Rheinpfalz Dahner mit Häschdner Erfahrung

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Sechs neue Premiumwanderwege, ein Wanderwege-Leitkonzept und einen Kinderwanderführer hat Jacques Noll gerade mit seinem Team der Tourist-Information Dahner Felsenland auf den Weg gebracht. Unter anderem. Weiteres hat er längst in Planung. Stillstand kennt er nicht. Er weiß: Dem Fremdenverkehr, dem wichtigen Wirtschaftszweig in der Verbandsgemeinde, bekäme das nicht gut.

In der Tourist-Information herrscht Hochbetrieb. Wanderer treffen sich draußen, drinnen stehen Gäste an der Info-Theke – Rentner ebenso wie Familien mit kleinen Kindern. Die vier Damen samt ihrem Chef Jacques Noll haben gut zu tun. Und in diesem Jahr ist es besonders viel: Von Januar bis Mai ist die Anzahl der Gäste um zwölf (Landkreis: 3,6) Prozent und die der Übernachtungen um 13,9 (6,5) Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Gut angenommen wurden bereits die sechs neuen Premiumwanderwege, womit die Verbandsgemeinde nun über zwölf ausgezeichnete Wege verfügt – und für Noll unter den deutschen Wanderregionen im vorderen Feld mitspielt. Komplett erneuert wurde dabei das Wanderwege-Leitkonzept. Ein Unterfangen, das die Touristiker wegen der Fördermittel in gerade mal 13, 14 Monaten umsetzen mussten. Und ein Unterfangen, das ohne viel Erfahrung, großen persönlichen Einsatz und Unterstützung etlicher Helfer kaum hätte so gelingen können. Erfahrung hat Jacques Noll reichlich mitgebracht, als er im Juli 2013 zur Verbandsgemeinde Dahner Felsenland kam und die Leitung der Tourist-Information als Nachfolger von Peter Zimmermann übernahm. Etwa 20 Jahre war er zuvor in der Verbandsgemeinde Hauenstein für Tourismus zuständig gewesen, hat dort die sieben Premiumwanderwege eingerichtet, Veranstaltungen wie den Schuhmachermarkt weiterentwickelt, die Kastanienwoche mit auf den Weg gebracht. Im Juli 1993 startete er in Hauenstein. Eine spannende Zeit, war doch damals vieles im Umbruch. So entstand gerade das Deutsche Schuhmuseum, das dieses Jahr 20-Jähriges feiert. Ein Bereich, in den auch der Touristiker eingebunden war – so intensiv, dass ihm Museumsleiter Willy Schächter sogar ein kleines Zimmer dort einbauen lassen wollte, damit er direkt an Ort und Stelle übernachten könne. Jacques Noll denkt gerne zurück an jene Zeit – jeder habe angepackt und geholfen, stellt er fest. Der Anfang war freilich nicht einfach. Denn – und das wüssten bis heute manche Dahner nicht, sagt Noll – er ist gebürtiger Dahner. Das wiederum hatte sich in Hauenstein damals rasch herumgesprochen. Wie man bloß einen Dahner zum Touristik-Chef in „Häschde“ machen könne – das hat er selbst mal von einem Stammtisch vernommen. Erklärt ist das übrigens ganz einfach. Er hat, erzählt Noll, zunächst 1983 – nach der Bundeswehr, wo er eine Verwaltungsprüfung ablegte – bei der VG-Verwaltung in Dahn angefangen, im Steueramt. Nebenberuflich hat er sich dann weitergebildet zum Betriebswirt Tourismus – und sich bei nächster Gelegenheit um eine passende Stelle beworben, eben in Hauenstein. Eingestellt hat ihn dort der damalige Verbandsbürgermeister Dieter Raber – wohl deshalb, meint Noll und lacht, weil dieser selbst kein „Häschdner“ sei. Interessiert haben Noll touristische Themen seit jeher, mehr als trockenes Zahlenwerk. Doch um Dinge voranzutreiben, immer wieder Neues anzugehen, beständig für die Region zu werben und dazu auch andere zu motivieren – dazu gehört schon eine gute Portion Herzblut. Und Einsatz über Bürozeiten hinaus: Nicht nur jeder zur Prämierung anstehende Wanderweg wird vorher persönlich abgelaufen, Kontakte mit Touristikern quer durch Deutschland und in Frankreich werden geknüpft und gehalten, ein großes Netzwerk muss gepflegt, die Region nach außen hin vertreten werden. Letzteres übrigens nicht nur auf regionaler Ebene: Auch in den „Premium-Wanderwelten“, einer bundesweiten Vereinigung von Gebieten mit Premiumwanderwegen, ist Dahn dabei. Geworben wird zudem nicht nur für den eigenen Beritt: Der neue Kinderwanderführer enthält ebenfalls Ausflugstipps über die Verbandsgemeindegrenzen hinweg. „Es geht ja um die Gäste“, sagt Noll. Er wandere gerne, versichert er – ohne Spaß daran gehe es in seinem Job kaum. Auch privat? Ja, sagt er und lacht. In der Pfalz kenne er viele Wege, stellt er fest, auch im Allgäu und in anderen Regionen ist er unterwegs. Wenn Zeit bleibt. Denn der 56-Jährige, der in Schindhard lebt, hat noch weitere Hobbys: Fußball, Skifahren, Mountainbiken und Motorradfahren, wobei die alte Moto Guzzi meist in der Garage stehe, bedauert er. Und gelegentlich mag auch ein Wanderfreund anderes sehen: Dieses Jahr führt der Urlaub nach Gran Canaria. In Dahn ist Noll seit Juli 2013 zuständig für Tourismus im Dahner Felsenland – ausschließlich, nachdem es zur Kooperation mit Hauenstein nicht kam. Zu tun hat er aber auch hier genug. Und längst Pläne für Neues, etwa für eine Broschüre über die anderen 35 Wanderwege in der Verbandsgemeinde. Stillstand kennt er nicht. Französische Wurzeln hat er übrigens nicht. Denn zu „Jacques“ kam Hans-Joachim Noll durch einen Jugendfreund. Der nannte ihn so wegen seiner einst langen Haare – nach einem prominenten französischen Friseur.

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