Rheinpfalz „Drohnen treffen nicht nur Terroristen“

91-87002552.jpg

Bad Dürkheim. Die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) macht sich einmal pro Jahr auf zu einer Radtour. Heute startet sie in Ingolstadt und führt über Bad Dürkheim nach Ramstein zur US-Airbase. Roland Vogt, Dürkheimer Friedenspolitiker und von 1983 bis 1985 für die Grünen im Bundestag, hat für nächsten Freitag eine Veranstaltung auf dem Römerplatz angemeldet. Der 75-Jährige ist besorgt.

Herr Vogt, als Friedenspolitiker und Friedensforscher hat man es in diesen Tagen nicht sehr einfach.

Das liegt daran, dass sich viele Menschen durch den immer näher kommenden Terror bedroht fühlen. Dieser Terror ist eine Antwort auf die neue Lage. Durch die Bombardierungen, an denen sich westliche Länder und die Russen beteiligen, reagiert der Islamische Staat wie ein waidwundes Tier, so dass weitere Anschläge dieser Art zu vermuten sind. Mit anderen Worten: Man muss eine völlig andere Art von Politik betreiben, um dem zu begegnen – eine zivilere, mehr auf Ausgleich bedachte Politik. Sie selbst waren bei der Konzipierung der Grünen als Friedenspartei an vorderster Stelle vor weit über 30 Jahren mit dabei. Haben sich die Grünen von diesen Grundsätzen nicht spätestens unter dem Außenminister Joschka Fischer sehr weit entfernt? Ich leide sehr darunter, dass es nicht gelungen ist, den Gedanken der Gewaltfreiheit im Bezug auf außenpolitische Fragen bei den Grünen auf alle Zeit zu verankern. Konflikte wie im Kosovo hätte man auch ohne Bomben lösen können. Nun wird in weiten Teilen der Grünen dieses Einschwenken auf die Akzeptanz auch militärischer Lösungen als Lernfortschritt betrachtet. Ich sehe es als Rückschritt an. Als Delegierter der Landesarbeitsgemeinschaft Frieden und Internationales bei der Bundesarbeitsgemeinschaft bin ich immer noch der Meinung, dass nichtmilitärische Lösungen der bessere Weg sind. In Rheinland-Pfalz waren die Grünen immer schon sensibler in Friedensfragen, insbesondere wegen der Militärbelastung in Eifel und Westpfalz mit den Atomwaffen in Büchel und Ramstein mit seiner automatisierten Kriegsführung. Nächsten Freitag macht die Deutsche Friedensgesellschaft auf einer Radtour hier Station. Die Gruppe fordert die Schließung der Airbase in Ramstein. Insbesondere wegen der Drohneneinsätze, die von dort aus gesteuert werden. Ist diese Forderung nicht sehr utopisch? Vieles, was Wirklichkeit wurde, war mal utopisch. Es wäre in unserem Interesse, denn von deutschem Boden sollte ja nie mehr Krieg ausgehen. Jeder, der sich informiert, weiß, dass diese Drohnen nicht nur Terroristen treffen. Es gibt die sogenannten Kollateralschäden, also dass unschuldige Menschen durch Drohnen umgebracht werden. Das erzeugt dort Rachegefühle. Ich als Vater und Großvater habe große Sorge, dass eines Tages der Rückschlag kommt, wenn diese Länder über ähnliche Mittel wie die Drohne verfügen.

x