum Rohbau ausgebeinte Innere der Immobilie, dass das ambitionierte Restaurant tatsächlich Ende Mai seine Tore öffnen werde. „Wir wollen auch Gäste aus weiterer Umgebung anlocken“, beschwört der Investor das Ziel, dass „am Homburger Marktplatz immer was los“ sein müsse. Zusammen mit dem designierten Restaurant-Chef Natale habe er eigens „in Italien rumgehört, wie man dort aktuell eine gute Pizza backt“. Die Rede ist von einer offenen Küche, in der der Gast beim Zubereiten von Fisch-, Fleisch-, Pizza- und Nudelgerichten zuschauen könne. „Schicki-Micki-Kram für eine abgehobene Kundschaft“, so sagt Nardi, wolle er aber auf keinen Fall anbieten. Stattdessen sollen hier unter anderem Ravioli auf den Teller kommen, wie sie in Bexbach bei „Pasta Romana“ hergestellt werden: Das ist eine Firma, die inzwischen ebenfalls Nardi gehört. Im Homburger Stadtgespräch heiß diskutiert wird zurzeit Nardis Absicht, „entlang der Hausfassade eine befestigte Terrasse mit Holzfußboden“ zu errichten. Weil der Geldgeber auf eine Bestuhlung im Freien abzielt, ungestört vom kippeligen Altstadt-Kopfsteinpflaster, hat er im Homburger Rathaus einen Bauantrag eingereicht. Zum Marktplatz hin will Nardi nach eigenen Worten unter Markisen „einen etwa 3,80 Meter breiten Terrassenstreifen“ bauen lassen. „Teile davon sollen mobil sein, damit man sie – vielleicht fürs Aufbauen von Festen auf dem Marktplatz – auch mal abmontieren kann“, sagt er. Wohl wissend, dass skeptische Geister längst davor warnen, dass der Marktplatz sein Gesicht verändern werde. Dabei, so betont der Theiss-Geschäftsführer, gehe es ihm doch gerade darum, neue Impulse zur Belebung des Altstadtkerns zu setzen: „Wir wollen, dass bald noch mehr Leute aktiv werden und die Innenstadt mit eigenen Projekten schöner machen.“ Derweil hält Daniel Schlosser, Spross einer eingesessenen Homburger Gastronomen-Familie, an der Stirnseite des Marktplatzes den Betrieb eifrig am Laufen: Hier, im vor einigen Jahren eingerichteten früheren Stadtcafé im Alten Rathaus mit der Stadtbibliothek, hatten zuvor bereits mehrere Betreiber aufgegeben. Dringenden Handlungsbedarf sieht Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind mit Blick auf ein weiteres Altstadt-Gebäude in diesem Quartier: „Wenn wir als Stadt das nötige Geld dafür hätten, hätten wir das Haus ,Marktcafé ’am Brunnen schon längst gekauft“, sorgt sich der Verwaltungschef nach eigenen Worten ernsthaft, „dass dieses Haus demnächst irgendwann zusammenfällt“.

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