Rheinpfalz Ein Vierteljahrhundert auf Sendung

Die Gründung des Offenen Kanals (OK) habe sich zufällig angebahnt, erinnert sich der langjährige frühere Vorsitzende Walter Danner. Bei einer Vorstandssitzung des Landesfilmdienstes sei das Thema aufgegriffen worden. Danner versicherte sich der Unterstützung durch Landrat Hans Jörg Duppré und brachte das Projekt mit Hilfe der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter auf den Weg. Heute feiert der OK in seinen Räumen im Rathaus der Verbandsgemeinde den Sendestart vor 25 Jahren.

Es war der 17. Dezember 1989, als die erste Sendung über Kabel im Fernsehen flimmerte. Die Region stellte sich in den Beiträgen vor. Der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel hatte im Beisein von Vorständen der Landesmedienanstalt, des Landrats sowie der Oberbürgermeister von Pirmasens (Karl Rheinwalt) und Zweibrücken (Werner von Blon) den roten Startknopf gedrückt und das Projekt symbolisch freigegeben. Bereits ein Jahr zuvor war der Trägerverein gegründet worden, dem die Landesmedienanstalt die technische Ausstattung für das „Bürgerfernsehen“ zu Verfügung gestellt hatte. Nach drei Jahren verfügte der OK gar über einen Übertragungswagen, um live vor Ort berichten zu können. Wie „Bürgerfernsehen“ funktioniert, hatte der Verein zuvor bei Info-Abenden in Pirmasens und Zweibrücken veranschaulicht, indem er zum Beispiel die Arbeit an einem Schnittplatz vorführte. Denn ursprünglich sollten die Bürger ihre eigenen Filme für die Übertragung im OK aufnehmen. „Wir hatten proppenvolle Säle, das Interesse war riesengroß“, erinnert sich Walter Danner an die Anfänge. Laut Bernhard Pyka, dem aktuellen Vorsitzenden, „verfügen die Bürger mittlerweile über ihre eigenen Gerätschaften und schicken ihre fertigen Beiträge ins OK-Studio“. Jedem Bürger biete der Offene Kanal die Möglichkeit, „Fernsehen selbst zu machen“. Eine Zensur gebe es nicht, freilich dürfe nicht gegen Grundrechte verstoßen werden. Das „Bürgerfernsehen“ verlief in Rodalben von Anfang an in eigenwilligen Bahnen. Reiner Hochstein, ehedem Direktor der Landesmedienanstalt (früher LPR), sprach gerne vom „Westpfalz-Modellprojekt“. Hier legte Danner Wert auf eigenes Personal, das die Räume auf- und zuschloss, Besuchern den Umgang mit den Geräten erklärte und die Technik überwachte. 1988 war der erste hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt worden. Darüber hinaus forderte Danner von der Landesmedienanstalt mit Erfolg, Ausbildungsplätze für künftige „Mediengestalter Bild und Ton“ zu finanzieren. Die Auszubildenden besuchten eine Klasse in einer Berufsbildenden Schule in Saarbrücken, der Offene Kanal wurde Ausbildungsbetrieb. Nach und nach folgten andere OK dem Rodalber Beispiel. Die Auszubildenden gewährleisteten eigene Beiträge und Magazinsendungen die Unabhängigkeit von ehrenamtlicher Tätigkeit. „Über die Jahre haben wir über 50 Auszubildende betreut“, sagt Danner, „ganz abgesehen von den jährlichen Praktikanten aus Medien-Studiengängen“. Aus den Auszubildenden seien Techniker, Kameraleute oder Moderatoren geworden. Sie arbeiteten für Sat1 wie Markus Appelmann aus Clausen, Vox, RTL, den Saarländischen Rundfunk oder den SWR wie Olaf Paust. Manche hätten eigene Betriebe gegründet oder seien in Firmen eingetreten, die Medien produzierten. Bernhard Pyka verweist auf einen Ehemaligen, der mit der Bundeswehr nach Afghanistan ging, dort in der Kriegsberichterstattung eingesetzt war, sich selbstständig machte und heute eine große Fernsehfirma leite. Ausbildung und Bildung hatten beim OK schon immer einen hohen Stellenwert. Daran änderte sich nichts. Schulungen, die der Offene Kanal anbietet, führen in den Umgang mit der Kamera ein oder in die Arbeit am Schnittplatz. Die Qualität habe sich verbessert, stellt Pyka fest. Nach wie vor bringt sich der OK begleitend auch bei Projektwochen in Schulen ein, unterstützt zum Beispiel beim Erstellen von Filmbeiträgen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ließ sich mit dem französischen Regionalsender „TV Cristal“ verwirklichen (ab 1995). Dem Austausch von Sendebeiträgen schlossen sich gemeinsame Projekte an: „Mosaik“ (Präsentation von Gemeinden), „Grenzenlos lernen“ (Kooperation mit Schulen) und 2012 „Kubic“ (Musik). Natürlich gab es auch beim Offenen Kanal innerhalb des Vierteljahrhunderts vielerlei Veränderungen. Ein Kraftakt sei es gewesen, die nach und nach eingerichteten Studios in Dahn, Hauenstein, Pirmasens und Zweibrücken aufzulösen und alle Aktivitäten zentral in Rodalben zu bündeln, sagte Walter Danner. Das Medienkompetenznetzwerk (MKN) wurde gegründet (2002) mit zusammengeführten Offenem Kanal und der Filmstelle, die lizenzierte DVD-Filme im Gebiet des Landkreises sowie der Städte Pirmasens und Zweibrücken ausleiht. Der Vergleich mit der alten Bildstelle liegt nahe. Hinzu kommt die Vielfaltmediathek. Sie hält beispielsweise Bücher und DVD bereit, die dazu beitragen, Toleranz zwischen den Kulturen und Religionen zu fördern, so Pyka. Eine Lehrerin und ein Lehrer sind beratende Ansprechpartner. Als eine große Sache wertete Walter Danner dass der OK seit 2012 über Livestream im Internet (www.oktv-suedwestpfalz.de) zu empfangen ist. Der Zugang sei über Suchmaschinen leicht zu finden, bis zum OK gelange man über wenige Klicks. Danner misst diesem Übertragungsweg daher herausragende Bedeutung zu, weil ansonsten nur Kabelkunden den Offenen Kanal empfangen können. Die Anzahl der Zuschauer vermag Danner nicht anzugeben. Sie sei wohl vergleichbar mit den Anteilen der dritten Programme. Das habe eine allerdings schon Jahre zurückliegende Studie der Uni Trier zutage gefördert. Bei 25.600 „Kabelhaushalten“ gibt es laut Pyka 60.000 mögliche, nicht tatsächliche Zuschauer. 105 Mitglieder gehören dem Offenen Kanal an. 20 Jahre lang führte Walter Danner (Münchweiler) den Vorsitz. Ihm folgte Peter Münch (Hauenstein), seit einem Jahr steht Bernhard Pyka (Rodalben) an der Spitze des Vereins. Bei der Jubiläumsfeier zeigt der OK einen Film, unter anderem mit aufgezeichneten Interviews, über die Anfänge und die Entwicklung des Offenen Kanals. Elvira und Gerhard Bachmann sollen als Frau und Mann der ersten Stunde ausgezeichnet werden.

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