Rheinpfalz „Können uns nicht zum Erfolg sparen“
Kusel. Die fortwährende Niedrigzinsphase bringt vor allem die kleineren Geldinstitute in Schwierigkeiten, weil die Zinsgewinne schrumpfen. Zugleich wird die EU-Bankenregulierung für sie immer teurer. Anderenorts bereits fusionieren Volksbanken oder Sparkassen. Steht das auch Kusel bevor? Helmut Käfer, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kusel, betont zwar, dass er derzeit eine Fusion nicht befürwortet, sagt aber auch, es wäre fahrlässig, sich in der Situation keine Gedanken darüber zu machen.
Klar, der freut sich mit dem Kreditnehmer. Jeder, der jetzt investieren möchte, zum Beispiel in ein eigenes Haus, kann sich durch das niedrige Zinsniveau zu günstigen Konditionen Geld leihen. Auch für den Schuldenabbau der Euro-Länder, natürlich inklusive der Bundesrepublik, ist die Entwicklung günstig – übrigens ein weiterer Grund für die Zinspolitik der EZB. Der Sparer sieht das natürlich anders. Denn er bekommt für sein angelegtes Geld kaum noch Zinsen. Diese Situation sind wir in Deutschland nicht gewohnt und stellt nicht nur die Sparer, sondern auch uns als Sparkasse vor neue, bisher nicht gekannte Herausforderungen. Die Volksbanken und Sparkassen erwirtschaften ihr Geld vor allem aus den Zinsüberschüssen. Doch bei dauerhaft niedrigen Zinsen wird diese Spanne immer geringer. Fachleute sprechen davon, dass die Zinsüberschüsse in den nächsten fünf Jahren um fünf Prozent pro Jahr sinken. Können Sie als Kreissparkasse Kusel dann überhaupt noch Gewinn machen? Wir gehen davon aus, dass das Zinsniveau langfristig niedrig bleibt. Somit rechnen wir mit einem starken Rückgang des Zinsüberschusses in den nächsten Jahren. Unser Bruttoertrag ist – wie bei anderen Kreditinstituten unserer Größenordnung – zu zirka 80 Prozent vom Zinsüberschuss bestimmt. Also wird sich diese Entwicklung auch auf unser Betriebsergebnis auswirken. Denn den Rückgang des Zinsüberschusses können wir nicht dadurch kompensieren, dass wir in gleichem Maße die Provisionserträge steigern. Also wird es in der Zukunft schwieriger, Gewinne zu erwirtschaften – nicht nur bei uns, sondern bei allen Instituten. Eine besondere Situation bietet sich im Kreis Kusel doch aber aufgrund des deutlichen Rückgangs der Bevölkerung. Das bedeutet auch, dass Sie immer weniger Kunden haben werden. Und um die weniger werdenden Kunden müssen Sie mit immer mehr Wettbewerbern konkurrieren, beispielsweise Direktbanken. Wie wollen Sie in einem solchen Umfeld als kleines Institut bestehen? Sie haben recht damit, dass uns die Bevölkerungsentwicklung Sorgen bereitet. Allerdings nicht nur bei den Kunden, sondern auch wegen des zu erwartenden Fachkräftemangels. Dennoch sind wir als Marktführer im Kreis Kusel gut unterwegs, weil wir diese Herausforderung annehmen und uns entsprechend positionieren. Wir sind nicht einfach nur eine Bank, sondern eine Sparkasse. Wir tragen Verantwortung für die Menschen, die hier leben – für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter. Dies tun wir auf vielfältige Weise. Dieses Engagement grenzt uns eindeutig von Direktbanken ab. Wir leben Tür an Tür mit unseren Kunden und übernehmen Verantwortung. Klingt wie ein Verkaufsgespräch. Doch hört beim Geld bekanntlich die Freundschaft auf. Wer also Geld braucht und es anderswo billiger bekommt, wird sich nicht wegen der Sparkassenstiftung für die Kreissparkasse entscheiden... Nicht unbedingt wegen der Sparkassenstiftung. Aber weil wir eine qualitativ hochwertige, bedarfsorientierte Beratung und ein umfassendes Serviceangebot bieten. Ich bin sicher, dass unsere Kunden das zu schätzen wissen. Diese Entwicklung, also der Wettbewerb durch das Internet, macht sich ja in fast allen Branchen bemerkbar. