Rheinpfalz „Das Soziale ist mir auf den Pelz gebrannt“

DONSIEDERS. Peter Spitzer (SPD) soll in der Kreistagssitzung am kommenden Montag als Nachfolger von Ernst Hügel zum hauptamtlichen Kreisbeigeordneten gewählt werden. Der Erfolg ist sicher, da es keinen Gegenkandidaten gibt und die Koalition aus CDU und SPD eine satte Mehrheit hat. Seine Amtszeit beginnt am 1. Oktober und dauert acht Jahre. Gestern stellte sich Spitzer den Fragen von RHEINPFALZ-Redakteur Matthias Rackow.

Am Montag ist Ihr großer Tag – der größte bisher in ihrem Leben?

Nein, das waren die Geburten meiner Kinder. Das Amt des hauptamtlichen Beigeordneten ist die am besten dotierte Arbeitsstelle, die die SPD in der Südwestpfalz zu vergeben hat. Sie steigen mit B2 ein – eine Stufe niedriger als Ihr Vorgänger, weil der Kreis mittlerweile weniger als 100.000 Einwohner hat – und können nach zwei Jahren auf B3 hochgestuft werden. Aber B2 bedeutet immerhin noch 6600 Euro Grundgehalt im Monat. Rechnen Sie mit Neidern in der Partei oder im Dorf? Ich denke nicht. Ich wusste selbst bis vor einem dreiviertel Jahr, als die Kandidatur an mich herangetragen wurde, nicht, wie hoch diese Stelle dotiert ist. Aber das wird ja nicht umsonst so sein und ich werde es als weiteren Ansporn verstehen, dies mit meinem Einsatz und meinem Engagement zu rechtfertigen. Das ist aber dennoch für Sie ein großer Einkommenssprung ... Ja. Bei Ihrer Aufstellung beim Parteitag der SPD gab es eine Lagerbildung, als Heinrich Hoffmeister aus Lemberg gegen Sie antrat. Wie wollen Sie diesen deutlichen Riss in der Partei kitten? Das hat sich schon direkt danach relativiert, nachdem ich sehr konstruktiv mit Wolfgang Petry, dem Vorsitzenden des SPD-Gemeindeverbands Pirmasens-Land, gesprochen habe. Hoffmeister und ich haben auch persönlich gar nichts gegeneinander. Er hat mir zugesichert, mich jetzt zu unterstützen. Dass das auf dem Wahl-Parteitag vielleicht etwas überzogen war, ist der damaligen Situation geschuldet. Werden Sie in der Nachfolge von Ernst Hügel auch den Kreisvorsitz der SPD übernehmen? Also stürzen werden ich ihn sicher nicht, aber früher oder später werde ich das Amt wohl übernehmen, wenn sich niemand anderes stellt. Was befähigt Sie für dieses hohe Amt des ersten Kreisbeigeordneten, mit dem Sie zum zweitwichtigsten Repräsentanten des Kreises und in Vertretung des Landrats sogar zum wichtigsten werden? Ihre bisherigen Berufe als Bauingenieur, Energieeffizienzberater und zuvor Mathematiklehrer haben ja mit den neuen Aufgaben kaum etwas zu tun. Das ist richtig. Aber ich habe mich mein ganzes Leben lang sozial engagiert, auch in der Familie, als ich zwei Jahre lang meine Großmutter gepflegt habe. Im Handballsport habe ich früher Jugendmannschaften trainiert. Ich habe die sozialen Werte verinnerlicht. Ich fragte nach der Befähigung ... Ich habe die Legitimation für das Amt durch die Nominierung und die Wahl. Eine spezielle Befähigung habe ich nicht, aber ich werde mich der Aufgabe stellen und hoffentlich zur Zufriedenheit aller Bürger tätig sein. Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen? Das Soziale ist mir schon von Haus aus auf den Pelz gebrannt. Ich mache mich gerne für die sozial Schwächeren stark. Ich habe schon in der Schulzeit immer Partei für sie ergriffen. Das bleibt für mich Maßgabe. Was werden sie anders machen als Ernst Hügel? Ich habe zu wenig Einblick in sein Handeln und bin zu wenig in der Materie drin. Nach der Amtseinführung kann ich dazu mehr sagen. Auf jeden Fall werde ich aber die vorhandenen Kräfte bestmöglich einsetzen und durch Dienstbesprechungen immer up-to-date sein. Wird der Zuschnitt des Geschäftsbereichs – Soziales, Jugend, Familie, Sport – so bleiben wir bei Ihrem Vorgänger Ernst Hügel? Davon gehe ich aus. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit Landrat Hans Jörg Duppré vor? Hatten Sie schon eine erste Besprechung mit ihm? Nein, und ich wollte der Wahl am Montag auch nicht vorgreifen. Kurz bevor Duppré 1979 Landrat wurde, kam ich in die Schule, insofern ist er ein politischer Wegbegleiter für mich gewesen. Ich schätze ihn sehr, man kann von ihm viel lernen. Für welche anderen höheren Ämter haben Sie sich schon mal beworben? Ich war bislang nur B-Kandidat von Norbert Stretz für die Landtagswahl 2011. Die Wähler hatten Sie bei der Kreistagswahl im vergangenen Jahr auf der SPD-Liste von Platz 24 ganz nach vorne auf Platz zwei katapultiert, was ein starkes Argument für Ihre jetzige Kandidatur zum Kreisbeigeordneten war. Wie erklären Sie sich das? Das ist nicht schwierig zu erklären. Ich bin in der Region relativ bekannt durch meine fünfjährige Tätigkeit an der BBS Rodalben und durch meinen Handballsport. Ich glaube auch, dass ich jedem immer fair und als vernünftiger Gesprächspartner gegenübertrete. Dass es allerdings mit so vielen Personenstimmen honoriert wird, hätte ich nicht gedacht. Ich habe es als Auftrag gesehen, mich um das Amt des Kreisbeigeordneten zu bewerben. Es ist ein Vertrauensbeweis der Wähler, die man nicht enttäuschen sollte. Erster hauptamtlicher Beigeordneter soll ja noch nicht Ende der Fahnenstange für Sie sein. Nach einer Absprache zwischen CDU und SPD soll der neue erste Beigeordnete auch Kandidat der SPD für die Wahl des Landrats werden. Sie wollen also spätestens im Oktober 2017 Landrat sein? Wenn wir bei diesen Vereinbarungen bleiben, wird es wohl so sein, dass ich als Kandidat geführt werde, falls nichts dazwischenkommt ... ... das klingt so, als ob sie gar nicht Landrat werden wollen ... ... doch, es wäre schön. Was halten Sie persönlich von dieser Absprache der Elefanten im Kreistag, die dazu führen soll, dass die beiden wichtigsten Ämter – Landrat und hauptamtlicher Beigeordneter – in den Händen von CDU und SPD bleiben? Unser Landkreis fährt seit vielen Jahren gut damit. Solche Vereinbarungen sind im Übrigen auch gang und gäbe in anderen Landkreisen. Als Unterdrückung der kleinen Parteien sehe ich das nicht, denn das Votum der Bürger spielt ja auch noch eine Rolle. CDU und SPD haben schließlich mit Abstand die meisten Stimmen bekommen. Werden Sie Bürgermeister von Donsieders bleiben können? Damit habe ich mich noch nicht befasst. Aber der Vorgänger von Hügel, Willi Lehmann, war auch in seiner Amtszeit als erster Kreisbeigeordneter noch Bürgermeister von Kröppen.

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