Rheinpfalz Förster: Wildbestand höher als angenommen

Vollbesetzt war das Sportheim am Montagabend bei der Informationsveranstaltung „Wald und Jagd in Großsteinhausen“. Viele Bürger und geladene Gäste waren gekommen, um mit Ortsbürgermeister Volker Schmitt und Jagdpächter Uli Osterheld darüber zu diskutieren, was in den vergangenen Tagen die Gemüter erhitzt hatte: die geplante Verpachtung des Gemeindewaldes an ein Unternehmen.

Bei Zuschauern von außerhalb machte Bürgermeister Schmitt von seinem Hausrecht Gebrauch, um die Diskussion auf „einer sachlichen Ebene“ abwickeln zu können, wie er sagte. Dazu geführt hatte sicher auch ein Flugblatt mit Schmähgedichten, wovon sich die Jäger aus Großsteinhausen distanzierten. Da die Gemeinde in der misslichen Lage sei, zu wenig Geld zu haben und alle Einnahmequellen auszuschöpfen, habe man sich dazu entschlossen, den Gemeindewald an ein privates Unternehmen zu verpachten, erläuterte Schmitt nochmals den Anlass der Veranstaltung. Dafür erhält die Gemeinde die nächsten zehn Jahre lang von der Firma Schmitz-Forstservice einen garantierten Pachtzins von 4750 Euro jährlich. Die Befürchtungen der Bürger, dass in dieser Zeit „nur die guten Bäume aus dem Wald geholt werden“, konnte Schmitt entkräften. Es sei vertraglich fixiert, dass die Firma Schmitz den Wert des Waldes mindestens zu erhalten habe, im Optimalfall gar einen Wertzuwachs erreichen könne. Man versuche, höchstmögliche Einnahmen zu erhalten, Nachhaltigkeitsgrundsätze müssten dabei eingehalten werden. Zudem obliegt dem Staatsforst die Überwachung der ganzen Angelegenheit. In der Vergangenheit sei der Gesamtzuwachs im Wald relativ gering gewesen, so die Einschätzung von Uli Osterheld, der für die Firma Schmitz als Förster arbeitet. Außerdem sprach er von einer fehlenden Bewirtschaftung einzelner Forstbereiche, um die er sich nun kümmern wolle. Ein Bereich sind die Klammen, die noch nie bewirtschaftet wurden. In den Klammen nichts zu machen, wirke sich eher negativ aus auf lange Sicht, so Osterheld. Damit beantworte er die Frage, ob es Sinn mache, die Klammen zu bewirtschaften, weil sie der einzige Rückzugsort für viele Tiere seien. Weiter betonte Osterheld, dass Waldbau ohne Jagd nicht möglich sei. Osterheld war in Kritik geraten, weil bei einer Treibjagd eine ungewohnt hohe Zahl von Rehen erlegt worden war. Hier und bei einer weiteren Jagd wurden zusammen über 70 Tiere erlegt. Dass so viele Tiere abgeschossen werden konnten, lässt für Osterheld nur den Rückschluss zu, dass „der Wildbestand falsch eingeschätzt“ wurde. Bei der ursprünglich vereinbarten Abschussvereinbarung über 22 Rehe habe Osterheld „nicht gewusst, wie es vor Ort aussieht“. Als Jäger habe er mit seinem Team die Aufgabe, die „Rehwilddichte in einem erträglichen Rahmen zu halten. Es darf nicht mehr Wild da sein, als der Lebensraum ernähren kann“, so Osterheld. Nach Gesprächen mit einem Wildbiologen zu urteilen, liege die Rehwilddichte bei maximal 30 Stück pro 100 Hektar Wald. Die Kritik, dass bei seiner Jagdmethode die „Jagdethik auf der Strecke bleibt“, ließ Osterheld nicht gelten. „Es waren außergewöhnlich gute Schützen vor Ort, das Wild wurde sauber erlegt. Ich bin verantwortlich für meine Gäste. Wenn wir auf die Jagd gehen, bereiten wir vor, schlagen zu und gehen wieder“. Es habe nur eine Nachsuche (die Suche nach einem getroffenen Tier, das wegläuft) gegeben, doch habe man das Tier „leider nicht gefunden“. Rehe gebe es nach wie vor im Wald, man müsse jedoch wissen, „wo man sie zu suchen hat“, so Osterheld. Dämme man den Wildbestand nicht ein, müsse man mit Verbissschäden an den jungen Bäumen rechnen. „Und mit dem Verbiss hat die Firma Schmitz nix zu tun“, entkräftete Schmitt die Behauptung, dass das Rehwild ausgerottet werden solle, um den Wald zu schonen. Bis die vom Verbiss bedrohten Bäume so groß seien, dass sie geerntet werden, gingen „Jahrzehnte ins Land“, so Schmitt. Gepachtet sei aber nur für zehn Jahre. Dass die Jagd nicht an einheimische Jäger verpachtet worden war, liege daran, so Schmitt, dass Osterhelds Angebot einfach besser gewesen sei. Laut Schmitt liegt die Jagdpacht in der Verbandsgemeinde bei durchschnittlich 8,78 pro Hektar, Großsteinhausen bekommt 10,83 Euro pro Hektar. Im Verlauf der Veranstaltung machte Udo Schmitz den umliegenden Gemeinden das Angebot, ihren Wald von einem Gutachter beurteilen zu lassen. Die Kosten hierfür wolle die Firma Schmitz übernehmen. (xkn)

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