Rheinland-Pfalz Das Herzstück wird abgerissen

Die Behelfsstützen unter dem Brückenelement rechts sind schon entfernt worden, nun wird das sogenannte Herzstück-Ost der Anschlu
Die Behelfsstützen unter dem Brückenelement rechts sind schon entfernt worden, nun wird das sogenannte Herzstück-Ost der Anschlussstelle Mainz-Mombach abgebrochen.

«Mainz.» Auf der einen Seite quält sich der Verkehr über den schon fertigen neuen Teil der Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden, nebenan wird ein alter, maroder Teil abgerissen: Nun verschwindet jenes Teilstück, das eine ganze Region wochenlang ausbremste und Autofahrer schier verzweifeln ließ.

Es dröhnt an der Schiersteiner Brücke. Auf dem maroden Herzstück Ost der wichtigen Rhein-Querung zwischen Mainz und Wiesbaden knabbern Bagger Geländer ab. Verschwinden wird jenes Element der Schiersteiner Brücke, das im Februar 2015 nach einem Bauunfall abgesackt war. Die Folge: wochenlange Vollsperrung, die Autofahrer und Unternehmer in der Region viele Nerven kostete. „Der Abbruch ist eine ganz besondere Herausforderung“, sagt Bernhard Knoop, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz in Worms. Man wisse nie ganz genau, wie ein solch geschädigtes Teil mit seinen Rissen reagiere. „Ein geschädigtes Bauteil verhält sich beim Abbruch anders als ein gesundes. Man muss ganz vorsichtig vorgehen.“ Rund um die Uhr wird in diesen Tagen am Herzstück Ost aus den 1960er-Jahren gearbeitet. Der Großteil der Stahl-Hilfsstützen, die seit 2015 für Stabilität an dem 109 Meter langen Element auf rheinland-pfälzischer Seite sorgten, ist schon verschwunden. Nun arbeitet sich ein Bagger auf der Brücke durch die oberste Betondecke, später wird er sich die untere Decke unter dem Hohlraum im Inneren des Elements vornehmen. Es gebe permanent eine Sprechverbindung zum Baggerfahrer, erklärt Knoop. Alles werde beobachtet, ob er auf sicherem Grund stehe, ob er ein bisschen vor und zurück müsse. „Es ist schon ein Aufwand“, sagt der Experte. Einige Brückenteile würden später mit einem Kran abgehoben, teilweise würden bis zu 80 Tonnen gewuchtet. 17,2 Millionen Euro kosten Abbruch und der 4000 Quadratmeter große Neubau des Herzstücks inklusive der Zufahrten, das zahlt der Bund. Bis 2020 soll alles fertig und befahrbar sein. Losgegangen ist es am Mittwochabend, bis Montagmorgen müssen wegen der Arbeiten Zu- und Abfahrten in Mainz-Mombach gesperrt werden. Eigentlich sollten diese Sperrungen an zwei Wochenenden sein, um Berufs- und Lieferverkehr an dem Nadelöhr so wenig wie möglich zu stören. Eine Unterbrechung der Arbeiten wäre aber zu gefährlich gewesen, sagt Knoop. Kurz vor dem Start des Abrisses war der Bauunfall von 2015 noch einmal in den Fokus gerückt. Der LBM veröffentlichte ein Abschlussgutachten. Das kam – grob gesagt – zwar zu dem Schluss, dass die damals beauftragte Baufirma bei Bohrungen den Schaden verursacht hat. Das sei dem Experten zufolge aber nicht vorsätzlich oder fahrlässig geschehen, erläutert Bernd Winkler am Fuß des Herzstücks. Also wird auf Schadenersatz von der Baufirma verzichtet, auf Kosten in Höhe von immerhin rund acht Millionen Euro bleibt der Bund sitzen. Derweil schaut die Wirtschaft in der Region sehr genau auf das, was an der Schiersteiner Brücke passiert, noch zu gegenwärtig sind die Folgen der Vollsperrung 2015. Die Industrie- und Handelskammer Rheinhessen verweist auf Schätzungen, wonach die Blockade der Wirtschaft einen Schaden von etwa 470.000 Euro pro Tag verursacht habe. „Setzt man die damalige Schadenssumme ins Verhältnis zu den Baukosten für die neue Schiersteiner Brücke, wird deren Nutzen besonders deutlich“, sagt Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. „Wenn es an dieser Stelle noch keine Brücke gäbe, hätte sich der Neubau nach nur acht Monaten gesamtwirtschaftlich amortisiert.“

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