Kultur Südpfalz Harmonie der Künste

Wenn Bildende Künste und Musik eine Symbiose eingehen wollen, so ist der Werkraum im Gerhard-Weber-Haus der Kunstschule Villa Wieser Herxheim der ideale Rahmen für eine Begegnung von Plastiken und Zeichnungen mit Werken des Barock und der modernen Musik. Wie beim Konzert des Kubus-Quartetts.

Der Werkraum erinnert in seiner nüchternen Gestaltung und seiner Höhe an ein modernes Kirchengebäude und bot deshalb den idealen Rahmen für das Streichquartett aus Genf sowie Gudrun Heller (Alt) und Norbert Krupp (Cembalo). Zahlreiche Musikfreunde folgten der Einladung zu einem spannenden Programm mit Werken von Bach, Vivaldi, Webern und Rihm. Aus der Kantate BWV 35 von Johann Sebastian Bach spielte Norbert Krupp am Cembalo mit Ola Sendecki (Violine), Ruth Gierten (Violine), Liese Mészar (Viola) und Trude Mészar (Violoncello) die Sinfonia. Die Silberketten des Cembalos vereinten sich mit den klar strukturierten Klängen des Streichquartetts, es ergab sich eine rhythmisch lebhafte Interpretation, die geprägt war von der Kenntnis der historischen Musikpraxis. Als Kontrast zur geradezu jubilierenden Musik Bachs stellte sich der Langsame Satz (1905) für Streichquartett von Anton von Webern dar. Den jungen Künstlerinnen gelang ein Klang von ausgereifter Homogenität und Klangintensität, die dem noch spätromantischen Werk eine weitdimensionierte Tiefe gab. Besonders an den Pianissimostellen ergab sich eine nahezu melancholische Wirkung, indem die gedämpften Klänge von Pizzicato-Tupfern unterstrichen wurden. Es war die Intensität, die immense Konzentration des Kubus-Quartetts, die faszinierte. Einer der Höhepunkte des einstündigen Konzerts war die Begegnung mit der 2005 entstandenen Komposition „Grave“ von Wolfgang Rihm. Rihm gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, weil er eine total verinnerlichte Musik schreibt, die unmittelbar den Menschen trifft und anspricht. Wie ein Atmen deuteten die Violinen entmaterialisierte Klänge an, aus denen sich ruhige Kantilenen des Cellos erhoben. Liese Mészar steuerte mit ihrer Viola immer wieder melodische Linien bei, fast wirkte die Viola als Soloinstrument. Dies erklärt sich daraus, dass Rihm das Werk dem verstorbenen Bratschisten Thomas Kakuska (Alban Berg Quartett) gewidmet hat. Rihms Klangfantasie bedarf junger, engagierter Künstlerinnen wie beispielsweise denen des Kubus-Quartetts, die kongenial nicht nur die Partitur in Klang übertragen, sondern sich auch mit der Emotionalität der musikalischen Aussage identifizieren können. Rihms Musik ist ein Beleg, dass zeitgenössische Musik unmittelbar den Menschen ansprechen und bewegen kann. Die Begeisterung der zahlreichen Zuhörer belegte dies auch. Geistliche Musik von Vivaldi rundete den Konzertabend ab, es war die Kantate für Alt, Streicher und Basso continuo „Nisi Dominus“. Mit ihrer warmklingenden Altstimme gab Gudrun Heller den virtuosen Gesangspart in makelloser Reinheit wieder. Sie verfügt aber auch im hohen Stimmbereich über leuchtende Klangfarben. Im Zusammenspiel mit dem Kubus-Quartett und dem umsichtig begleitenden Norbert Krupp ergab sich ein leicht dahinschwebendes Klangbild. Die Initiative von Gudrun Heller und Kulturreferentin Christa Müller, ein Konzert in der Werkstattatmosphäre zu veranstalten, hatte großen Erfolg. (wtz)

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