Rheinland-Pfalz Mairegen bringt keinen Segen

«Herrstein/Fischbach.» So was haben die Menschen im Naheland noch nie erlebt: Nach Starkregen wird ein Bach in kurzer Zeit zum Strom. Häuser werden geflutet, Autos mitgerissen. Der Schaden liegt in mehrstelliger Millionenhöhe. Besonders betroffen sind die beiden Orte Herrstein und Fischbach im Kreis Birkenfeld. Hier zählte die Feuerwehr in der Nacht zum Montag 300 Einsatzorte. Verletzt wurde nach vorläufigen Informationen niemand, wie eine Polizeisprecherin sagte. Mindestens 50 Autos seien von den Wassermassen des über die Ufer getretenen Fischbachs mitgerissen worden. Hausbewohner konnten ihre Häuser aufgrund des immer weiter ansteigenden Wasserpegels nicht mehr verlassen. Rund 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Hilfsorganisationen waren mit dem Auspumpen von Kellern und der Bergung hilfsbedürftiger Personen beschäftigt. Gestern Morgen galt in beiden Orten noch Katastrophenalarm. Im Pfälzerwald überraschte das Unwetter bei Lambrecht zwei Wanderer. Nach Angaben der Feuerwehr hatten sie sich zunächst unter einem Hochsitz untergestellt. Wegen der starken Regenfälle und des Gewitters sei es nicht möglich gewesen, den Weg zu Fuß fortzusetzen. Die Feuerwehr rückte mit einem Fahrzeug an und brachten die beiden Wanderer wohlbehalten zurück ins Trockene. In Elmstein und Iggelbach mussten die Einsatzkräfte vier mit Wasser vollgelaufene Keller auspumpen und zahlreiche ausgehobene Gullydeckel wieder einsetzen. Weiterhin mussten die Wehrleute auf der Kreisstraße 17 zwischen Helmbach und Iggelbach mehrere entwurzelte Bäume von der Straße entfernen. In der Westpfalz sorgte der starke und plötzliche Regenguss in Kaiserslautern am Sonntag für rund 150 Einsätze der Feuerwehr. Hauptsächlich mussten die Helfer Keller leerpumpen, aber auch große Einsätze wie eine Tiefgarage seien zu verzeichnen gewesen, wie die Feuerwehr gestern mitteilte. In der Einkaufsgalerie in der Innenstadt habe Wasser im Untergeschoss gestanden. Wie gestern berichtet, musste das Gebäude gegen 16.30 Uhr evakuiert werden. In Kaiserslautern fielen Angaben der Stadtentwässerung zufolge innerhalb von einer halben Stunde Regenhöhen von bis zu 36,6 Liter pro Quadratmeter. Die Kapazitätsgrenze der Kaiserslauterer Kanalisation sei kurzzeitig überschritten worden. Rückhaltebecken in der Lauteraue waren vollständig gefüllt und die Lauter trat an verschiedenen Stellen über das Ufer. Im Kreis Kaiserslautern hat sich das Unwetter am Sonntagnachmittag vor allem in der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg ausgetobt: Die meisten Einsätze gab es in Otterbach, aber auch in Niederkirchen und Schallodenbach musste die Feuerwehr Hilfe leisten. Über letztgenanntem Ort ging starker Hagel nieder. Auch in anderen Teilen von Rheinland-Pfalz hinterließ das Unwetter Spuren. In Hübingen (Verbandsgemeinde Montabaur) schlug ein Blitz in ein Einfamilienhaus ein. Zu einem Brand kam es aber nicht. In Höhr-Grenzhausen (Westerwaldkreis) stürzte während des Gewitters ein Baum auf das Dach eines Wohn- und Geschäftshauses. Verletzt wurde auch hier niemand. Die Pfalz war letztmals am 20. September 2014 von starkem Unwetter betroffen. Damals fluteten die Wassermassen binnen kürzester Zeit Teile des Moscheltals in der Nordpfalz. Während sich damals aber über Wochen hinweg kein verantwortlicher Landespolitiker im Unglücksgebiet blicken ließ, kam der Innen-Staatssekretär Randolf Stich (SPD) bereits gestern Vormittag nach Fischbach und Herrstein. Später reisten auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gestern und Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) in den Kreis Birkenfeld. Sie versprachen Unterstützung für die Sanierung eines Kindergartens und einer Schule. Wie das Land den betroffenen darüber hinaus helfen wird, werden die Minister laut Dreyer heute besprechen.

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