Kultur Südpfalz Künstler der Holzschnittkunst unter einem Dach

HAP Grieshaber: Das Blatt Nummer 21 „Stop dem Walfang“ (1973) stammt aus seiner Mappe „Engel der Geschichte“.Der Titel dieses Bl
HAP Grieshaber: Das Blatt Nummer 21 »Stop dem Walfang« (1973) stammt aus seiner Mappe »Engel der Geschichte«.Der Titel dieses Blattes heißt: »Schwimmende Wale«

Für die aktuelle Ausstellung ist die Galerie Neumühle in Edenkoben fest in den Händen zeitgenössischer Holzschnitter. Einen besonderen Raum nimmt deren wohl prominentester Vertreter HAP Grieshaber ein. Auf Initiative der Künstlerfamilie Jaenicke, die mit dem Erneuerer der Holzschnittkunst persönlich bekannt war, werden ausgesuchte Blätter und handsignierte Bücher für einen Benefizzweck verkauft.

Auch fast 38 Jahre nach dem Tod des berühmten Schwaben HAP Grieshaber ist dessen Name omnipräsent. Sein umfangreiches Werk füllt Galerien und Museen. Und seine Botschaft, die sich stets für die Würde des Menschen und einen respektvollen Umgang mit der Natur stark machte, ist aktueller denn je. Den besten Beweis dafür liefert das attraktive Ausstellungsplakat, das aus dem biblischen Reigen „Engel der Geschichte“ und hier wiederum der Unterserie „Stop dem Walfang“ entnommen ist. Trotz ihrer Allgegenwärtigkeit ist es etwas Besonderes, die ausgewählten Arbeiten dieses Helmut Andreas Paul Grieshaber, dessen 110. Geburtstag sich am 15. Februar jährt, ausgerechnet in der kleinen Galerie Neumühle zu sehen und vielleicht auch zu erstehen. Denn hier hat man nun nicht nur Gelegenheit, diverse Blätter vorrangig von Farbholzschnitten zu erkunden, sondern man kann auch nach Herzenslust auf einem großen Büchertisch stöbern und in stimmiger Atmosphäre tief in handsignierte Mappen, Sammelbände und Buchprojekte eintauchen. Darunter besonders prominent zwei vollständige Ausgaben des Baseler Totentanzes sowie den dazugehörigen Gouachen. Die ausdrucksstarken Szenen sind an die mittelalterlichen Darstellungen des Totentanzes auf der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters in Basel angelehnt und zeigen auf vital figurative Weise, dass Meister Sensemann keinen Unterschied bezüglich Alter und Geschlecht, einer gesellschaftlichen Rangordnung oder vermeintlichen Ehrbarkeit macht. Besonders eindrucksvoll sind auch der biblische Bildband zu Joseph (Jofsef), der Sammelband „Der Holzschneider“, der die ganze thematische Bandbreite des grieshaberschen Werks komprimiert und der Bildband „Nun sprechen die Kamele“ – bei dem auch Galerist Guido Ziegler nicht weiß, warum der Buchdeckel auf dem Kopf steht. Ein Beispiel dafür, dass Grieshaber mit seinen Holzschnitten oft das Werk von Literaten begleitete (und umgekehrt), ist das Buch „Chauffeur bei Don Quijote. Wie hap Grieshaber in den Bauernkrieg zog“, geschrieben von seine Lebensgefährtin Margarete Hannsmann alias Sancho Pansa. Sämtliche Ausstellungsstücke, die sich um HAP Grieshaber ranken, stellen Johannes Jaenicke, Alexander Calvelli und deren Mutter Agathe Jaenicke für Benefizzwecke zum Verkauf. Ganz im Sinne des Künstlers soll der Verkaufserlös einem Baumpflanzprojekt und der Unterstützung von Holocaustopfern in Israel zugute kommen. Den zweiten Part der Ausstellung teilen sich mehrere Holzschnitzer mit ganz unterschiedlicher, aber durchweg harmonischer Bildsprache. Der Jüngste im Bunde ist der 1962 in Bissingen geborenen Maler und Grafiker Robert Würth, der dem Holzschnitt ein sehr poetisches Gesicht gibt, mit Licht und Farbflächen spielt und die Fantasie des Betrachters wachkitzelt. So kann man sich sein „Blau mit Dreiecken“ im eigenen Kopf unschwer mit Segelbooten vor sommerlicher Kulisse ausmalen. Detlef Willand (Jahrgang 1935) hat die Szenerie gleich selbst konkretisiert und seine Segelflotte in kraftvollen Brauntönen im sicheren Hafen inszeniert. Der 1934 in Gelsenkirchen geborene Holzschnitzer, Bildhauer und Schriftsteller Heinz Stein, dessen umfangreiches Werk auf allen fünf Kontinenten zuhause ist, ist mit Arbeiten vertreten, die man typischerweise bei Buchillustrationen der siebziger Jahre findet. Der Heimat so nah fühlt man sich bei den Werken von Heinz Friedrich (Jahrgang 1924). Der Maler und Holzschnitter hat sich stets der ästhetischen, erkennbaren, sinnlichen Wiedergabe klassischer Motive gewidmet. Seine „Weinlese“ aus dem Jahr 1976 ist noch Handarbeit, drei Kopftuch tragende Frauen ernten pralle Trauben. Info „HAP Grieshaber und andere“ bis 28. April in der Galerie Neumühle, Edenkoben. Montag und Dienstag nach Vereinbarung, von Mittwoch bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr; Samstag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr; Sonntag 15 bis 17 Uhr .

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