Eisenberg Großes Lob für gute Arbeit

Hörenswert: die Percussiongruppe mit ihrem Cup-Song.
Hörenswert: die Percussiongruppe mit ihrem Cup-Song.

60 Jahre Kinderdorf Pfalz in Eisenberg (erster Spatenstich am 13. Juni 1959), sieben Jahrzehnte Kinderdorf-Verein (Gründung am 25. April 1949) und der 100. Geburtstag des Gründers dieser Jugendhilfeeinrichtungen Hermann Gmeiner (geboren am 23. Juni 1919) ist am Wochenende gefeiert worden. Der eigentliche Jubiläumsfestakt fand am Samstag statt. „Es ist ein schönes Gefühl, hier dazuzugehören“, sagte Einrichtungsleiterin Irene Jennes.

Das Dorf in Eisenberg kann 60 Jungen und Mädchen in acht Familien und zwei Wohngruppen aufnehmen, wo sie Fürsorge erfahren und erleben, dass sich jemand für sie interessiert und aktiv einsetzt, wie Jennes ausführte. Die vier Prinzipien Gmeiners seien die Grundlage: Jedes Kind hat eine Mutter, jedes Kind hat Geschwister, jedes Kind lebt in einem Haus und jedes Kind wächst in dörflicher Gemeinschaft auf. „Wir haben Teams gebildet, die die Mütter unterstützen. Später kam noch übergreifend der Pädagogische Fachdienst dazu“, blickte die Leiterin auf die Entwicklung. Zum Kinderdorf Pfalz gehört auch eine öffentliche Kita mit 36 Ganztags- und 21 Halbtagsplätzen in der Regel- und der Wald- sowie der Nestgruppe. Angeschlossen ist darüber hinaus das SOS-Beratungs- und Familienzentrum mit offenen Angeboten. Als wichtige Themen nannte Jennes Bildung und Beteiligung in der öffentlichen Erziehung sowie die Digitalisierung von Lebens- und Lernwelten. Dazu brauche man gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter, ein positives Betriebsklima und zuverlässige Partner in einem funktionierenden Netzwerk. Birgit Lambertz, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin des SOS-Kinderdorfvereins Deutschland, dankte für sechs Jahrzehnte tolle Arbeit. Mit Verweis auf die positiven Rückmeldungen der Ehemaligen – am Freitag waren 60 einstige Kinderdorfkinder mit ihren Familien gekommen und 40 frühere Mitarbeiter – sagte sie, dass sich der Einsatz lohne. Als die ersten Häuser der Einrichtung gebaut wurden, war ein SOS-Kinderdorf etwas Alternatives: „Auf einmal war es nicht mehr wichtig, dass Kinder lediglich versorgt und eingegrenzt werden, damit sie keinen Unsinn machen, sondern dass Erwachsene sich um sie kümmern, die ihre Persönlichkeiten und Bedürfnisse ernst nehmen“, so Lambertz. „Liebe heilt zwar nicht alles, aber ohne Liebe heilt nichts.“ Mit Bindung und Bildung würden die Jungen und Mädchen für eine gelingende Zukunft fit gemacht. „Ich gehe davon aus, dass das Kinderdorf Pfalz auch in weiteren 60 Jahren ein Ort sein wird, an dem Kinder Geborgenheit erfahren.“ Als Hermann Gmeiner begann, seine Idee durchzusetzen, „lag Europa noch in Trümmern“, erinnerte Landrat Rainer Guth (parteilos). Am Bau des Kinderdorfes Pfalz, dem dritten in Deutschland, hätten sich damals viele Unterstützer beteiligt. Unter anderem habe die Familie Gienanth eine Anschubfinanzierung gewährt. Diese Einrichtung leiste Großartiges, so Guth, der erzählte, dass eine seiner leitenden Mitarbeiterinnen in dem Dorf aufgewachsen sei und einen Top-Job mache. Sein Amtskollege aus dem Kreis Bad Dürkheim, Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU), betonte die gute Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf und sagte: „Wir sind sehr froh, dass es das in der Nachbarschaft gibt.“ Das Kinderdorf, das sich positiv auf das Image der Stadt auswirke, „gehört zu Eisenberg wie das Rathaus“, meinte Stadtbürgermeister Adolf Kauth (FWG), der noch bis zum 13. August im Amt ist. Landtagsabgeordnete Jaqueline Rauschkolb (SPD) lobte die „tolle Arbeit, die hier geleistet wird“ und den offenen Umgang. Weiterhin eine gute Kooperation wünschte Markus Fichter (FWG), Beigeordneter der Verbandsgemeinde Eisenberg. Vielfach sei es schon gelungen, Kindern mit besonderem Förderbedarf die reguläre Schullaufbahn zu öffnen. Umrahmt wurde die von Marco Blechschmidt moderierte Feier, zu der am Nachmittag auch Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) kam, von der Percussiongruppe unter Leitung von Julia Rieck, einem Lied der Kita-Kinder und mehreren Stücken der Bigband des Gymnasiums Weierhof unter Leitung von Carsten Petry.

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