Rheinpfalz Fast wäre das Projekt gescheitert

Edenkoben/Ludwigshafen (pet). Auch Rheinland-Pfalz muss immer mehr Flüchtlinge aufnehmen. In dieser Serie berichten wir über Aktionen, bei denen sich Bürger und Kommunen besonders für diese Aufgabe engagieren. In der heutigen Folge geht es um eine erfolgreiche Ausbildungsinitiative des Hotel- und Gaststättenverbandes.

Fast wäre ein vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Rheinland-Pfalz angestoßenes Ausbildungsprojekt für junge Flüchtlinge gescheitert. Dass es doch noch auf einen vielversprechenden Weg gebracht wurde, ist dem Engagement der Projektpartner vor Ort zu verdanken. Mittlerweile besuchen 110 junge Leute Deutschkurse und werden mit Hilfe von Praktika auf eine berufliche Zukunft im Hotel- und Gaststättengewerbe vorbereitet. „Ein toller Erfolg“, findet Dehoga-Präsident Gereon Haumann. Integration durch Arbeit. Unter diesem Stichwort hatte Haumann im Januar bis zu 300 Lehrstellen in Aussicht gestellt. Die versprochenen Ausbildungsplätze in Hotel und Gastronomie waren schnell gefunden, doch es mangelte an den passendenden Bewerbern. Zwar fehlte es nicht an Interessenten, doch es war schwierig, an die Flüchtlinge heranzukommen. Dass es so kompliziert sein würde, Arbeitgeber und Bewerber zusammenzubringen, hat den Dehoga überrascht. Der Verband war davon ausgegangen, dass das rheinland-pfälzische Integrationsministerium den Flüchtlingsstrom in die entsprechenden Bahnen lenken könnte. „Die Betriebe hatten uns fast 300 Lehrstellen angeboten, die Hälfte davon mit Unterkunft. Da sollte es doch möglich sein, schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen herauszufinden, wer Interesse an so einer Berufsausbildung hat“, meint der Dehoga-Präsident. Integrationsministerin Irene Alt sei begeistert von dem Projekt und habe überall dafür geworben, heißt es dazu aus dem Ministerium. „Es ist aber unmöglich, Bewerber schon in den Erst-aufnahmeeinrichtungen zu rekrutieren“, so Sprecherin Astrid Eriksson. „Flüchtlinge dürfen ja erst nach drei Monaten Aufenthalt arbeiten. Vorher dürfen sie auch keine Ausbildung beginnen.“ Abgefragt würden lediglich die Bildungsabschlüsse und andere Kompetenzen. Erst die Kommunen könnten das Weitere veranlassen. Letztlich müsse der Dehoga entscheiden, welche Leute er einstelle. Es sei nicht Aufgabe des Landes, Flüchtlinge zu vermitteln. Diese Aussage hält Haumann für blanken Unsinn: „Ein Arbeitgeberverband kann doch nicht dafür zuständig sein, Flüchtlinge zu suchen.“ Scharnierstelle seien die Erstaufnahmeeinrichtungen. „Von dort werden die Menschen auf die Städte und Landkreise verteilt. Und das muss zielgerichtet geschehen“, so der Dehoga-Präsident. Jemand, der an einer Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe interessiert sei, müsse an den entsprechenden Berufsschulstandort geschickt werden. „Sonst kann er seine duale Ausbildung nicht machen.“ Haumann findet es erfreulich, dass die Integrationsministerin für das Projekt geworben hat. „Mit dem Ergebnis, dass die Integrationsbehörden uns vier Bewerber melden konnten … “, so Haumann. Der Dehoga sei dann selbst aktiv geworden, um das Projekt an den Berufsschulstandorten zum Laufen zu bringen. Erfreulich findet Haumann, wie viele Landräte und andere Verantwortliche sich für die Sache eingesetzt haben. Dass mehr als 110 Flüchtlinge Deutschkurse besuchen könnten, sei diesen Anstrengungen zu verdanken. Von zehn möglichen Pilot-Standorten blieben laut Dehoga fünf übrig: in der Pfalz Edenkoben und der Rhein-Pfalz-Kreis, außerdem Ahrweiler, Bad Kreuznach, Bad Neuenahr und Koblenz. Derzeit laufen neben den Kursen noch die sechs- bis achtwöchigen Betriebspraktika. Am 1. September beginnt die dreijährige Ausbildung. Wie Haumann erläutert, sollen die Praktika den jungen Leuten helfen, die passende Branche zu finden. Haumann geht davon aus, dass 80 bis 100 Interessenten tatsächlich eine Lehrstelle antreten werden. „Bislang gibt es in Rheinland-Pfalz kein vergleichbares Integrationsprojekt.“ Bei einem ähnlichen Dehoga-Projekt für junge Spanier seien von 70 Sprachkursteilnehmern 53 Auszubildende übriggeblieben, von denen 45 das erste Lehrjahr abgeschlossen hätten. Dies sei eine geniale Quote, sagt der Dehoga-Präsident. Umso enttäuschter ist Haumann, dass sich die Landespolitik nicht stärker für das Flüchtlingsprojekt einsetzt: „Zwar wird immer betont, dass Integration nur über Arbeit funktioniert, aber das sind wohl doch nur Sonntagsreden.“ Mit dem bislang Erreichten ist der Verband dennoch sehr zufrieden. Daher soll das Projekt fortgesetzt werden. Ziel sei zunächst, die offenen 200 Ausbildungsplätze zu besetzen.

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