Eisenberg Der Kreis soll zu den Menschen kommen

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Die Zeit für seine Hobbys Wandern und Lesen ist derzeit äußerst knapp. Kein Wunder: Michael Cullmann (SPD) steckt mitten im Wahlkampf. Gerne würde der 52-Jährige in ein paar Monaten den Chefsessel wechseln – von der Rockenhausener Verbandsgemeinde- in die Kirchheimbolander Kreisverwaltung. Auch wenn er das vor ein paar Monaten gar nicht auf dem Schirm hatte.

Damals hätte Michael Cullmann nicht damit gerechnet, für die Donnersberger SPD als Kandidat ins Rennen um das Amt des Landrates zu gehen. Eigentlich war alles klar. Auch für den 52-Jährigen. Michael Ruther sollte der Nachfolger von Winfried Werner werden. So war der Wunsch der Sozialdemokraten. Cullmann war in Ruthers Wahlkampfteam. Doch dann kam von Ruther im Januar die Nachricht, dass er wegen einer schweren Erkrankung seine Kandidatur zurückziehen müsse. Bei der SPD begann die Suche nach einer Alternative. Die heißt Michael Cullmann, seit 2013 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen. Im Sommer 2016 hatte der Vater von fünf Kindern intensiv darüber nachgedacht, ob er seinen Hut für eine Landratskandidatur in den Ring werfen möchte – hatte sich damals aber entschieden, es nicht zu tun. „Für mich gab es innerhalb der SPD zwei Leute, die darauf das erste Zugriffsrecht hatten. Zum einen der Unterbezirksvorsitzende, zum anderen der Vertreter des Landrats.“ Zudem mache ihm die Arbeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen Spaß. Daran hat sich auch nichts geändert, versichert Cullmann. „Als Landrat kann ich mich aber noch mehr für die Belange der Bürger einsetzen“, sagt er. Und so mancher Weg sei als Landrat kürzer. „Ich sehe beispielsweise die Ministerpräsidentin noch öfter.“ Fremd sind ihm die Kreisthemen ohnehin nicht. Cullmann ist seit 2014 Mitglied des Kreistages. Ihm liege es am Herzen, dass die Region liebens- und lebenswert bleibt. „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir den Kreis erhalten können“, sagt der 52-Jährige mit Blick auf die nächste Stufe der Kommunal- und Verwaltungsreform, bei der es um die Zukunft der Kreise und kreisfreien Städte gehen soll. Eine ländlich strukturierte Region wie der Donnersbergkreis habe durchaus seine Vorteile: „Es wird nicht alles in einer Stadt zentriert. Alle Leistungen, die ein Kreis anbietet, sollte er möglichst dezentral anbieten.“ Und schon ist der Rockenhausener bei einem weiteren Thema, das für ihn bedeutend ist: Bürgernähe. „Ich möchte, dass der Kreis zu den Menschen kommt. Heute ist es doch egal, ob ein Sachbearbeiter seinen Laptop in Alsenz oder Rockenhausen einstöpselt.“ So müssten Sprechstunden nicht nur in der Kreisverwaltung angeboten werden. „In größeren Kreisen ist ein Landrat weit weg von den Menschen. Das kann nicht das Ziel sein. Für mich ist ein Landkreis die höchste kommunale Einrichtung. Und diese soll kommunal bleiben, möglichst nah bei den Menschen.“ Auch im SPD-Regionalvorstand, dessen Mitglied er ist, seien nicht alle der Meinung, dass ein größerer Kreis auch gleichzeitig ein besserer ist. Und bevor die Frage kommt, ergänzt Cullmann: „Ich bin auch der Meinung, dass die Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel im Donnersbergkreis gut aufgehoben ist.“ Was er sich für diesen wünscht? So einiges. Da ist zum Beispiel das Thema schnelles Internet. Dass hier was passieren wird, dass der Kreis das Thema in die Hand nimmt, findet Cullmann grundsätzlich gut. Aber eigentlich sieht er so etwas als Teil einer Grundversorgung. Genauso wie ein vernünftiges Mobilfunknetz. „Ich kann auch irgendwo verstehen, dass die großen Telekommunikationsunternehmen nur das machen, was für sie lukrativ ist. Aber so wird der ländliche Raum benachteiligt. Und dem müssen wir mit allen Mitteln entgegenwirken.“ Da kommt der Rockenhausener dann auch ganz schnell auf das Thema Gesundheitsversorgung zu sprechen. Dass ein Hausarzt auch mal geregelte Arbeitszeiten, auch mal einen freien Abend haben möchte, versteht Cullmann. „Da hat sich im Vergleich zu früher einiges geändert.“ In den nächsten fünf bis zehn Jahren gingen zahlreiche Hausärzte im Kreis in den Ruhestand. Hier gelte es vorzubeugen, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Cullmann denkt an medizinische Versorgungszentren, in denen mehrere Ärzte arbeiten und bei administrativen Tätigkeiten entlastet werden. „Dort kann ein Arzt auch das machen, was er will: Menschen helfen – und den Papierkrieg vermeiden.“ Wichtig sind ihm außerdem der Erhalt von dezentralen Schulstandorten, die Erweiterung von Betreuungszeiten in den Kindertagesstätten oder die Unterstützung beim Übergang von Schule in den Beruf, genauso wie der Ausbau von Straßen sowie die Stärkung von Schienen- und Busangeboten und der Wirtschaft. Dann ist da noch das Ehrenamt. Das freiwillige Engagement im Kreis sei sehr hoch, in allen Bereichen. „Beispielsweise sind im Natur- und Umweltschutz viele Helferinnen und Helfer für die Umweltverbände unterwegs. Oder auch für Kultur, Kirche, Flüchtlingshilfe, die Tafeln, bei Sport, dem DRK und Jugendarbeit sind unzählige Menschen engagiert, dies muss weiter unterstützt und gefördert werden.“ Bei der Feuerwehr kann er sich vorstellen, nicht nur ganz junge Menschen, sondern auch viel stärker noch die Gruppe der um die 40-Jährigen zu werben. Diese könnten schließlich noch 25 Jahre Dienst tun. „Wichtig ist es grundsätzlich, dass wir die Einrichtungen, die wir vorhalten, den Ehrenamtlichen auch so gut es geht zur Verfügung stellen.“ Worte, die Cullmann gerade auch als VG-Bürgermeister sagt. In diesem Posten ist der 52-Jährige längst angekommen. Den Wechsel vom EDV-Bereich – Cullmann war zuvor bei der IGR Rockenhausen tätig – in die Politik hat er nicht bereut. Im Gegenteil. Auch wenn ihm der Wind als Bürgermeister einer VG mal entgegen weht. Als Landrat wäre das nicht anders. Cullmann weiß das – und schaut auf seine Uhr. In Wahlkampfzeiten ist der Terminkalender besonders voll. Der Rockenhausener hatte sich zwar auch schon vor Monaten auf Wahlkampf eingestellt. Aber nicht auf seinen eigenen. Manchmal kommt es eben anders ... Rheinpfalz-Talk Am 7. Mai wird im Donnersbergkreis ein neuer Landrat gewählt. Amtsinhaber Winfried Werner kandidiert nach 26 Jahren nicht mehr. Wir stellen die drei Kandidaten Michael Cullmann (SPD), Rainer Guth (parteilos, unterstützt von CDU und FWG) und Joachim Bayer (parteilos) in einer kleinen Serie vor. Zudem können Sie sich am Dienstag, 25. April, beim RHEINPFALZ-Talk in der Stadthalle in Kirchheimbolanden ein Bild von den Kandidaten machen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. |ssl

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