Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz: Nitrat-Messstellen kommen auf den Prüfstand

Als eine der Ursachen für hohe Nitratbelastungen gilt die Düngung mit Gülle.
Als eine der Ursachen für hohe Nitratbelastungen gilt die Düngung mit Gülle. Foto: dpa

Angesichts der Debatte um strengere Düngeregeln will der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Volker Wissing das Nitrat-Messstellennetz im Land unter anderem mit Hilfe eines neuen Meldeportals optimieren. Auf dem Online-Portal könnten Landwirte etwa Fragen zu einzelnen Messstellen stellen, sagte der FDP-Politiker nach einem Treffen mit Bauernvertretern am Montag in Bad Kreuznach.

Auch Bürger könnten sich auf dem Portal melden. Hinweisen auf möglicherweise fehlerhafte Standorte oder Messergebnisse werde nachgegangen. Betreut werden soll dieses Meldeportal gemeinsam von der Technischen Zentralstelle des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) und dem Landesamt für Umwelt.

Neben Rheinland-Pfalz haben auch andere Bundesländer angekündigt ihr Netz an Messstellen zur Messung des Nitratgehalts im Grundwasser überprüfen oder vergrößern zu wollen, andere Länder wie beispielsweise das Saarland sehen keinen Bedarf für Nachjustierungen.

Nitratbelastung teilweise zu hoch

Die Nitratbelastung muss zum Schutz des Grundwassers deutlich verringert werden. Weil die Werte in Deutschland schon seit Jahren zu hoch sind, hatte die EU-Kommission die Bundesrepublik beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt und 2018 Recht bekommen. Daher müssen Bund und Länder weitere Düngebeschränkungen umsetzen.

Wissing will Binnendifferenzierung

Rheinland-Pfalz wolle bei der Betrachtung der Nitratgehalte auch zu einer kleinteiligeren Betrachtung der Belastungen kommen, der sogenannten Binnendifferenzierung, sagte Wissing. Damit soll vermieden werden, dass erhöhte Nitratwerte an einer Messstelle dazu führen, dass ein vergleichsweise großes Gebiet, das an einem Grundwasserkörper, also einem unterirdischen Wasservorkommen, hängt, komplett zu einer roten Zone wird.

„Wir wollen möglichst differenziert vorgehen“, sagte Wissing. Es brauche künftig noch präzisere Daten. Wie genau dies gelingen könne, werde nun im Detail geschaut. Bei erhöhten Nitrat-Werten in einem Gebiet sei es wichtig, die in Haftung zu nehmen, die tatsächlich auch die Verursacher seien. Die Gespräche mit den Landwirten bei dem sogenannten Agrar-Gipfel in Bad Kreuznach nannte Wissing „die sachlichste Diskussion der letzten Monate“.

Wasserverband: Ergebnisse werden sich nicht ändern

Die Bauern-Initiative „Land schafft Verbindung“ hatte bereits vorher betont, mit nur 255 Messstellen, sei keine ausreichend differenzierte Betrachtung der Nitrat-Belastung möglich. Anderer Meinung ist der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz. „Am Messnetz kann noch so viel nachgebessert und optimiert werden, die Ergebnisse werden sich nicht grundlegend ändern“, sagte der wasserpolitischer Sprecher des Verbandes, Ronald Roepke, nach einer Mitteilung. Das zeigten immer gleiche Erkenntnisse unterschiedlicher Untersuchungen. Von 117 Grundwasserkörpern in Rheinland-Pfalz befänden sich 42 in „chemisch schlechtem Zustand“.

Agrarrat geplant

Einrichten will der Minister auch einen rheinland-pfälzischen Agrarrat. Er soll sich künftig mit den großen Agrar-Themen beschäftigen. Als Beispiele nannte Wissing den Insekten- oder Pflanzenschutz. In dem Rat sollten Vertreter der Landwirtschaft, des Umweltschutzes und externe Experten sitzen, gleichzeitig dürfte er aber nicht zu groß werden, sagte Wissing. Über die genaue Zusammensetzung müsse noch beraten werden.

Bauernpräsident: Agrarrat kann Gräben zuschütten

Der Agrargipfel mit Landwirtschaftsminister Wissing hat nach Ansicht von Bauernpräsident Eberhard Hartelt zur Versachlichung beigetragen. Der in Aussicht gestellte Agrarrat könne Gräben zuschütten, sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd. „Dialog ist besser als Konfrontation.“ Der Erfolg des Gremiums hänge von der Zusammensetzung ab, Verbraucher und Umweltschützer sollten auch beteiligt werden. Das geplante Online-Portal für Nitrat-Messstellen komme eigentlich zu spät – „aber besser jetzt als gar nicht“. Er habe seine Berufskollegen bereits aufgefordert zu schauen, ob und was sie melden könnten, sagte Hartelt.

Von der EU verlangte Hartelt dem föderal strukturierte Deutschland noch etwas Zeit einzuräumen, bis aus den roten Gebieten nach einer Differenzierung genauere Werte gemeldet werden könnten. Hartelt betonte aber auch die Notwendigkeit, in den Regionen mit echten Grenzüberschreitungen zu handeln.

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