Eishockey Bodycheck fürs Selbstvertrauen des deutschten Teams

Zu selten: die deutschen Spieler vor dem kanadischen Tor.
Zu selten: die deutschen Spieler vor dem kanadischen Tor.

Der Turnierstart bei Olympia ist der deutschen Auswahl missraten. Gegen Kanada heißt es schon nach wenigen Minuten 0:3, zudem gibt es einen Verletzten im Team. Zur Silber-Form von 2018 fehlt noch viel.

Mit ernüchterten Mienen gingen Deutschlands hoffnungsvoll nach Peking gekommene Eishockey-Männer nach der Auftaktpleite gegen Kanada vom Eis. Die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm war beim bitteren 1:5 (0:3, 1:1, 0:1) gegen den Rekord-Olympiasieger weit von der erhofften Medaillenform entfernt. Lediglich Tobias Rieder (31.) von den Växjo Lakers aus Schweden war für den viel zu harmlosen und sichtlich geschockten Olympia-Zweiten von 2018 erfolgreich, obwohl Kanada all seine NHL-Stars fehlten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes bereits Führungsspieler Marco Nowak nach einem harten, aber nicht geahndeten Check gegen den Kopf und im Prinzip schon das Auftaktspiel verloren. „Es ist natürlich schwierig, wenn man schnell drei Tore kriegt“, sagte Rieder und bemängelte einen zu hektischen Auftritt mit zu vielen Fehlern. „Nicht der Start, den wir uns erhofft hatten. Wir haben heute wirklich nicht unser bestes Spiel gespielt, aber es ist ein langes Turnier“, fasste Kapitän Moritz Müller den Auftakt zusammen.

Schlimmes erstes Drittel

Gegen die hoch motivierten und hart spielenden Kanadier gab es ein schlimmes erstes Drittel mit drei Gegentoren. Alex Grant von Jokerit Helsinki (5.), Ben Street (10.) vom EHC Red Bull München, Daniel Winnik (11.) von Servette Genf, Naxim Noreau (33.) von den ZSC Lions aus Zürich und Jordan Weal (52.) von Bars Kasan in Russland trafen für die Kanadier, die erfolgreich Revanche nahmen für das 3:4 im Olympia-Halbfinale vor vier Jahren in Pyeongchang. Auf der kleinen an nordamerikanische Standards angepassten Olympia-Eisfläche erlebte Deutschland wie schon 2018 einen bitteren Turnierstart.

Vor vier Jahren hatte das deutsche Team gar zwei Niederlagen zum Olympia-Start kassiert. Das sollte nun indes nicht passieren. Am Samstag (9.40 Uhr) gegen China ist ein Sieg Pflicht. Der Gastgeber ist trotz 16 eingebürgerter Nordamerikaner großer Außenseiter im Turnier. Gegen die USA hieß es zum Auftakt 0:8.

Zwei Tore in 32 Sekunden

1448 Tage nach dem „Jahrhundertspiel“ im Halbfinale von Pyeongchang, als Deutschland das Eishockey-Mutterland beim 4:3 lange Zeit vorgeführt hatte, lief es diesmal genau anders herum. Schon nach fünf Minuten nahm Eric O'Dell den Düsseldorfer Verteidiger Nowak mit einem harten Check gegen den Kopf aus dem Spiel. Der 31-Jährige lag noch benommen auf dem Eis, als Torhüter Mathias Niederberger kurz darauf das erste Mal geschlagen war.

Erneut fünf Minuten später schlug Streets Direktabnahme im Netz ein. Nur 32 Sekunden später kassierte Niederberger in seinem ersten Olympia-Spiel überhaupt einen ganz bitteren Gegentreffer, den er sich selbst ins Tor lenkte. Der eigentlich stärkste deutsche Keeper hatte den Vorzug vor Mannheims Felix Brückmann und dem Münchner Danny aus den Birken erhalten.

Zu ineffektiv

Nach der ersten Drittelpause hielt Deutschland zumindest besser dagegen, war aber bei vielen Überzahlmomenten viel zu uneffektiv. Besser machten es die Nordamerikaner, die kurz nach dem Anschlusstreffer des früheren NHL-Profis Rieder im Powerplay wieder für klare Verhältnisse sorgten. Der fünfte Gegentreffer im Schlussdrittel fiel schon nicht mehr ins Gewicht.

Damit wurden Experten, die Deutschland angesichts des Fehlens der NHL-Spieler als Gruppenfavorit ansahen, eines Besseren belehrt. Das Ziel nach Olympia-Silber vor vier Jahren und dem WM-Halbfinale 2021 ist eine Medaille.

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