Rheinland-Pfalz Ganz schön schlaff

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Der Pfälzerwald-Verein hat rund 24.400 Mitglieder. Bei den zahlreichen Wanderangeboten der 201 Ortsgruppen wurden im vergangenen Jahr von den Teilnehmern insgesamt 1,26 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das klingt im Nachhinein gewaltig. Denn damit wären die Pfälzerwäldler – statistisch gesehen – 31 Mal rund um die Erde gewandert. Sapperlot! Da kommt man auch ohne Sommerhitze ordentlich ins Schwitzen. Doch diese Laufleistung ist offenbar nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Rheinland-Pfälzer sind insgesamt alles andere als fit. Das ist zumindest einer aktuellen Untersuchung zu entnehmen, die diese Woche vom Zentrum für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule Köln und von der privaten Krankenversicherung DKV vorgelegt wurde. Nach diesem Gesundheitsreport sind die Rheinland-Pfälzer Deutschlands faulste Bewegungsmuffel. Zumindest dann, wenn es um körperliche Aktivitäten in der Freizeit oder auf den täglichen Wegen geht: Denn dabei landen die Rheinland-Pfälzer, denen für diese Studie der Einfachheit halber kurzerhand auch die Saarländer zugeschlagen wurden, im Ländervergleich auf dem allerallerallerallerletzten Platz. Orientierungspunkt für das Ausmaß körperlicher Aktivitäten ist eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Erwachsene sollten sich demnach pro Woche mindestens 150 Minuten lang „moderat“ bewegen – beispielsweise durch zügiges Gehen. Oder aber 75 Minuten „intensive“ körperliche Aktivität absolvieren – beispielsweise mit Joggen. Natürlich ist auch ein Mix aus beidem möglich. Mit ihrem Bewegungspensum in der Freizeit oder bei den täglichen Wegen erreichen aber nur 14,4 Prozent der Rheinland-Pfälzer/Saarländer diese WHO-Mindestanforderung. Viel gewandert wird da also von den 4,07 Millionen Rheinland-Pfälzern und 0,99 Millionen Saarländern offenbar nicht. Und zu Fuß oder mit dem Fahrrad sind sie im Alltag oder auf dem Weg zur Arbeit auch nicht häufig unterwegs. Bewegungs-Spitzenreiter in der Freizeit sind dagegen die Brandenburger (26,9 Prozent), Berliner (24,4) und Thüringer (23,3). Nicht viel besser sieht es bei den Rheinland-Pfälzern/Saarländern aus, nimmt man noch den Aktionsradius am Arbeitsplatz und im Haushalt hinzu: Nur 42 Prozent setzen – über alle Lebensbereiche hinweg betrachtet – die WHO-Empfehlung zur körperlichen Aktivität um. Weniger bewegen sich lediglich die Niedersachsen, Baden-Württemberger und Hessen. Für diesen Gesundheitsreport wurden deutschlandweit 2885 Erwachsene interviewt – pro Bundesland waren es mindestens 200 Personen. Weil es aber jeweils um die „Selbsteinschätzung“ der Befragten ging, dürfte wohl mancher etwas geschwindelt haben. Die Rheinland-Pfälzer sind daher vermutlich noch schlaffer, als es die Studie ohnehin nahelegt. Also gar kein Lichtblick beim Gesundheitsbewusstsein der Rheinland-Pfälzer? Möglicherweise doch! Denn am wenigsten Alkohol wird laut dieser Studie in Rheinland-Pfalz und im Saarland getrunken: 86,5 Prozent der dort Befragten gaben an, gar keinen Alkohol oder nur gelegentlich ein Glas Bier oder Wein zu konsumieren. Aber ist diese Selbsteinschätzung im Land der Reben tatsächlich plausibel? Oder waren die Befragten in anderen Bundesländern nur etwas ehrlicher als bei uns? Der „Alkoholatlas Deutschland 2017“, den das Deutsche Krebsforschungszentrum (Heidelberg) vorgelegt hat, zeichnet zumindest stellenweise ein etwas anderes Bild: So liegt beispielsweise bei den Männern, die wöchentlich Alkohol trinken, der Anteil der Risiko-Konsumenten in Rheinland-Pfalz bei 19,5 Prozent. Nur in Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg ist der Kreis der gefährdeten Personen größer. Als riskante Menge gelten mehr als 20 Gramm Reinalkohol pro Tag. Die Erkenntnis aus all dem liegt auf der Hand und ist nicht neu: Gesund verbringt den heutigen Tag, wer beispielsweise – moderat bis intensiv – auf die Kalmit oder den Donnersberg läuft und oben eine Apfelsaft-Schorle trinkt. | Rolf Schlicher

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