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man sich darüber wundert, dass in der Stadt Geschäfte schließen und gleichzeitig wird die Kleidung im Internet bestellt. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, sich aber auch der Konsequenzen bewusst sein. Ein weiterer belastender Faktor ist die EU-Bankenregulierung. Was ist da alles zu tun und was kostet Sie das? Die Vorgaben der Aufsicht sind in der Tat eine Belastung für uns. Dabei möchte ich nicht sagen, dass ich die Regulierung für falsch halte. Aber sie müsste dort angesetzt werden, wo die Ursache der Finanzkrise war – bei den Großbanken. Nicht richtig finde ich, dass wir als regional verwurzeltes, kleines Institut die gleichen Auflagen erfüllen müssen. Leider haben wir keine Wahl und müssen die hier entstehenden Kosten tragen. Wir verbringen täglich viel Zeit damit, alle Vorgaben zu erfüllen. Alles aufzuzählen, was hier zu tun ist, würde den Rahmen sprengen. Aber um mal eine Zahl zu nennen: Allein unser Beauftragtenwesen, das gesetzlich vorgeschrieben ist, verursacht Kosten in Höhe von 285.000 Euro jährlich. Wie lange werden Sie das unter diesen Rahmenbedingungen denn noch fortsetzen können? Welche Möglichkeiten haben Sie, Ihren Aufwand zu senken? Das Filialnetz haben Sie ja bereits reduziert. Uns ist bewusst, dass wir uns nicht zum Erfolg sparen können. Dennoch sind wir auch in Zukunft bestrebt, unsere Aufwands- und Ertragspositionen zu optimieren. Gerade mit Blick auf die angesprochene Entwicklung ist es unser Ziel, weiterhin zukunftsfähig zu sein. Wir sind sehr gut aufgestellt und haben ein breites Angebot. Unsere Kunden können dort mit uns in Kontakt treten, wo sie es möchten. Egal ob in der Geschäftsstelle, telefonisch oder im Internet. Unser Online-Banking ist für viele Kunden eine bequeme Alternative, um ihre Bankgeschäfte von zu Hause aus zu erledigen. Das ist beispielsweise ein Bereich, bei dem es keinen Sinn ergibt, weiter zu sparen. Hier müssen wir weiter investieren, denn die Nachfrage nach diesen Leistungen steigt. Werden Sie auf absehbare Zeit weitere Geschäftsstellen schließen? Das ist eine Frage, die ich in die Zukunft betrachtet nicht mit ja oder nein beantworten kann. Natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wie wir mit der andauernden Niedrigzinsphase umgehen. Und da spielt das Kundenverhalten eine große Rolle. Es ist nun mal Tatsache, dass unsere Kunden verstärkt unsere medialen Angebote nutzen und immer weniger unsere Geschäftsstellen besuchen. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Zweigstellen aller Kreditinstitute in Deutschland um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Selbst die Deutsche Bundesbank hat kürzlich den regionalen Kreditinstituten empfohlen, Zweigstellen zu schließen. Eine Möglichkeit, Kosten zu reduzieren, ist die Bildung größerer Einheiten. So, wie es bei den Sparkassen in der Vorderpfalz geschehen ist. So, wie es zuletzt zwei Volksbanken in der Westpfalz gemacht haben. Muss die KSK Kusel auch darüber nachdenken? Unser Ziel ist es, für die Region weiterhin ein starker Partner zu sein. Als ein solcher, regional verwurzelter und zuverlässiger Partner werden wir auch in Zukunft für unsere Werte stehen, für sie eintreten und sie vor allem auch umsetzen. Dabei würde es ja auch erst einmal keine Rolle spielen, ob wir das als eigenständige Kreissparkasse Kusel oder als wesentlich mitbestimmender Teil eines größeren Ganzen in der Westpfalz machen. Ein Zusammenschluss müsste aber natürlich auch sinnvoll sein. Denn die Bildung größerer Einheiten bedeutet per se noch keine Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Das