Sport Das Juwel vom FC Lorient

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Dortmund. Durch Dortmund fährt eine Straßenbahn, die in den Vereinsfarben der Borussia lackiert ist. „Souverän gegen Benfica!“, ist derzeit außerdem auf der schwarz-gelben Linie zu lesen. Das ist etwas voreilig, denn das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League steht erst heute (20.45 Uhr) an. Die Ausgangssituation ist zudem schwierig – in Lissabon verlor der BVB trotz bester Chancen mit 0:1.

Auch 1963 mussten die Dortmunder gegen Benfica ein Tor Rückstand aufholen. Es folgte ein 5:0-Heimsieg. Damals spielte ein gewisser Eusébio für die Portugiesen. Heute spielt dort Konstantinos Mitroglou, ein in Neukirchen-Vluyn am Niederrhein aufgewachsener Grieche. Der Mittelstürmer erzielte im Hinspiel das einzige Tor. In der aktuellen Form sollte der BVB den Rückstand wettmachen können, auch wenn Marco Reus wegen eines Muskelfaserrisses ausfällt. Die Borussia hat den in Frankreich aufgewachsenen Gabuner Pierre-Emerick Aubameyang, der in der Bundesliga schon 21 und in der Champions League vier Tore markierte. In überragender Form ist der in Frankreich aufgewachsene Franzose Ousmane Dembélé, der 2016 zusammen mit dem ebenfalls in Frankreich aufgewachsenen portugiesischen Europameister Raphaël Guerreiro zum BVB kam. Von den acht Neuzugängen des Sommers 2016 sind Dembélé und Guerreiro die besten. Der Portugiese überzeugte schon im defensiven Mittelfeld, im linken Halbraum eine Position weiter vorne und auch hinten links in einer Viererkette. Inzwischen wählt Trainer Thomas Tuchel meistens eine Dreierkette. Marcel Schmelzer war es zunächst, der diese Reihe auf der linken Seite bei Ballbesitz des Gegners erweiterte und im Offensivspiel nach vorne sprintete. Der Ertrag in der Bundesliga: null Tore, null Vorlagen. Guerreiro benötigte für vier Tore und fünf Vorlagen sogar noch weniger Einsatzminuten. „Die Position außen vor einer Dreierkette ist reizvoll, weil du ein bisschen näher am gegnerischen Tor bist, kreuzen und in die Tiefe sprinten kannst, insgesamt viel laufen musst, was ich sehr mag – auch wenn du oft zwei Gegenspieler hast“, sagte der gelernte Außenverteidiger dem „Kicker“. Beim 3:0 in Freiburg und dem 6:2 gegen Bayer Leverkusen spielte er auf dieser Position. Weiter vorne auf dem Flügel gefalle es ihm weniger. Die Option, dass Schmelzer zurückkehrt und Guerreiro an Reus’ Stelle rückt, ist daher zu vernachlässigen, es sei denn, er kann wegen seiner Verhärtung im Oberschenkel doch nicht spielen. Aber vieles deutet daraufhin, dass der 23 Jahre alte Vater von zwei Kindern den Kapitän wieder auf die Bank verdrängt. Raphaël Guerreiro hatte sich schon vor dem Turnier in Frankreich entschieden, zum BVB zu wechseln, sonst wäre er als Europameister deutlich teurer geworden als die zwölf Millionen Euro, die Dortmund an den FC Lorient überweisen musste. Die Investition warf bislang mehr Ertrag ab als die nahezu dreifache Ablöse für André Schürrle, der sich wie Christian Pulisic Hoffnung machen darf, heute vor Raphaël Guerreiro auf der linken Seite beginnen zu dürfen.

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