Rheinpfalz Dem Kunstlied eine Chance

Gastieren auf Einladung der Kuseler Fritz-Wunderlich-Gesellschaft im Horst-Eckel-Haus: der Tenor Tilman Lichdi und seine Klavier
Gastieren auf Einladung der Kuseler Fritz-Wunderlich-Gesellschaft im Horst-Eckel-Haus: der Tenor Tilman Lichdi und seine Klavierbegleiterin Anette Fischer-Lichdi.

Liederabende sind eine Stilform, die ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Die Fritz-Wunderlich-Gesellschaft aber glaubt ans Format – und hat in Kooperation mit dem Landkreis für kommenden Sonntag, 28. Januar, 17 Uhr, einen Schubert-Abend im Horst-Eckel-Haus, der früheren Kuseler Realschule, organisiert. Geboten wird kein Kaleidoskop aus dem Werk des Wiener Romantikers, sondern der gesamte Zyklus „Die Winterreise“.

Winterreise. Ein Zyklus aus 24 Liedern für Singstimme und Piano, komponiert 1827, ein Jahr vor dem frühen Tod Franz Schuberts, nach Gedichten von Wilhelm Müller. „Solche Liederabende sind als Kultursparte extrem wichtig, auch wenn sie gerade in einer schwierigen Phase sind“, sagt Thomas Germain, Leiter der Musikschule Kuseler Musikantenland und Vorstandsmitglied der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft. „Aber ich glaube daran: Kusel ist eine Stadt der Musik und wir sind das eine gallische Dorf, in dem kunstvolle Liederabende entgegen des Trends bestehen können.“ Germain macht keinen Hehl daraus, dass Schuberts „Winterreise“ ein eher düsteres Werk ist. Doch einen Genuss verspricht er trotzdem, denn der Tenor Tilman Lichdi und seine Schwägerin Anette Fischer-Lichdi am Flügel, die beiden Protagonisten des Konzerts am Sonntag, haben Germain mit ihrer Interpretation der düsteren „Winterreise“ im vergangenen Jahr in Bernkastel-Kues sehr beeindruckt. „Das ist ein Vortrag aus einem Guss, ein ganz großer Bogen“, sagt Germain. Das sieht nicht nur er so: Am vergangenen Wochenende gastierten Lichdi und Fischer-Lichdi in Bad Krozingen. „Getragen vom Geist des Mitfühlens, der Empathie“, sei der Vortrag gewesen, heißt es in der Besprechung, von einer „ganz hinreißenden Begleitung am Klavier“ ist die Rede und von einem lyrischen Tenor, der „dem Idealtypus eines Interpreten dieses Liederzyklus’ sehr nahe“ komme. „Kein Kaleidoskop aus den bekanntesten Liedern Franz Schuberts, sondern eine Vertiefung in dieses eine existenzielle Werk“ wollen die Veranstalter dem Publikum ermöglichen. Es müsse sich bei den kulturell Interessierten das Bewusstsein entwickeln, dass in der Heimatstadt von Fritz Wunderlich immer noch gesungen werde, „und zwar auf hohem Niveau“, sagt Germain. „Die Chorarbeit läuft super und vorbildlich, dennoch muss die Gesangskultur intensiviert werden. Übers Jahr verteilt fehlen hochwertige klassische Konzerte mit großen Leuten von außerhalb.“ Diese Lücke will die Fritz-Wunderlich-Gesellschaft füllen, der Schubert-Abend könnte einen Auftakt bilden. Die Pianistin Anette Fischer-Lichdi ist vor Ort bereits bekannt. Sie begleitete die Stipendiaten der Fritz-Wunderlich-Musiktage – und blieb mit ihrer feinsinnigen Herangehensweise in ausgezeichneter Erinnerung. Fritz Wunderlich selbst hat Lieder aus Franz Schuberts „Winterreise“ übrigens auch gesungen, wie die Vorsitzende der Gesellschaft, Ingrid Hirschberger, erläutert. Bekannt sei die Anekdote seiner Hochschulaufnahmeprüfung, bei der er mit schöner, aber noch ungepflegter Stimme das Wegweiser-Lied arg überschwänglich vorgetragen und dies selbst mit dem Kommentar „War wohl schmalzig?“ eingeordnet habe. Weniger bekannt ist, dass Fritz Wunderlich 1960 in Trier vier Lieder (Gute Nacht, Frühlingstraum, Die Post, Der Wegweiser) aus Schuberts „Winterreise“ ins Programm eines Konzertabends mit Rolf Reinhardt am Flügel einbaute. Aufnahmen gibt es nicht. Info Konzert am Sonntag, 28. Januar, um 17 Uhr in der Aula des Horst-Eckel-Hauses (acht bis zwölf Euro). Karten an der Abendkasse sowie unter der Ticket-Hotline 06381 424-496 und www.ticket-regional.de.

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