Rheinpfalz Land unter in der Innenstadt

„Keller, Keller, Keller“, fasste Michael Ufer, stellvertretender Feuerwehrdirektor, die Einsatzsituation am frühen Sonntagabend zusammen. Bei dem starken Gewitter war Wasser in ungezählte Keller gelaufen, die Feuerwehr war pausenlos mit dem Abpumpen beschäftigt. Insgesamt gingen mehr als 90 Notrufe bei der Feuerwehr ein. „Die arbeiten wir jetzt nach und nach ab“, erklärte Ufer. Seit das Gewitter nach 15 Uhr über Kaiserslautern hinweggezogen war, war die Feuerwehr im Dauereinsatz: „Die Notrufe gingen ziemlich zeitgleich ein.“ Dabei sei die Leitstelle an ihre Grenzen gestoßen. Neben der Berufsfeuerwehr wurden die Freiwillige Feuerwehr Innenstadt, ihre Kollegen aus Dansenberg und das Technische Hilfswerk alarmiert. Ufer schätzte, dass zwischen 60 und 70 Einsätzkräfte im Stadtgebiet unterwegs waren. Noch Stunden nach dem Gewitter waren Martinshörner in Kaiserslautern zu hören. Beispielsweise waren die Einsatzkräfte in einer Tiefgarage in der Bremerstraße im Einsatz. Wetterbedingt habe es außerdem auf der A 63 einen Unfall gegeben, berichtete Ufer. Auf dem Betzenberg ist eine Person bei einem Blitzeinschlag verletzt worden. Laut Ufer sind die Kaiserslauterer Stadtteile bei dem Gewitter glimpflich davongekommen: „Dort ist es ruhig, unsere Einsätze konzentrieren sich auf die Innenstadt.“ Die Polizei berichtete auf Nachfrage ebenfalls von vielen Notrufen. Unter anderem sei in der Nähe des Media Markts ein Baum umgestürzt, außerdem hätten die Wassermassen etliche Gullydeckel hochgedrückt: „Die setzen unsere Beamten oder die Feuerwehren wieder ein, damit kein Auto reinfährt“, schilderte ein Sprecher. Das Unwetter hatte auch den verkaufsoffenen Sonntag in Kaiserslautern jäh beendet. Die Menschen flüchteten sich in die Läden oder Cafés, als dicke Hagelkörner auf die Wege in der Fußgängerzone prasselten. Im Landkreis Kaiserslautern hat sich das Unwetter vor allem in der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg ausgetobt: Unwetter mit Gewitter, Starkregen und Hagel bescherten der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde einen einsatzreichen Sonntagnachmittag. Die anderen Verbandsgemeinden blieben offenbar weitgehend verschont, wie die örtlichen Feuerwehren auf RHEINPFALZ-Anfrage mitteilten. In einige Keller war Wasser eingedrungen. Straßen waren mit Schlamm und Geröll überflutet. Die meisten Einsätze gab es in Otterbach. Weitere Einsatzstellen wurden aus Niederkirchen und Schallodenbach gemeldet. Während sich die Lage in und um Kaiserslautern gestern wieder beruhigt hatte, schilderten Bewohner der Orte Herrstein und Fischbach in der Verbandsgemeinde Herrstein nahe Idar-Oberstein am Mittag die Lage in ihren Heimatorten noch als „katastrophal“. Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen hatten die beiden Ortschaften am frühen Sonntagabend gegen 18 Uhr heimgesucht. Straßen wurden überflutet und Autos von dem über die Ufer getretenen Fischbach weggespült. Teils meterhoch habe das Wasser gestanden, die Stromversorgung sei zusammengebrochen. Nach Angaben der Kreisverwaltung Birkenfeld erreichte die Flutwelle in Herrstein eine Höhe von 1,60 Metern. Rund 600 Helfer der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Rettungsdienste waren im Naheland die ganze Nacht über im Einsatz. In Herrstein leben rund 850 Menschen, in Fischbach etwa 100 mehr. Die Aufräumarbeiten dort liefen gestern auf Hochtouren weiter. Wegen Schäden blieben unter anderem die Verbandsgemeindeverwaltung in Herrstein sowie Unternehmen geschlossen. Das genaue Ausmaß der Schäden ist unklar, weil die Standfestigkeit von betroffenen Häusern erst noch von Sachverständigen geprüft werden muss. Das an die Pfalz angrenzende Saarland blieb am Sonntag von den Unwettern verschont. Dort hatte Starkregen schon am Donnerstagabend Straßen in Bexbach und Neunkirchen unter Wasser gesetzt. In der Bexbacher Robert-Koch-Straße schlug der Blitz in einen Dachstuhl ein; im Robinsondorf in Neunkirchen-Furpach brannte eine Holzhütte nieder.

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