Rheinpfalz Der erste Frühlingsbote

Bis zu 4000 Schneeglöckchenarten: In der Festhalle Baumhain gab es einen Pflanzenmarkt mit Frühblühern.
Bis zu 4000 Schneeglöckchenarten: In der Festhalle Baumhain gab es einen Pflanzenmarkt mit Frühblühern.

«MANNHEIM.» Sie tragen Namen wie „Robin Hood“, „Kalebasse“ oder „Ding Dong“ und haben manchmal Klauen oder Gesichter. Nein, Schneeglöckchen ist nicht gleich Schneeglöckchen. Das weiß, wer am Wochenende die mittlerweile dritten „Schneeglöckchentage“ im Luisenpark besucht hat.

Expertin Anne C. Repnow, die Gartengestalterin aus Leimen-Gauangelloch, bezeichnet sich selbst als „galanthophil“ und befindet sich damit in großer Gesellschaft. Denn „Galanthus“, so der botanische Name, hat weltweit eine riesige Fangemeinde. Hierzulande sind Schneeglöckchen diejenigen, die im Februar als erste ihre zarte Blütenpracht entfalten. Es folgen Krokusse, Märzenbecher, Christrosen und Winterlinge. Daher versteht man unter „Schneeglöckchentagen“ – in Anlehnung an die „Snow Drop Days“ in England – einen Pflanzenmarkt mit Frühblühern. So auch in der Festhalle Baumhain, wo am Samstag und Sonntag Besucher sogar aus Frankreich, Österreich und der Schweiz anzutreffen waren. Wenngleich von zahlreichen anderen frühlingshaften Pflanzen und Stauden begleitet, begegnete einem „Galanthus“ natürlich überall an den Ständen. „Die Fangemeinde ist mittlerweile weltweit vernetzt“, berichtete Anne C. Repnow. Der Expertin zufolge gibt es 20 bis 25 wildwachsende Arten, die in Kontinentaleuropa ebenso vorkommen wie vom Balkan bis zum Kaukasus. Diese blühen längst nicht nur im Februar und März. „Königin Olga“ beispielsweise, eine ursprünglich in Griechenland beheimatete Sorte, gibt sich bereits im Oktober die Ehre. Auf den britischen Inseln allerdings waren Schneeglöckchen nie heimisch. Lange war dort nur „Galanthus nivalis“, das „Gewöhnliche Schneeglöckchen“ bekannt. Das erklärt sicherlich, warum die Pflanze bei den gartenbegeisterten Engländern so heiß begehrt war und sich dort nach wie vor besonderer Beliebtheit erfreut. Erst im viktorianischen Zeitalter wurden aus der Türkei und den Gegenden ums Schwarze Meer weitere Wildsorten eingeführt, vermehrten sich aufgrund des günstigen Klimas auf der Insel bestens und hybridisierten in den Gärten der englischen Pflanzenliebhaber munter miteinander. Zwischen 2000 und 4000 Arten kennt man heute. Manche haben einen grünen, manche einen gelben Fruchtknoten. Es gibt schlanke, schmale Schneeglöckchen ebenso wie bauchige oder tropfenförmige. Strahlen die einen weiß wie das reinste Porzellan, sind bei anderen Sorten die Blütenblätter farbig gezeichnet. Der Hybrid „Galanthus Grumpy“ („mürrisch“) beispielsweise scheint zwei grüne Augen und einen nach unten gezogenen Schmollmund auf dem inneren Blütenkelch zu zeigen. Seit einigen Jahren werden Schneeglöckchen sowohl in Europa als auch in Kanada gezüchtet. „Es dauert mindestens zehn Jahre, bis eine gesunde Pflanze mit noch nie dagewesener stabiler Zeichnung oder Form auf den Markt gebracht werden kann“, informierte die Expertin. Die neuen Glöckchen sind heiß begehrt und kosten je Zwiebel zwischen 100 und 1000 Euro. Aber nicht lange. Denn mit zunehmender Vermehrung sinkt der Preis rapide und neue Sorten werden für jeden Gartenfreund erschwinglich.

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