Rheinland-Pfalz „Eine Einrichtung christlicher Liebestätigkeit“

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BAD DÜRKHEIM. Der angeschlagene Landesverein für Innere Mission (LVIM) sorgt seit Monaten für schlechte Nachrichten. Die Verantwortlichen bei der Evangelischen Kirche der Pfalz weisen in dieser Krise gerne darauf hin, dass es sich bei dem diakonischen Unternehmen, das in der Pfalz Altenheime und Krankenhäuser betreibt, um einen unabhängigen Verein handelt. Das stimmt zwar, aber nicht so ganz.

Zwischen dem 1904 gegründeten LVIM und der Protestantischen Landeskirche bestehen nämlich durchaus personelle Zusammenhänge. So ist beispielsweise das Kirchenregierungsmitglied Manfred Sutter im Hauptberuf Diakoniedezernent der Evangelischen Kirche der Pfalz. Im „Ehrenamt“, wie er betont, steht er an der Spitze des LVIM-Verwaltungsrates. Ein Einzelfall? Mitnichten. In der handverlesenen LVIM-Mitgliederversammlung sitzen auch die Dekane aus Zweibrücken und Bad Dürkheim.Die Vermischung von Ämtern und Positionen gibt es bei der Landeskirche auch anderswo. So ist Christian Schad im Hauptberuf Kirchenpräsident, nebenbei hat er den Verwaltungsratsvorsitz bei den Diakonissen Speyer-Mannheim inne. In dem Verwaltungsrat des diakonischen Unternehmens, das wohl den LVIM zumindest teilweise übernehmen wird, sitzt übrigens auch Sutter – als Vertreter der Kirchenregierung. Warum pocht die Kirchenregierung – zumindest nach außen – dennoch so darauf, nichts mit dem Landesverein zu tun zu haben? In schweren Zeiten unterscheiden sich Kirchenfürsten kaum von weltlichen Herrschern. Schad mag weder, dass der Ruf der Landeskirche unter den Turbulenzen beim LVIM leidet, noch, dass er und seine kirchenintern nicht unkritisch gesehene Position bei den Diakonissen in die Diskussion gerät. Dabei ist Schad längst Teil des Strudels, in dem der LVIM taumelt. Der Kirchenpräsident weiß das. Ein deutliches Anzeichen dafür ist, dass er unlängst mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht haben soll, wenn weiter Interna an die Öffentlichkeit gelangen. Schads Vorgänger als Kirchenpräsident, Eberhard Cherdron, fungierte beim LVIM über Jahre als Verwaltungsratsvorsitzender. In dessen Zeit als Chef des Aufsichtsgremiums fallen die finanziellen Fehlentscheidungen, die den LVIM an den Rand des Abgrunds geführt haben. Cherdron soll Sutter dazu gedrängt haben, seine Nachfolge beim LVIM anzutreten. Aber es gibt nicht nur enge personelle Verbindungen zwischen Landeskirche und Landesverein. So steht in der Satzung des LVIM, dass es sich zwar um einen eigenständigen Verein handelt, der aber unter dem Dach des Diakonischen Werkes der Pfalz arbeitet. Der Landesverein sieht sich als „eine Einrichtung christlicher Liebestätigkeit innerhalb der Evangelischen Kirche Pfalz“. Die strukturelle Verbundenheit mit der Landeskirche zeigt sich nicht zuletzt daran, dass im Falle der Vereinsauflösung das gesamte Vermögen an die Evangelische Kirche der Pfalz übergehen würde.Angesichts dieser zahlreichen Verbindungen verwundert es, dass sich die Landessynode noch nie mit den Problemen beim LVIM befasst hat. Offenbar haben die Synodalen bislang auf die Aussage vertraut, dass Kirchenregierung und Landeskirche nichts mit dem in Bad Dürkheim ansässigen Landesverein am Hut haben. Alle Synodalen haben die Möglichkeit, sich mit Fragen an die Kirchenregierung zu wenden. Die Landessynode tagt wieder Ende November.

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