Sport Die Löwen wie im Rausch

Nicht zu stoppen: Andy Schmid, rechts Evgeni Pevnov.
Nicht zu stoppen: Andy Schmid, rechts Evgeni Pevnov.

«Mannheim.» Die Rhein-Neckar-Löwen stehen seit gestern Abend, mit Verlaub liebe Kieler und Flensburger, genau da, wo sie auch hingehören: an der Tabellenspitze. Der deutsche Meister bezwang den bisherigen Spitzenreiter TSV Hannover Burgdorf nach einer großartigen Leistung mit 35:23 (17:9).

Müdigkeit? Was für eine Müdigkeit? Die Löwen spielten gestern, als hätte es das Duell gegen den THW Kiel etwas mehr als 48 Stunden vorher nicht gegeben. Der Champion war hellwach, selbstbewusst – und bissig: Nach sieben Minuten stand es 6:0, die Löwen ließen den Aufstand der Überraschungsmannschaft in dieser noch jungen Saison nicht zu. „Besser als in den ersten 15 Minuten kann man nicht spielen“, meinte Regisseur Andy Schmid. Der Traumstart gelang, weil Mikael Appelgren im Tor genau so herausragend hielt wie am Sonntag sein schwedischer Landsmann Andreas Palicka. Das beste Torhüterduo der Liga ist nicht beim THW Kiel zu finden, es steht bei den Löwen unter Vertrag. Die Abwehr stand klasse, gestattete dem Gast nach knapp 20 Minuten nur vier Tore. „Es war nach zehn Minuten schon sehr deutlich, wir haben uns schwer getan“, meinte TSV-Rückraumspieler Fabian Böhm. Die Löwen hatten nach dem 30:28 gegen Kiel viel Selbstvertrauen, in der Kabine vor dem Spiel pushten sich die Spieler noch einmal richtig, als es Andy Schmid ein bisschen zu ruhig war. Gestern wuchs Mads Mensah Larsen über sich hinaus, übernahm viel Verantwortung und traf wie er wollte. Am Ende kam er auf acht Tore. „Heute lief es gut, es ist kein Geheimnis, dass ich lange Zeit nicht so zufrieden war mit meiner Leistung“, sagte der Halblinke, der auch immer wieder Rafael Baena am Kreis in Szene setzte. Die spanische Wuchtbrumme bekam Hannover einfach nicht in den Griff. Der gegen Kiel überragende Hendrik Pekeler agierte gestern nur in der Abwehr. Erst nach 52 Minuten begann Trainer Nikolaj Jacobsen durchzuwechseln. „Ich bin kein Trainer, der nur wechselt, weil er wechseln sollte. Die Mannschaft hatte einen Lauf. Sie ist gut durchtrainiert. Wir haben das 60 Minuten durchgespielt, das war das zweite Spiel fast ohne Fehler. Man hat gesehen, was uns auszeichnet, wenn wir konzentriert spielen“, meinte Jacobsen. Ball flach halten – riet Sportchef Oliver Roggisch direkt nach dem Triumph. Schon morgen (19 Uhr) gastiert der starke Aufsteiger TV Hüttenberg in der SAP-Arena. „Der Körper ist müde, aber der Kopf ist bereit“, betonte Rafael Baena. So spielten sie Rhein-Neckar-Löwen: Appelgren (2) - Petersson (2), Schmid (3), Larsen (8) - Groetzki (3), Sigurdsson (6/2) - Pekeler - Guardiola (1), Baena (6), Reinkind (1), Taleski, Radivojevic (1), Bliznac TSV Hannover-Burgdorf: Semitsch, Ziemer - Häfner (3), Olsen (6), Böhm (4) - Kastenig, Mortensen (2) - Brozovic (1) - Christophersen, Patrail (2), Pevnov (3), Karason, Johannsen (2/1), Kalafut, Diebel Spielfilm: 6:0 (7.), 8:2 (14.), 13:4 (19.), 14:6 (25.), 17:7 (27.), 22:13 (38.), 26:17 (45.), 30:20 (52.), 33:22 (58.) - Siebenmeter: 2:2/3/1 - Zeitstrafen: 2/3 - Beste Spieler: Appelgren, Larsen, Baena - Olsen, Pevnov, Böhm - Zuschauer: 7784 - Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweiler).

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