Rheinpfalz Gefordert, aber nicht überfordert

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Rund 1000 Flüchtlinge sind in den Kreisgemeinden aktuell untergebracht – Tendenz weiter steigend. Die meisten Flüchtlinge bezogen auf die Einwohnerzahl muss die Verbandsgemeinde Hauenstein verkraften. Generell zeigen sich die Verwaltungen zwar gefordert, aber nicht überfordert mit den steigenden Flüchtlingszahlen. Außer in Dahn gibt es keine Massenunterkunft und der private Wohnungsmarkt gibt in der Region noch genügend Wohnraum für die Neuankömmlinge her, wie aus allen Verbandsgemeindeverwaltungen zu hören ist.

Einen kräftigen Anstieg musste die Verbandsgemeinde Hauenstein seit August hinnehmen. Derzeit sind dort 110 Flüchtlinge untergebracht. Im August waren es noch 50 weniger. „Es geht im Moment noch“, gibt sich Christina Spielberger, die in Hauenstein für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist, zuversichtlich. Es seien noch zwei oder drei Objekte in Reserve für zu erwartende Neuankömmlinge. Allerdings seien Angebote von Vermietern auch weiterhin willkommen. „Wir suchen natürlich immer“, so Spielberger. Im Dahner Tal logieren einige Flüchtlinge inzwischen in Ferienwohnungen. Wolfgang Bambey, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, ist der einzige, der eine Massenunterkunft zu betreiben hat, die aber längst nicht mehr ausreicht. 40 Asylbewerber passen in das Flüchtlingsheim am Ortseingang aus Richtung Pirmasens. Wenn das dortige Jobcenter demnächst umziehe, werde noch mehr Platz für Flüchtlinge frei, kalkuliert Bambey. Eine weitere größere Unterkunft hat die VG in Bruchweiler-Bärenbach in einem früheren Pfarrzentrum gefunden, wo 20 Flüchtlinge einquartiert wurden. Dazu sind jedoch noch viele Privatunterkünfte nötig, die im Fall Dahns in größerer Zahl angeboten werden, ohne dass die Verwaltung intensiv suchen müsse. Und diese liegen beim Mietniveau auch zwischen 3,50 und 4,50 Euro, womit die vom Land gezahlte Pauschale halbwegs ausreiche. Darunter finden sich auch einige Ferienwohnungen, die von den Besitzern lieber dauerhaft an Flüchtlinge als wechselweise an Urlaubsgäste vergeben werden. Probleme gebe es im Dahner Tal in keiner Unterkunft. Früher habe es in der Sammelunterkunft mal kritische Situationen gegeben, was sich aber dank des Engagements vieler ehrenamtlicher Helfer erledigt habe. Besonders erfreut zeigt sich Bambey, dass von den 151 Flüchtlingen einige schon eine feste Arbeit gefunden haben. Nach drei Monaten dürfen auch Asylbewerber eine feste Stelle annehmen. 14 haben dies in Dahn jetzt getan. In der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land sind inzwischen in allen Gemeinden außer Kröppen, Schweix und Trulben Flüchtlinge zu finden, wie Bürgermeisterin Silvia Seebach informiert. „Wir haben noch genug Wohnungsangebote“, so Seebach. Nicht nur der Wohnungsmarkt in Pirmasens-Land sei gefordert, auch die Verwaltungsmitarbeiter würden durch die vielen Flüchtlinge in Anspruch genommen. Zur Entlastung habe die VG eine Art Hausmeister engagiert. Und dabei habe man Glück gehabt, freut sich Seebach, die einen arabisch sprechenden Mann gefunden hat, der neu ankommende Flüchtlinge beim Bezug der Wohnung begleite und eventuelle Probleme im Vorfeld klären könne. „Damit es dann auch beim Auszug keine Schwierigkeiten gibt“, wie Seebach zu Bedenken gibt. Wenn mehrere Personen in einer Wohnung oder einem Haus untergebracht werden, bestimme der Hausmeister einen Verantwortlichen, der als Ansprechpartner fungiere. „Der guckt auch, dass die zusammenpassen“, erzählt die Bürgermeisterin, die damit im Vorfeld Probleme vermeiden will. Bisher habe es in ihrem Bereich keine Probleme gegeben, wohl auch wegen des Hausmeisters. Nach Seebachs Beobachtung verhielten sich die Flüchtlinge allesamt sehr gesittet und seien engagiert. „Die wollen selber wieder auf die Beine kommen und nicht wie kleine Kinder behandelt werden“, so Seebach. In der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land sitzen in allen Gemeinden Flüchtlinge, was Bürgermeister Jürgen Gundacker auch gut so findet. „Das ist unser Schlüssel zum Erfolg, die dezentrale Unterbringung.“ So könnten Probleme von Massenunterkünften vermieden werden, wie sie in den Medien beinahe täglich zu hören sind. Außer einer beschädigten Wohnung in Hornbach, die Flüchtlinge nach dem Auszug nicht so hinterlassen hatten, wie es sein sollte, sei es bisher zu keinen Problemen gekommen. Einen größeren Sprung bei den Flüchtlingszahlen hatte auch die Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben zu verkraften. Im August waren dort noch 85 Flüchtlinge registriert, jetzt sind es 132. Probleme bei der Anmietung von Wohnungen habe es dennoch nicht gegeben, versichert Udo Rapp, der in der Verbandsgemeindeverwaltung Waldfischbach-Burgalben für die Flüchtlinge zuständig ist. Falls noch deutlich mehr kämen, müssten die vorhandenen Angebote gesichtet und verhandelt werden, so Rapp, der eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in Europa anmahnt, was Druck von den Kommunen in Deutschland nehmen könnte. An eine Massenunterkunft habe die Verwaltung bisher nicht denken müssen und Rapp rechnet auch in naher Zukunft nicht damit. Probleme mit den Flüchtlingen habe es keine größeren gegeben. Drei Fälle von Diebstählen in Unterkünften seien begangen worden, allerdings zwei davon von Deutschen, so Rapp. Dazu kommen zwei Fälle von Sachbeschädigung. In Einzelfällen habe es auch mal eine „Rauferei“ gegeben, meist bleibe es jedoch bei verbalen Auseinandersetzungen und danach vertrügen sich die Kontrahenten auch wieder. „Verunreinigungen kommen immer wieder vor, ebenso Verstopfungen der Kanalisation“, berichtet der Mitarbeiter. Ein generelles Problem sei „kostenbewusstes Heizen“ und die Mülltrennung, was jedoch auch aus anderen Verbandsgemeinden zu hören ist. „Um diesen Problemen zu begegnen, haben wir Anfang November eine Mitarbeiterin eingestellt, die täglich in den Unterkünften nach dem Rechten schaut“, schildert Rapp. Die Verwaltung sei damit schon entlastet worden. In den Verbandsgemeinden Rodalben Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben werden die Flüchtlinge auch ausschließlich in Privatunterkünften untergebracht. Diese seien noch ausreichend vorhanden, wie aus den beiden Verwaltungen zu hören ist, wobei in Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben schon intensiv nach Wohnraum gesucht werden müsse. Über Probleme kann der Rodalber Verbandsbürgermeister Werner Becker nur in zwei Fällen berichten. Abgeschobene Asylbewerber hatten gefüllte Müllsäcke und Sperrmüll hinterlassen.

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