Rheinpfalz Atemlos im närrischen Urlaubsparadies

Ein Sommer, der keiner war, drum feiern wir im Februar! So oder so ähnlich lautete das Motto der Grieser Fasnachtsgesellschaft, die am Samstagabend in der Südsee unter Palmen ausgelassen feierte.

Gut, das Urlaubsparadies war bei näherer Betrachtung das Sportheim des TuS Gries. Doch die gut 150 Gäste hatten dafür auch nur eine kurze Anfahrt und sie erlebten ein Programm, in dem die Animateure Simone Leibrock und Rainer Simon wieder einmal für Kurzweil sorgten. Während Simon im Fußballdress und geschwelter Brust mit dem vierten Stern des Weltmeisters angab, warnte Leibrock vor zu viel Hochmut. Sie habe als Biene Maja einen Stachel, der Gift verspritzen könne. Den versprühte zweifelsfrei dann – nach einer Schunkelrunde – Gerald Böhnlein, oder besser gesagt Geraldine. Er, Pardon Sie, ging mit den Herren der Schöpfung bös ins Gericht. Die nahmen′s jedoch gelassen und Animateur Simon stellte fest, dass die Feministin mit dem dezent hellen Kostüm wohl die schönsten „hoorische Been vun Gries“ habe. Um Schönheit ging′s auch im „Kuseler Arbeitsamt“. Dort versuchte ein gestandener deutscher Beamter (Doris Müller) der schönen Rapunzel (Claudia Moosmann) einen neuen Job zu vermitteln. Nach 500 Jahren sitzender Tätigkeit, irgendwo in einem königlichen Turm, sicher kein einfaches Unterfangen. Noch einige Jahre älter waren da die Geschehnisse im Paradies, die Adam und Eva (Heinz und Heike Bischoff) kritisch Reflektierten. Nach diesem turbulenten Auftritt dürfte die Schöpfungsgeschichte wohl neu geschrieben werden. In die moderne Welt der Kommunikation tauchten indes zwei Putzfrauen ein. „Chantalle 23“ (Karin Schachtzabel) und „Denise die Elfenkönigin“ (Christine Jochum) nutzten die Anonymität des Internets, um sich den richtigen Mann zu angeln. Waren es zum Auftakt noch die Nachwuchs-Griesinis, die in ihrem Showtanz frei nach den Klängen von Peter Maffay gestanden „Ich wollte nie erwachsen sein“, löste mit „Paloma Blanca...“ die Rot-Weiße Garde unter der Leitung von Elisa Stelling eine donnernde Saalrakete aus. Kurz vor der Pause dann einer der Höhepunkte „Das halbe Kwartätt“ sinnierte über deutsches Liedgut. Gnaden- und atemlos entlarvten Reiner Klein und Jochen Wolff die Rechtschreibschwäche der textenden Zunft. Kamen zu der Überzeugung, dass der alternde Chris Roberts mit der Dame seines Herzens wohl 122 Jahre werden müsste. Schließlich überführten sie den Gesangsbarde Heino als einen Lustmolch, der die Sennerin bereits vor dem Alpenglühen aus dem Bett schmiss, sie über vier Hütte trieb, um sie spät in der Nacht, im Alkohol-Enzian-Exzess zu vernaschen. Auch in der zweiten Hälfte des gut vierstündigen Programms forderten wieder Sketche die Aufmerksamkeit der sonnenhungrigen und durstigen Urlauber ein. So durchlebte Nicole Schulz nochmals schweißtreibende Fahrstunden. „Annche und Bienche“ (Anette Beisecker, Sabine Klein) lästerten über die Sänner, die, aus der Höhe betrachtet, als Parkettmuster zu erkennen seien, weil sie, neugierig zum Himmel schauend, ihr Brett vorm Kopf zeigten. Auch „Die zwei Halbstarken“, Max Beisecker und Hendrik Ecker, strapazierten mit ihrem trockenen Humor die Lachmuskeln der Sommerfrischler. Tiefgründig und weltoffen „De Sportschwimmer Keks“, der im hautengen Badeanzug erahnen ließ, dass auch er letztendlich nur eine Mogelpackung ist. Gegen Ende dann etwas fürs Auge. „Die Griesinies“ legten mit einem Medley von Michael Jackson eine perfekt einstudierte Choreografie hin. Dann, kurz vor Mitternacht, durchzuckten Blitze das Urlaubsparadies. Kommandos einer fremden Sprache schallten in die Nacht. Sie waren gelandet, die Außerirdischen. Mächtige Körper, nein Kampfmaschinen, erhoben sich, zu allem entschlossen. Doch ihre hellen Knabenstimmen zeigten, sie kamen mit guter Absicht... So läutete das Männerballett, von Simone Leibrock bestens in Szene gesetzt, das große Finale ein. Und atemlos kostete die närrische Gesellschaft noch lange nach Mitternacht den Sommer im Februar aus... (res)

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