Sport kommentar: Der Fingerzeig

Die Formel-1-Saison 2017

scheint spannender zu werden,

als es Dauersieger Mercedes

lieb sein dürfte.

Noch ist es zu früh, in ungetrübter Vorfreude auf die Formel-1-Saison 2017 zu schwelgen. Doch der Sieg Sebastian Vettels im Ferrari weckt doch Hoffnungen, dass es mit der silbernen Monotonie an der Spitze ein Ende haben könnte. Melbourne muss noch kein Maßstab sein, ein Fingerzeig ist es allemal. Dass der im Training und Qualifying noch dominante Lewis Hamilton im Rennen nichts gegen Vettel ausrichten konnte, lag natürlich zunächst einmal am zu frühen Boxenstopp. Seine Klage über nachlassende Reifen veranlasste das Silberpfeil-Team, den Topfavoriten früh an die Box zu holen, um neue Pneus aufschnallen zu lassen. Ein Fehler, denn danach hing Hamilton hinter Jungstar Max Verstappen fest. In Melbourne, wo Überholen extrem schwierig ist, ein Desaster – zumal bei einer so harten Nuss wie Verstappen. Ferrari dagegen machte alles richtig, holte „Seb“ später zum Service. Der klappte reibungslos, und der viermalige Weltmeister kam vor Verstappen/Hamilton wieder auf die Strecke. Die Entscheidung. Entsprechend die Reaktion von Mercedes-Teamchef Toto Wolf, der realisieren musste, dass das Rennen verloren war und mit der Faust gleich auf den Tisch hämmerte. Die entscheidende Szene – sicher. Aber auch danach hatte Hamilton keine Chance, dem Ferrari auch nur näher zu kommen. Vettel konnte sein Rennen fehlerfrei und ohne echten Druck zu Ende fahren. Kimi Räikkönen mit der schnellsten Rennrunde auf Platz vier zeigt, dass die Scuderia über Winter ausgezeichnet gearbeitet hat: Ferrari ist schnell und zuverlässig. Dass Hamilton im neuen Teamkollegen Valtteri Bottas hin und wieder Gefahr erwachsen könnte, war so auch nicht zu erwarten. Der Finne belohnte sich mit dem dritten Platz. Red Bull mit Renault ist noch klar dritte Kraft, auch wenn der bedauernswerte Daniel Ricciardo bei seinem Heimrennen vom Pech gebeutelt war. Verstappen fuhr ein starkes Rennen, ohne aber in die Nähe des Podiums zu kommen. Melbourne war ein interessanter, vielversprechender Saisonauftakt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die neuen, haltbaren Reifen auch späte Attacken erlauben. Eine Erkenntnis, die für Mercedes diesmal noch zu spät kam.

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