Wie uns Delegado Ricardo Feitosa de Farias aus der Patsche half Der netteste Brasilianer der Welt

Ich habe das noch nicht ausführlich beschrieben, aber die Brasilianer hier vor Ort behandeln die Gäste aus Alemanha sehr gut, sie sind geduldig und sie sind verständnisvoll, ja geradezu nachsichtig. Die Leute an der Küste im Nordosten und wir, wir kommen schon klar miteinander. Am Dienstagabend habe ich den nettesten Brasilianer der Welt kennengelernt, das heißt: den nettesten Brasilianer der Welt, den ich bislang noch nicht kannte. Und das kam so. Nach drei Tagen hier hatten wir noch immer nichts von der Stadt Porto Seguro gesehen. Das ging natürlich nicht, und so machten sich mein Mitstreiter aus Ulm und ich auf den Weg in das rund 20 Kilometer entfernte Städtchen mit seinen 140.000 Einwohnern. Wir peilten die Oberstadt an, dort, so die Reiseführer, gibt es die historische Altstadt. Die letzten Meter dorthin waren aber irgendwie seltsam, wir fuhren in einen verlassenen Park, und als uns ein Mann auch noch erzählte, man müsse das Auto abstellen und zu Fuß gehen, schwenkten wir um, nahmen Reißaus, entschieden, lieber das kommerzielle Zentrum zu besuchen. Auch nicht schlecht. Die Schilder dorthin waren rar gesät, wir landeten schließlich in einer Gegend, wo viel Handel getrieben wird. Das musste es sein. Wir fuhren mittlerweile auf Kopfsteinpflaster, eine Straße sah aus wie die andere. Apotheke, kleiner Supermarkt, Modegeschäft, Bistro, Bankautomat; Apotheke, kleiner Supermarkt, Modegeschäft, Café, Bankautomat, und: das Kopfsteinpflaster. Gut, alles mal gesehen zu haben, aber wir wollten dann doch wieder zurück. Ich fragte eine Passantin nach dem Weg aus dem Labyrinth. Antwort: immer gerade aus, dann rechts. Klang gut, bis wir in einer Einbahnstraße landeten. Wir irrten noch ein bisschen herum, dann sah ich eine Polizeistation. Davor ein Angestellter, der in seinem Wagen saß. „Halt mal bitte, ich frage ihn“, sagte ich zu meinem Fahrer. Ich lief zu dem Auto, der Polizist stieg gerade aus, ich schilderte ihm die Nöte der deutschen Abgesandten. Er hatte sofort Verständnis. „Moment, ich besorge jemand, der ihnen den Weg zeigt“, sagte er sehr freundlich. Er ging in die Wache, kam kurz darauf zurück und signalisierte: „Bitte mir folgen.“ Das war dann doch Chefsache. Eine Eskorte allein für uns, prima! Also fuhren wir dem Polizeiauto brav hinterher, zwei, dreimal bogen wir ab, und schon waren wir wieder an der allseits beliebten Küstenstraße. Unserer Küstenstraße. Der Mann stieg aus, erklärte: „Und jetzt immer gerade aus, immer weiter, dann kommen Sie direkt nach Coroa Vermelha.“ Sprach es – und zückte sein Visitenkärtchen. „Gilt das 24 Stunden lang?“, fragte ich ihn. „Aber selbstverständlich“, erwiderte er. Wir bedankten uns bei Delegado Ricardo Feitosa de Farias aus der Rua Itajiba in Porto Seguro – und setzten unsere Fahrt entspannt fort. Bald waren wir zu Hause, dank Delegado Ricardo Feitosa de Farias, dem nettesten Brasilianer der Welt. Nebeneffekt: Nun wissen wir schon mal, wo die Einheimische das Spiel heute gegen Kroatien schauen. Senor Feitosa de Farias wird sich aber auch bestimmt noch wundern, wenn er in ein paar Wochen Post aus Deutschland bekommt, darin eine Zeitung mit der Geschichte unserer Begegnung …

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