Rheinpfalz „Ich bedauere das Ende einer Tradition“

Speyer. Am Donnerstag endet offiziell die militärische Dienstzeit von Speyer. Die Soldaten aus der Kurpfalzkaserne treten vor dem Dom zum Auflösungsappell an und marschieren aus der Stadt. Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) erzählt, was er mit der Bundeswehr verbindet. Und er spricht darüber, was das Ende für die Stadt bedeutet.

Herr Eger, haben Sie gedient?

Jawohl. In Kastellaun im Hunsrück. Ich war Fernmelder und habe zuletzt als Obergefreiter den damals noch verpflichtenden Wehrdienst abgeleistet. Was verbinden Sie seither mit der Bundeswehr? Bundeswehrsoldaten sind für mich Staatsbürger in Uniform. Ich sehe die Soldaten als Bürger, die militärische Aufgaben erfüllen und sich gleichzeitig den demokratischen Grundrechten verpflichtet fühlen. Bundeswehr beziehungsweise Militär und Speyer – gehört das zusammen wie Speyer und der Dom? Nein, der Dom ist fast 1000 Jahre alt und hat diese Stadt von Anfang an geprägt. Die Bundeswehr und vorher die alliierten Truppen waren im Stadtbild präsent, haben sich aber stets auf die ihnen zugewiesenen Aufgaben beschränkt. Wie war aus Ihrer Sicht das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Soldaten? Die Zeit, die ich persönlich erlebt habe, war von einem guten Miteinander geprägt. In zahlreichen Fällen waren die Bundeswehrsoldaten bereit ihrer Stadt zu helfen, zum Beispiel, wenn der Rhein über die Ufer getreten ist, im Binsfeld eine Brücke gebaut wurde oder auch eine Jugendgruppe aus einer Speyerer Partnerstadt unterzubringen war. Darüber hinaus gab es Patenkompanien für die Umlandgemeinden. Die Franzosen sind schon lange weg, jetzt gehen die Deutschen und damit endet die Geschichte der Garnisonsstadt Speyer. Was bedeutet das für Sie persönlich? Persönlich bedauere ich den Abzug der Bundeswehrsoldaten aus Speyer, weil damit für die Domstadt eine Tradition zu Ende geht, die auf die Vernetzung von Bundeswehr und Zivilgesellschaft gesetzt hat. Und was bedeutet es für die Stadt, dass Speyer demnächst kein Militärstandort mehr ist? Der Abzug der Soldaten aus der Kurpfalzkaserne und die damit verbundenen Möglichkeiten der Konversion sind eine Chance für die Stadtentwicklung. Wie wollen Sie, wie soll die Stadt die Erinnerung an 52 Jahre Bundeswehr in ihren Mauern erhalten? Wir wissen noch nicht genau, wie das Gelände der Kurpfalzkaserne künftig genutzt werden wird. Ich bin mir aber sicher, dass wir dort im öffentlichen Raum angemessen an die Bundeswehr-Zeit erinnern können, etwa mit Straßen- und Quartiersnamen. Was soll nach Ihrem Wunsch bleiben von der Bundeswehr in Speyer? Bleiben sollte aus meiner Sicht auf jeden Fall die Erinnerung an das konstruktive Miteinander und die gegenseitige Hilfe, zu der Bundeswehr und Stadt immer bereit waren. Die Anwesenheit der Soldaten in unserer Stadt Speyer hat das Bild von der wehrhaften Demokratie immer sehr anschaulich gemacht. Ich wünsche mir deshalb, dass diese Botschaft von einer wehrhaften Zivilgesellschaft auch ohne Kaserne vor Ort in den Köpfen der Speyerer verankert bleibt.

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