Rheinpfalz Jeden Sonntag auf Kraxeltour

Darstein/Lug. Zwei Freunde, zwei Kletter-Begeisterte. Bereits in jungen Jahren haben sich der heute 75-jährige Rudi Knurr, aufgewachsen in Annweiler und seit seiner Heirat Bürger in Darstein, und der ein Jahr ältere Robert Braun, ein waschechter Luger, dem Klettersport verschrieben. Beide wurden für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Vereinigung der Pfälzer Kletterer ausgezeichnet (wir berichteten am Dienstag).

Knurr hatte gerade das 14. Lebensjahr vollendet, als ihn sein älterer Bruder zum ersten Mal für eine gemeinsame Klettertour im Wasgau-Felsenland begeistern konnte. Und gleich leckte er Blut. Es war die Zeit, als „Pferchfeld-Südwandrisse“, „Nonnenfels-Jubiläumsriss“, „Bruchweiler Geierstein-DAV-Weg“ oder „Oliverweg“ zu den absoluten Pfalz-Klassikern bei den Kletterern zählten. Und Knurr verschrieb sich mit Leib und Seele dem Klettersport. Schon als Kind war er gern auf Bäumen gekraxelt. 1955, mit gerade 17 Lenzen, wurde er Mitglied bei der Vereinigung der Pfälzer Kletterer. Für ihn bedeutete der Fels den ultimativen Kick. Selbst ein schwerer Unfall, allerdings mit dem Motorrad, im Jahre 1959 konnte den gelernten Zimmermann nicht aus der Bahn werfen. Er wechselte den Beruf, arbeitete elf Jahre lang in der Schuhfabrik und war zuletzt 22 Jahre bis zum Eintritt in die dritte Lebensphase als Werkmeister bei der Deutschen Bundesbahn tätig. Bei Robert Braun war es sein Onkel, der seine Begeisterung für das Klettern weckte. Braun war damals gerade einmal 16 Jahre alt. Sein gesamtes Berufsleben arbeitete er als Schuhfacharbeiter. Beim Klettern lernte er Rudi Knurr kennen. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft, die noch immer Bestand hat. Zusammen unternahmen sie unzählige Klettertouren, waren am Fels nicht mehr getrennt unterwegs. In früheren Jahren war es eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich an den Sonntagen das Klettergepäck auf den Rücken schnallten und mit dem Fahrrad auf den Weg zu Wasgau-Felsen oder ins Elsass machten. Bei Wind und Wetter. Beim Klettern müsse einfach alles stimmen, sagen beide. Ganz besonders natürlich Kraft und Ausdauer. Gegenseitiges Vertrauen und Kameradschaft seien weitere Grundvoraussetzungen, sei doch einer vom anderen abhängig und darauf angewiesen, dass jeder mit Vorsicht und Gewissenhaftigkeit vorgehe. Zum einen berge der Klettersport Abenteuer, zum anderen tue er dem ganzen Körper gut – wenn’s auch im Alter hier und da ein bisschen zwicke. Nach einer Klettertour fühle man sich einfach gut, allein schon wegen des Adrenalins, das dabei freigesetzt werde, erzählen beide. Freizeitsportler aller Altersgruppen könnten den sportlichen Urinstinkt beim Klettern ausleben. Klettern fordere Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit. Auch mental loteten Kletterer ihre Grenzen aus. Oft scheine das Ziel zum Greifen nah. Und doch liege ein steiniger Weg vor dem Sportler. Habe einen die Faszination erst einmal gepackt, sei es schwer, davon loszukommen, sagt Braun, der noch heute von seiner Gipfel-Tour im Wilden Kaiser schwärmt. Beide sind stolz, dass sie drei Jahre in Folge die insgesamt 80 freistehenden Wasgau-Kletter-Felsen bestiegen haben. Unvergesslich sei das Erlebnis, den Blick von oben herab in die Landschaft schweifen zu lassen. Schön sei auch die Zeit nach der Klettertour. Bei deftiger Hausmannskost und einem Glas Wein könne zusammen über das Erlebte und weitere Pläne geplaudert werden. Beide sind froh, dass sie von allen Klettertouren unfallfrei zurückgekehrt sind. Braun ist nicht nur Kletterer, sondern hat sich in Lug auch bei der Feuerwehr verdient gemacht. Zudem stand er lange Jahre an der Spitze der Turner. Zudem ist er wie Knurr ein eifriger Wanderer bei der Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins. Immer dabei die Gitarre und mit einem Lied auf den Lippen wandert es sich gleich besser. (som)

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