Rheinpfalz Durch Eppenbrunns grüne Lunge

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EPPENBRUNN. Ein Schild am Eingang des Parks verheißt das, was die meisten Eppenbrunner wohl ohnehin wissen: „Wir haben sehr gute Luft hier“, sagt Ortsbürgermeister Thomas Iraschko. Daher darf Eppenbrunn das Prädikat Luftkurort führen. Derzeit laufen Messungen, die dieses Prädikat bestätigen sollen. Nicht unwesentlich, will doch die Gemeinde stärker auf sanften Tourismus setzen. Insbesondere die Altschloßfelsen sollen besser vermarktet, ein Premiumwanderweg bald zertifiziert werden. Touristen zieht es indes schon länger nach Eppenbrunn. Davon zeugen das Haus des Gastes und der 1979 entstandene Freizeitpark, der ursprünglich bis zur Vita Natura Klinik reichen sollte. Daraus wurde nichts, Mittelpunkt des Ortes ist er dennoch. Kinder toben auf dem Spielplatz. In der Mitte des Parks ist ein Teich angelegt. Dahinter konnte man einst Minigolf spielen, doch die asbesthaltigen Bahnen wurden mittlerweile zurückgebaut, sagt Thomas Iraschko. Ein Ersatzangebot ist schon in Planung: Adventure Golf soll bald im Park gespielt werden. Eine Art Minigolf auf Naturbahnen – Pflastersteine und andere Untergründe sind denkbar. „Wir werden viel in Eigenleistung machen“, sagt Iraschko. Wie auch sonst. Die Gemeinde habe 900.000 Euro Schulden, bei freiwilligen Leistungen setze die Kommunalaufsicht den Rotstift an. Das sehe man auch dem Park an, sagt Iraschko. Die Wege müssten unbedingt erneuert werden, das Wasser laufe nicht ab, Randsteine seien teils nicht mehr zu sehen. Der einzige Gemeindearbeiter komme mit dem Rasenmähen kaum nach, schließlich müssen auch der Friedhof, der Weg zur Lourdes-Grotte und andere Flächen gepflegt werden. „Früher hatten wir drei Gemeindearbeiter und fünf bis sechs Aushilfen“, berichtet Iraschko von besseren Zeiten. Beim Schlendern durch den Park kommt die Sprache auf ein anderes Problem: Am ehemaligen Wald- und Heimatmuseum werden Huskys gehalten. „16 Hunde wurden da gezählt“, sagt Iraschko. Zu viele für die Ortsmitte, sind sich die Spaziergänger einig. Das hatte zuletzt auch das Verwaltungsgericht Neustadt so gesehen (wir berichteten). Denn die Hunde machten Lärm. „Gäste, die seit Jahren nach Eppenbrunn kommen, sind wegen des Gebells früher abgereist“, erzählen Teilnehmer. Derzeit ist das Oberverwaltungsgericht mir dem Fall befasst. Entlang des Eppenbrunner Bachs, des „Baches ohne Grenzen“, den ein Wanderweg bis ins französische Walschbronn säumt, geht es zur Pergola, wo unter anderem das Parkfest gefeiert wird. „Früher war es so voll, da kam man Samstagsabends mit dem Sackkarren nicht mehr durch, um Getränke zu bringen“, erinnert sich Iraschko. Heute kommen weniger Leute. Wenn es den Verein „Wir für Eppenbrunn“ nicht geben würde, gäbe es wohl auch kein Parkfest mehr, so der Ortschef. Da die Gemeinde dafür kein Geld mehr ausgeben darf, half der Verein aus. Vor drei Jahren ging er aus einer Arbeitsgruppe hervor, erzählt Gaby Ruprecht, die Vorsitzende. In diesem Jahr steht das 30. Parkfest an, da „wollen wir alle Vereine, die früher dabei waren, noch einmal zusammenbringen“, sagt Ruprecht. Bei den Keglern werde es wohl eine Kegelbahn geben, beim Brieftaubenverein steigen vielleicht Tauben auf, gibt sie einen Ausblick. In Erinnerung schwelgen die Spaziergänger auch beim alten Waschbrunnen. „Meine Mutter hat hier noch gewaschen, als ich ein Kind war“, sagt Gertrud Wagner. Kurz nach dem Krieg müsse das gewesen sein. Später nutzten die Kinder den Brunnen zum Spielen. An Eisenstangen sei man „driwwer geritscht“. Wer nicht vorsichtig war, landete im Wasser. Davon kann auch Konrad Wagner ein Lied singen. Nach einem Fest mit dem Pfälzerwald-Verein – dem Vernehmen nach mit feucht-fröhlichem Verlauf – war er bei der Heimkehr etwas übermütig. Beim Klimmzugmachen am Brunnen rutschte er ab und nahm unfreiwillig ein erfrischendes Bad. Und seine Frau Gertrud war böse? „Ach was“, sagt die lachend. 54 Jahre sind die beiden nun verheiratet, erzählen sie. Das Ja-Wort haben sie sich einst in Eppenbrunn im Bürgermeisteramt gegeben. Im ehemaligen Ärzte- und Bäderhaus ist mittlerweile Torsten Schwarz mit seinem Sportartikel-Geschäft heimisch. Ärzte gibt es in Eppenbrunn keine mehr. Auch ansonsten hat die Infrastruktur in den letzten Jahren gelitten. VR-Bank und Sparkasse wanderten ab, auch eine Post fehlte zwischenzeitlich. Gegenüber des ehemaligen Forstamtes waren einst Bäcker, Metzger und Frisör untergebracht. Nun hat der Fremdenverkehrsverein dort ein Büro. Das Gebäude, in dem schon 1885 das Forstamt Eppenbrunn untergebracht war, ist ein Schmuckstück. Erbaut 1746 ist das Fachwerkhaus wohl das älteste im Ort. Rechts vorbei geht es hinauf zur Eppenbrunner Lourdes-Grotte. Für viele Besucher ist sie ein Ort der Stille und Einkehr. Als man in den 1930ern ein Kreuz dort errichten wollte, wurde die Felsformation entdeckt, die der Grotte in Lourdes ähnelt. Sogar in die Bild-Zeitung hatte es die Eppenbrunner Grotte einmal geschafft. Heilwasser sollte es dort geben, hieß es damals, erinnert sich Kurt Schmitt. Das Interesse war jedoch schnell verflogen. Statt Heilwasser von der Lourdes-Grotte gibt es in Eppenbrunn mittlerweile den Altschloßtrunk. „Eine Mischung zwischen Schnaps und Likör“, erklärte Konrad Wagner beim gemütlichen Abschluss des Spaziergangs in Holleriths Weinbistro. Ob der Trunk heilende Wirkung hat, ist nicht bekannt. Aber glaubt man Wagner, dann schmeckt er zumindest. |clc

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