Rheinpfalz Erstmals Esel bei der Prämierung

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Ein Novum gab es gestern in der 139-jährigen Geschichte des Pferdemarktes: Erstmals nahmen Esel an der Prämierung teil. Ansonsten war es wie immer: tausende von Besuchern, zahlreiche Vorführungen, reges Markttreiben und beste Feierstimmung im Festzelt.

Vier schön herausgeputzte Ponys zogen gestern Morgen eine Kutsche auf den Reitplatz in der Mitte von Quirnbach. Verbandsbürgermeister Klaus Schillo und Ortsbürgermeisterin Stefanie Körbel saßen hinten drin, um wenige Minuten später den traditionellen Quirnbacher Pferdemarkt zu eröffnen. An die 20.000 Besucher strömten gestern zu diesem Markt, der mittlerweile ein Volksfest geworden ist, in die 450 Seelengemeinde Quirnbach. 120 Verkaufsstände säumten die Hauptstraße. Pferdetrailer parkten auf den Wiesen Richtung Rehweiler. Die Bundesstraße zwischen Glan-Münchweiler und Steinbach am Glan wurde zu einem langen Parkplatz. Im ersten Bus gen Quirnbach aus Glan-Münchweiler hatten die Gäste noch genug Platz – um 9.15 Uhr war Abfahrt. Und doch parkten die Autos schon zu früherer Stunde nicht weit entfernt vom Ortsschild Glan-Münchweiler. Auch Verbandsbürgermeister Klaus Schillo hatte sich die erste Verbindung ausgesucht. „Nur die Eröffnung, dann kann ich den Markt genießen“, sagte er. Als ehemaliger Leiter des Ordnungsamtes weiß er, wie viel Arbeit die vielen freiwilligen Helfer in die Veranstaltung investieren. Er war froh, dass er den Pferdemarkt entspannt angehen konnte. Nach der Begrüßung durch die Bürgermeister zeigten sich Pony Schokolino und Riesenstute Chantal auf dem Pferdeparkett. Die Kinder vom Römertalhof aus Steinbach am Glan zeigten das Schaubild Turnierzwerge mit dem Motto „Wir reiten für Deutschland übermorgen“. Doch die Riesenstute war etwas nervös. „Sie möchte einfach die Herde in der Nähe wissen“, sagte Trainerin Anja Coenen. Sei die Herde nicht da, seien die Pferde nervös. Die Gruppe vom Römertalhof verbrachte den ganzen Tag in Quirnbach. Besonders schön sei jedes Jahr die Reitaktion am Nachmittag für die Kinder. In Verbindung mit dem anschließenden Martinsumzug erwartete Coenen sogar noch mehr reitende Kinder als in den Jahren davor. Seit den 1980er Jahren habe sich die Pferdeschau samt Prämierung in Quirnbach etabliert, erzählte Elke Blomeyer, die sich seit 15 Jahren bei der Prämierung engagiert. Zum ersten Mal nahmen bei der Prämierung gestern neben 62 Pferden auch acht Esel teil. Letztere möglicherweise zum Start der närrischen Jahreszeit, meinte Blomeyer. Zwischen Reitplatz und Festzelt hatte die 6. Batterie des Artillerie-Lehrbataillons 345, das eine Partnerschaft zur Gemeinde Quirnbach pflegt, seinen Platz. Die Soldaten helfen, wo sie können. Darüber freute sich Ortsbürgermeisterin Stefanie Körbel sehr. „Sie helfen beim Aufbau, bei der Verkehrsreglung und vielem mehr“, erklärte Körbel später. Das Bataillon, das ehemals auf dem Windhof in Kusel stationiert war, reist mittlerweile aus Idar-Oberstein an. Den Pferdemarkt möchten sie nicht verpassen, machte Hauptfeldwebel Viktor Maier deutlich. Immer wieder kamen Stammgäste vorbei, um ihre Essensbestellung bei den Soldaten abzugeben. Maier hatte mitgezählt: „Rund 200 Haxen mit Sauerkraut gehen heute über die Theke“, sagte er. Gegen 11 Uhr hatte sich auch das große Festzelt schon gut gefüllt. Die Musiktruppe Filsbacher zeigte Waden, die Blechinstrumente standen bereit, das zünftige Programm konnte beginnen. Zwischen den Ständen vor dem großen Festzelt saßen Schüler der Glantalschule wie für ein Klassenfoto zusammen. Das erste Mal schlugen sie auf dem Pferdemarkt ihren Stand auf. Sie hatten Weihnachtsmänner und Glückwunschkarten gebastelt, Bänder geschnürt und Badesalz zum Duften gebracht. Nein, die Klassenfahrt gehe nicht nach New York, aber mit dem Verkauf hier, in der Schule und später auf dem Weihnachtsmarkt in Glan-Münchweiler wollten sie ihre Reisekasse für die letzte Fahrt etwas aufstocken. In der Hauptstraße war auch die Familienbäckerei Scheuermann gestern wieder geöffnet. Im März hatte man den Betrieb geschlossen, „aber wir haben so viele Bekannte und Freunde auf dem Pferdemarkt gewonnen, da haben wir wieder öffnen müssen“, erklärte Gertrud Scheuermann im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die nächste Gästeschar nahte, dieses Mal alte Bekannte aus der Nähe von Pirmasens. Eine herzliche Umarmung und ein Küsschen auf die Wangen gab es für die Bäckerin. Ein paar Meter weiter in „Helle Wertschaft“ stand Stefanie Körbel schon wieder in der Küche. Die ersten Bestellungen hatte sie auf Zuruf auf ihrem Weg vom Reitplatz zum Gasthaus entgegengenommen. Am Abend zuvor schon hatte sie acht Flüchtlinge in Glan-Münchweiler getroffen, die zu Fuß den Weg nach Quirnbach gesucht hatten. Die neue Ortsbürgermeisterin nahm sie mit. Dass den Neuankömmlingen das Fest gefällt, das hoffte sie doch sehr.

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