Rheinland-Pfalz „Nicht an Priester gebunden“

Bislang hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum immer einen Priester an seiner Spitze stehen. Am Samstag haben die Jugendlichen ihre Satzung geändert. Im Interview erklärt BDKJ-Diözesanvorsitzende Lena Schmidt, warum nun sogar eine Frau das Amt des Geistlichen Leiters übernehmen könnte.

Findet der BDKJ keine Priester mehr, die sich mit seinen Zielen und Werten identifizieren können oder warum soll das Amt des Geistlichen Leiters für Nicht-Priester geöffnet werden?

Wir blicken momentan nach vorne, weil wir wissen, dass Carsten Leinhäuser im Sommer kommenden Jahres sein Amt als BDKJ-Präses niederlegen wird. Wir fühlen deshalb vor, wer sein Nachfolger werden könnte. Das hat bei uns noch mal die Frage aufgeworfen, wen wir uns in der geistlichen Verbandsleitung vorstellen können. Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass dieses Amt nicht an einen Priester gebunden sein muss. In den einzelnen Jugendverbänden, die Mitglied im BDKJ sind, haben wir damit schon gute Erfahrungen gemacht. Jetzt dürfen „Pastorale Mitarbeiter“ das Amt ausüben. Was ist damit gemeint? Das sind Menschen, die vom Bistum entsandt und bezahlt werden. Es handelt sich dabei um die Berufsgruppen der Pastoral- und Gemeindereferenten, aber auch um Diakone. Das heißt, auch eine Frau könnte die geistliche Leitung des BDKJ übernehmen? Genau. Sind Pastorale Mitarbeiter nur die zweite Wahl für den BDKJ? Das ist eine politische Frage. Für uns macht sich die Qualifikation nicht an der Weihe fest. Aber bislang war es durch unsere Satzung so geregelt, dass der Priester eine Stufe höher gestellt war. Weil nur ein Priester das Amt ausüben dufte. Aber wir machen da jetzt keinen Unterschied mehr. Wichtiger ist, dass der Mensch zu uns passt. Priester und Pastoralreferenten haben ein Theologiestudium absolviert. Gemeindereferenten nicht, Diakone nicht zwangsläufig. Welche Rolle spielt für den BDKJ die theologische Qualifikation für das Amt? Das ist für uns nicht der ausschlaggebende Punkt. Die Affinität zur Jugend ist nicht davon abhängig, welcher Berufsgruppe eine geistliche Leitung angehört. Wenn es Anlässe gibt, für die wir aus gewissen Gründen einen Priester brauchen, dann werden wir auch weiterhin einen anfragen. Für was ist die Geistliche Leitung beim BDKJ zuständig? Sie sorgt für spirituelle Impulse. Außerdem entdeckt und fördert sie die Spiritualität in den Verbänden. Im BDKJ reflektieren wir Fragen der Lebensrealität von Jugendlichen. Die Herausforderung besteht darin, das mit der Meinung der Kirche abzugleichen. Als Geistliche Verbandsleitung muss man auch die Interessen der Kinder und Jugendlichen annehmen und nach außen tragen. War Bischof Wiesemann glücklich über die Pläne des BDKJ, weil er jetzt keinen seiner raren Priester mehr für dieses Amt abstellen muss? Wir haben das mit dem Bischof natürlich vorab besprochen. Er hat uns zunächst wertschätzend mitgeteilt, dass ihm die Jugend sehr wichtig sei und er uns aus diesem Grund auch weiterhin einen Priester zur Verfügung stellen möchte. Er konnte aber auch unser Anliegen verstehen. Wann wird die erste Frau zur Geistlichen Leiterin des BDKJ gewählt? Das ist eine spannende Frage. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir bei der Wahl im Sommer nächsten Jahres noch mal einen Priester haben werden. Aber ich würde mich auch freuen, wenn es eine Frau wird. Das wäre in der aktuellen Situation ein gutes Zeichen: Frauen in Leitungsfunktionen sind ein Symbol dafür, dass sich die Katholische Kirche bewegt und verändert. | Interview: Andreas Ganter

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