Rheinpfalz Fremde Mönche haben dort nichts zu suchen

Vor allem in ihrer frühen Geschichte bestanden enge Verbindungen zwischen der Burg Lichtenberg und dem sogenannten Remigiusland, dem Besitz des Klosters Saint Remi in Reims rings um die Orte Cosla (Kusel) und Gleni (Altenglan). Früh versuchten Ritter aus dem Nahegau, sich Landstriche im Remigiusland anzueignen.

Bekannt ist die Geschichte des Ritters Albert, der aus Reue später in das Kloster auf dem Remigiusberg eingetreten ist. Dass der Frankenkönig Chlodwig nach seiner Taufe dieses Land nicht dem Bischof Remigius geschenkt hat, ist heute allgemein anerkannt. Erst ein späterer König vermachte es einem Bischof im ausgehenden 6. Jahrhundert. Durch den Hinweis auf Remigius gewann die Schenkung allenfalls größeres Gewicht. Konflikte des klösterlichen Landes mit weltlichen Herrschaften waren nicht zu vermeiden, zumal es den Mönchen nicht erlaubt war, mit Waffengewalt ihren Besitz zu verteidigen. Deshalb wurde der Klosterbesitz einem weltlichen Herrn oder Vogt gewissermaßen zum Schutz übergeben. Ein nachgeborener Sohn des Nahegaugrafen Emich, der selbst den Namen Gerlach trug, wurde zum ersten Vogt im Remigiusland eingesetzt. Fünf Grafen in seiner Nachfolge trugen ebenfalls den Namen Gerlach. Sie fungierten nicht nur als Vögte im Besitz von Reims, sondern in gleicher Weise auch über das Gebiet des Erzbischofs von Mainz (Disibodenberg), des Bischofs von Verdun (Baumholder und Veldenz) und des Bischofs von Worms (Landsberg). Ihren Besitz aus dem Nahegau und die verschiedenen Vogteien benannten diese neuen Grafen als Grafschaft Veldenz nach der Burg nahe der Mosel. Zunächst residierten sie selbst auf der Schmittburg bei Kirn, später in der Stadt Meisenheim. Das ursprüngliche Kloster in Kusel wurde auf den Remigiusberg verlegt. Pflegten die ersten Gerlach-Grafen noch ein harmonisches Verhältnis zu den Mönchen aus Frankreich, so ergaben sich im Verlauf der Jahrhunderte immer stärkere Spannungen. Die Grafen von Veldenz standen im Auftrag, die geistlichen Besitztümer zu beschützen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, mussten sie Burgen bauen. Doch schon der Bau der Burg Lichtenberg ließ erkennen, dass auf dieser Burg die Grafen von Veldenz zu Hause waren, und dass die fremden Mönche dort nichts zu suchen hatten. Die Burg Lichtenberg wurde zu einem Amtssitz innerhalb der gesamten Grafschaft Veldenz erhoben. Gerlach V., der letzte seines Namens, starb früh, nachdem er als Teilnehmer einer Kommission zu dem König von Kastilien zurückgekehrt war. Auch die Ehefrau starb bald, und deren Vater übernahm die Vormundschaft für seine Enkeltochter Agnes. Dieser residierte in einer benachbarten Grafschaft, und als Vormund der Enkelin begann er allüberall in der Grafschaft Veldenz neue Burgen zu bauen. Viele davon sind heute kaum noch dem Namen nach bekannt. Speziell im Remigiusland geriet jedoch jede neue Burg zu einer Herausforderung für die Mönche in Reims. Die Burg Lichtenberg wurde erweitert. Auf der Oberburg standen die fürstlichen Wohn- und Palastgebäude, auf der Unterburg die Behausungen der Burgmannen und die Stallungen. Vor allem unter den Grafen der jüngeren Linie von Veldenz, die von 1260 bis 1444 im Amt waren, kam es zu ständigen Auseinandersetzungen mit den Mönchen und Pröpsten. Adelige deutsche Herren traten in das Kloster ein. Plötzlich erlangten deutsche Mönche die Funktion des Propstes, oft Mitglieder aus der Familie der Herzöge von Zweibrücken, die nach dem Jahr 1444 residierten. 1489 setzte Reims mit Johannes Peuchet wieder einen französischen Propst ein. Wohl stand gerade kein deutscher Anwärter zur Verfügung. Zu dem Konvent gehörten nur noch vier Mönche, und das Verhältnis zwischen der Grafschaft und dem Kloster entspannte sich notgedrungen. Der erste evangelische Pfarrer in Kusel hieß ebenfalls Johannes Peuchet. Wahrscheinlich war er ein natürlicher Sohn des letzten Propstes. Im Jahr 1550 verkaufte das Erzbistum Reims dem Herzogtum Zweibrücken das Remigiusland zum Preis von 8500 Rheinischen Gulden.

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