geschieht nur, wenn im Anschluss auch effizienter gearbeitet oder der Sachaufwand reduziert wird. Das angesprochene Thema der Bankenregulierung ist ein gutes Beispiel dafür. Während im Moment jede Sparkasse ein eigenes Beauftragtenwesen mit den entsprechenden Kosten hat, könnte dieses in einer größeren Einheit mit verhältnismäßig geringeren Kosten dargestellt werden. Klingt, als würden Sie eine Fusion befürworten... Ganz sicher nicht. Wir wollen eigenständig, stark und gut bleiben. Allerdings erfordern die Rahmenbedingungen, dass wir über Alternativen nachdenken müssen. Dies ist aber ein Thema, das nicht nur uns betrifft, sondern die gesamte Finanzbranche. Reden Sie mit Ihren Kollegen über eine mögliche Fusion? Selbstverständlich ist die weitere Entwicklung in diesem Umfeld ein Thema unter Sparkassenvorständen. Wir reden über alle möglichen Alternativen und natürlich auch über den Zusammenschluss von Instituten. Im Norden von Rheinland-Pfalz haben zwei Sparkassen gerade fusioniert. Es wäre fahrlässig, sich keine Gedanken darüber zu machen. Aber über eine Fusion entscheidet immer noch der Kreistag und nicht der Vorstand einer Sparkasse. Wie sähe Ihr idealer Fusionspartner aus? Ein idealer Fusionspartner müsste gut zu unserem Haus passen. Ein maßgebliches Kriterium wäre die räumliche Nähe. Aber auch eine gleiche oder ähnliche Unternehmensphilosophie und auch Geschäfts- und Vertriebsstrategie ist entscheidend. Nur wenn alles passt, wäre es möglich, kurzfristig Synergieeffekte zu erzielen – und nur dann würde es auch Sinn ergeben. Also hieße der ideale Partner entweder Stadtsparkasse Kaiserslautern oder die Sparkasse im Donnersbergkreis. Die Kreissparkasse Kaiserslautern wäre hingegen zu groß für eine Fusion auf Augenhöhe... Ich finde es toll, was Sie alles so wissen. Aber allein die Bilanzsumme eines Institutes ist ja nicht die entscheidende Komponente für die Frage: Fusion ja oder nein? Die absolute Größe ist meines Erachtens kein alleinentscheidendes Kriterium für die Sinnhaftigkeit eines Zusammengehens. Die beiden Institute, die in eine gemeinsame Zukunft gehen wollen, müssen einfach zueinander passen, sich ergänzen. Da kann der eine durchaus etwas größer sein als der andere. Wie im richtigen Leben. Aber wie schon gesagt: Der Vorstand entscheidet weder ob, noch mit wem eine Sparkasse funktioniert. Dafür ist der Kreistag zuständig. Was würde es für den Landkreis Kusel bedeuten, wenn die KSK fusionieren würde? Stichworte: KSK-Stiftung, karitative Einrichtungen, Mitbestimmung der hiesigen Politik. Darüber kann ich nur spekulieren. Das Ziel egal welcher Variante sollte sein, möglichst langfristig und dauerhaft Arbeitsplätze in Kusel zu erhalten. Auch das Engagement für die Region sollte so weit wie möglich nicht darunter leiden. Das sind Themenfelder, die generell zu beantworten sind, sowohl für die Kreissparkasse Kusel als eigenständiges Institut, als auch beispielsweise für eine größere Einheit in der Westpfalz. Sparkassen sind dem Gemeinwohl verpflichtet, als verlängerter Arm der kommunalen Daseinsvorsorge und das so lange wie möglich. Die KSK Kusel ist mit ihrem Geschäftsgebiet bislang deckungsgleich mit dem Landkreis Kusel. Der jedoch, so steht zu erwarten, könnte in wenigen Jahren ganz anders aussehen und heißen. Hat auch die Gebietsreform Auswirkungen auf Fusionsüberlegungen? Eine Gebietsreform ist ganz entscheidend dafür, wie dann zwangsläufig in der Folge die Sparkassenlandschaft in Rheinland-Pfalz in ein paar Jahren aussehen wird. Gebietsreform bedeutet nicht per se das Zusammengehen von Sparkassen, sondern kann sich in der Konsequenz auch auf die Übertragung von Geschäftsstellen beschränken. (wop)