Kultur Südpfalz Es und sein, Bier und Wein

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Oh leck! Wenn der französelnde Bistrowirt und Wahlsaarländer Monsieur Jacques alias Detlev Schönauer auftritt, ist Amusement programmiert. So auch bei den Gästen der Dinnershow „Kellerzauber“ im Schlosshotel Edesheim. Ihnen erklärt der 63-jährige Kabarettist mit scharfsinnigen Beobachtungen und dialektischen Ausflügen die Welt.

In seiner typischen Bühnenrolle als Franzosen, den es ins Saarland verschlagen hat, fand er ruckzuck den Draht zum Publikum, das sich, trotz des edlen Ambientes des Wittelsbachkellers, alsbald wie ein Stammgast in Monsieur Jacques Bistro fühlen durfte. Wobei die köstlichen Gaumenfreuden des vom Schlosshotel kredenzten Drei-Gänge-Menüs sich natürlich nicht mit der profanen Lyoner aus Monsieur Jacques’ Bistro vergleichen lassen. Wenngleich ein paar Gäste sich an diesem Abend mutig als Saarländer outen, so werden sie doch vom überwiegend pfälzischen Publikum wohlwollend, ja sogar freundlich toleriert. Monsieur Jacques goutiert das beaucoup und wird nicht müde, die typischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen biertrinkenden Saarländern und weinseligen Pfälzern zu erläutern. Erstens: Im Saarland steht man immer an der Theke. Warum? „Biertrinker wollen möglichst nah am Zapfhahn sein.“ Was die beiden Nachbarvölker eint: „Gut esse, viel trinke, nix schaffe und komisch schwätze.“ Natürlich muss auch die saarländische Eigenheit, allen Frauennamen ein „s’ voranzustellen, thematisiert werden. Also ’s Renate, ’s Gabi und so weiter. Eigentlich ein alter Hut, kommt aber immer wieder gut an. Was für die meisten Gäste jedoch neu ist: Wenn über die Ehefrau eines saarländischen Mannes gesprochen wird, heißt sie „seins“. Gekonnt imitiert Monsieur Jacques Dialekte von bayerisch („phonetisches Verhütungsmittel“) bis sächsisch, lässt sich über das Unterschichtenfernsehen und dessen „Ikonen der Talentfreiheit“ aus und stellt seinen Zuhörern gleich eine Quizfrage: „Wie heißt der FDP-Politiker, der sich für Dirndl interessiert: Schwesterle, Brüderle, Säuferle oder Dummerle?“ Dank seiner Bistrostammgäste weiß der Thekenphilosoph genau, was die Welt bewegt und lässt es raus. Er grämt sich wegen der mangelnden Fortpflanzungsbereitschaft der Deutschen und sucht die Schuld bei den vielen Vegetariern, die jeden „Fleischzippel“ meiden. Da lobe er sich doch die Waldorfschullehrer, die dank ihrer „handgestrickten Kondome“ für Nachwuchs beim Namentanzen sorgen. Obgleich seine Stärke in der tiefgründigen Kommunikation liegt, ist der Kabarettist derzeit vorsichtiger mit seinen Äußerungen als früher –„heute muss ja alles politisch korrekt sein“, meint er. Zigeunerschnitzel dürfe man nicht mehr sagen – „und ich frage mich, wie lange wir noch den Führerschein haben werden“. Da brauchten seine Gäste eine sekundenlange Denkpause, bevor sie loslachten. So ist er eben, der Monsieur Jacques, süffisant und dennoch charmant. Übrigens: „Oh leck“ sagt der Saarländer nur, um eine Denkpause zu überbrücken. |ovi

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