Rheinland-Pfalz „Massive Kontrollen“ bei Nature One

Kastellaun/Nürburg. Heiße Tänze inmitten einer Drohkulisse des Kalten Krieges und an einer legendären Rennstrecke: In diesem Monat gehen gleich zwei große Technofestivals in Rheinland-Pfalz über die Bühne. Den Anfang macht ab Freitag „Nature One“ auf der ehemaligen US-Raketenstation Pydna im Hunsrück bei Kastellaun, wo rund 65.000 Fans erwartet werden. Nach dem Terroralarm im Juni bei „Rock am Ring“ wurden die Sicherheitsanforderungen weiter verschärft.

Das dreitägige Musikfestival „Rock am Ring“ am Pfingstwochenende mit rund 87.000 Besuchern am Nürburgring in der Eifel war am ersten Tag nach wenigen Stunden wegen Terroralarms unterbrochen worden. Am nächsten Tag konnte das Event fortgesetzt werden. Gegen drei Männer war zunächst wegen des Verdachts der Vorbereitung eines „Explosions- oder Strahlungsverbrechens“ ermittelt worden. Zwei der Beschuldigten hatten als Aufbauhelfer bei „Rock am Ring“ gearbeitet. Am Vorabend des Festivals verließen sie vorzeitig das Festivalgelände und wurden laut Staatsanwaltschaft dann in der Nacht an einer Tankstelle in Koblenz von der Polizei kontrolliert. Im Fall eines der Beschuldigten stimmten die Personalien nicht mit denen auf der Zugangsberechtigung für das Festivalgelände überein. Zudem bestand bei dem anderen Mann und dessen Bruder eine mögliche Nähe zur salafistischen Szene in Hessen.

Genauere Sicherheitsüberprüfung

Es folgten Vernehmungen und Durchsuchungen der Wohnungen. Knapp vier Wochen später hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die drei Männer eingestellt. Eine Verstrickung der aus Syrien stammenden Männer in „straflich relevante, insbesondere terroristische Aktivitäten“ bei „Rock am Ring“ könne ausgeschlossen werden. Die Beschuldigten seien deshalb frühzeitig von „Rock am Ring“ abgereist, weil sie mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden waren. Zu den Konsequenzen, die nach dem Vorfall bei „Rock am Ring“ für „Nature One“ gezogen wurden, sagte gestern der Sprecher des Mainzer Innenministeriums, Joachim Winkler: Bei den Überprüfungen der Mitarbeiter und Helfer bei Festivals werde jetzt in einem gesonderten Merkblatt unter anderem die absolut korrekte Übermittlung von Daten und Schreibweisen zur Personalüberprüfung gefordert. Bei der Einwilligung zur Sicherheitsüberprüfung werde zudem eine lesbare Kopie des Personalausweises oder Reisepasses eingefordert. Ohne diese Sicherheitsüberprüfung könnten Aufbauhelfer und Mitarbeiter des Festival nicht tätig werden, sagte Winkler.

Mehr als 2300 Ecstasy-Pillen beschlagnahmt

Bei „Nature One“ präsentieren am Wochenende auf 23 Bühnen in, neben und auf Bunkern Szenegrößen wie Above & Beyond, Sven Väth, Paul van Dyk, Netsky und Ferry Corsten mitten im Wald ihre elektronische Musik. Insgesamt stehen mehr als 350 DJs und Live-Acts auf dem nächtlichen Programm. Die Veranstalter erwarten nach eigenen Angaben bei der 23. Auflage des Spektakels wie 2016 wieder bis zu 65 000 Besucher. Seit Jahren ist die Polizei bei diesem Festival mit einem Großaufgebot im Einsatz, ein Hauptaugenmerk gilt dabei der Bekämpfung des Drogenkonsums. Für das „Nature One“-Wochenende kündigte die Polizei erneute „massive Kontrollen in erheblicher Personalstärke, unter Einsatz zahlreicher Rauschgiftspürhunde und aller verfügbarer technischen Hilfsmittel“ an. Im vergangenen Jahr hatten Polizei und Zoll bei dem Festival mehr als 2300 Ecstasy-Pillen beschlagnahmt. Das war deutlich mehr als in den Jahren zuvor. 2015 waren 1868 Pillen sichergestellt worden, im Jahr davor 1394. Für den Anstieg machten die Beamten vor allem Händler verantwortlich, bei denen größere, zum Verkauf bestimmte Mengen sichergestellt wurden. Auch bei der Droge LSD gab es einen deutlichen Anstieg. Mit 255 „Trips“ beschlagnahmte die Polizei mehr als drei Mal so viel wie im Vorjahr (2015: 70). Insgesamt nahm die Anzahl der Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz um 70 Fälle auf 620 zu (2015: 550). Als Erfolg gemeinsamer Präventionsmaßnahmen von Polizei und Veranstalter verbuchten die Ermittler einen Rückgang der Drogen- und Trunkenheitsfahrten – von 261 Fällen auf nunmehr 162 im Jahr 2016.

Weitere Festivals auf dem Nürburgring

Nach „Nature One“ wartet auf Polizei und Zoll gleich der nächste Festivaleinsatz: Erstmals wird auf dem Nürburgring das „New Horizons Festival“ am 25. und 26. August veranstaltet. 150 DJs sollen hier auftreten, darunter Robin Schulz, Felix Jaehn, Marshmello, Martin Solveig, Afrojack, Alesso, Gestört Aber Geil und Headhunterz. „Es wird ein Querschnitt durch die Szene sein“, sagte eine Sprecherin des niederländischen Veranstalters. Erwartet würden rund 50.000 Besucher und Technomusik-Fans. Nürburgring-Chef Mirco Markfort hat angekündigt, dass die nun privatwirtschaftlich betriebene Rennstrecke neben dem Motorsport auch mehr auf Musik setzt. Dazu gehört auch die Premiere des Schlager- und Partyfests „Nürburgring Olé“ vom 18. bis 20. August, bei dem unter anderem Brings, Matthias Reim und Jürgen Drews auftreten. Ist das „New Horizons Festival“ nun eine neue Konkurrenz für „Nature One“? „Ja, auf jeden Fall“, sagt „Nature One“-Chef Oliver Vordemvenne vom Veranstalter „I-Motion“ (Mülheim-Kärlich). Das Konzept am Nürburgring sei aber anders als auf der ehemaligen Raketenstation Pydna: „New Horizons ist eine Märchenwelt mit bombastischen Bühnen. Die gehen mit ihren Stars mehr in den Mainstream“, sagte Vordemvenne. „Nature One“ wolle dagegen unter dem Motto „We call it home“ („Wir nennen es unser Zuhause“) sehr viele verschiedene Varianten elektronischer Musik auf viel mehr auch kleinen Dancefloors (Tanzflächen) bieten. Info —Tickets für Nature One„ gibt es bis Samstag unter www.nature-one.de und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Vor Ort werden die Abendkassen am Freitag und Samstag ab 17 Uhr geöffnet sein. —https://newhorizons-festival.comwww.oleparty.de

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