Rheinpfalz FCK-Fanprojekt mit Julius-Hirsch-Preis geehrt

Mit der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises an das Fanprojekt des 1. FC Kaiserslautern setzte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein starkes Zeichen.

Es hat Otto Rehhagel gefreut, wieder die Hauptstadt besuchen zu dürfen. Und dann auch noch Stefan Kuntz zu treffen, mit dem der altersweise Fußballtrainer einst die Meisterschaft in die Pfalz holte. Den Flachs haben die beiden dann schnell sein lassen, als Rehhagel sich im voll besetzten Bärensaal des Alten Stadthauses Berlin ans Rednerpult schwang, die Laudatio auf das Fanprojekt des 1. FC Kaiserslautern hielt und den vom Deutschen Fußball-Bund verliehenen Julius-Hirsch-Preis mitsamt eines Preisgelds von 10.000 Euro überreichte.

„Im Fußball kommt es nicht drauf an, aus welchem Land einer kommt, welche Hautfarbe er hat und an welchen Gott er glaubt“, stellte Rehhagel fest und würdigte den entschlossenen Einsatz des von Kuntz geführten Vereins und des von Erwin Ress geleiteten Lauterer Fanprojekts, als es nach einem 0:4 im Südwestderby gegen den FSV Mainz am Betzenberg zu antisemitischen Äußerungen gegenüber dem Israeli Itay Shechter gekommen war. Die vorbildliche Reaktion nach diesem schwarzen Sonntag im Februar: Der Klub stellte sich konsequent gegen die Diskriminierung, das Fanprojekt organisierte Aktionswochen, Ultra-Gruppen fertigten Banner, die auf die multikulturelle Herkunft der Profis verwiesen. Und eine Wanderausstellung ging ins Fritz-Walter-Stadion.

Gleichwohl bemerkte Ress gestern kritisch: Es sei „erschütternd, dass bei der Staatsanwaltschaft nicht einmal ein anonymer Hinweis eingegangen ist, obwohl fast 200 Menschen dabei waren“. Bis heute sind „der eine oder die maximal zwei Täter“ (Kuntz) nicht ausfindig gemacht. Doch es gibt keinen Zweifel, dass das klare FCK-Zeichen angekommen ist: Der mittlerweile zu Swansea nach Wales verliehene Shechter bedankte sich per Videobotschaft explizit für die Unterstützung und versicherte: „Ich habe das damals gar nicht so schnell verstanden. Ich habe mich als Jude in Kaiserslautern immer wohlgefühlt.“

Bei der Zeremonie wurde die tragische Lebensgeschichte jenes Nationalspielers erzählt, nach dem der Preis benannt wurde. Der 1892 geborene deutsch-jüdische Nationalspieler Julius Hirsch wurde deutscher Meister mit dem Karlsruher FV (1910) und der Spielvereinigung Fürth (1914), überlebte den Ersten Weltkrieg und beendete 1923 seine Spielerkarriere. Er beschloss, nicht aus Nazi-Deutschland zu fliehen. Mit verhängnisvollen Folgen: Hirsch stieg am 1. März 1943 in einen Zug nach Auschwitz. Eine Postkarte an seine Tochter Esther war das letzte Lebenszeichen. Sein letzter Satz: „Euer Juller!“ Sein Enkel Andreas Hirsch sagte, ihm schnüre die Geschichte seines Großvaters „jedesmal die Kehle zu“.

Ausgerechnet der Fortbestand der preisgekrönten Einrichtung gilt indes als gefährdet. Ress wies vor den vielen Ehrengästen erneut darauf hin, dass die Türen geschlossen werden müssten, wenn die Stadt Kaiserslautern ihre Ankündigung wahr macht, sich nicht mehr an der von DFL, Land und Kommune gesplitteten Drittelfinanzierung zu beteiligen. Mit der Gesamtausstattung von 90.000 Euro jährlich sei das Fanprojekt ohnehin unterfinanziert, „wir hoffen, dass durch die mediale Aufmerksamkeit noch mehr Druck entsteht“, erklärte der 52-Jährige. Von Frank Hellmann

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