Rheinland-Pfalz Auswilderung in den Vogesen gilt als gescheitert

„Die Wiederansiedlung des Luchses in den Vogesen ist zum großen Teil gescheitert“. Diese traurige Bilanz zieht Jean-Claude Génot, beim Naturpark Nordvogesen in La Petite Pierre (Sycoparc) für den Naturschutz zuständig, gegenüber der RHEINPFALZ. Zwischen Mai 1983 und Juni 1993 waren 21 Luchse in den Süd- und Mittelvogesen ausgesetzt worden. Bis 2003 stieg der Bestand auf über 50 Tiere an. Seitdem ging die Zahl der Luchse drastisch zurück. Heute weiß niemand ganz genau, wie viele Luchse noch in den Vogesen unterwegs sind. Nur selten finden sich Hinweise auf die scheuen Katzen. Die letzten Spuren eines Männchens, das von einer Fotofalle abgelichtet wurde, stammen laut der staatlichen Jagdbehörde ONCFS aus dem Donon-Massiv vom Winter 2012. Anthony Kohler, Vizepräsident und Luchs-Koordinator bei Organisation zum Schutz von Wolf, Luchs und Bär (Ferus), schätzt, dass es derzeit weniger als fünf Tiere in den Vogesen gibt. Dieser Befund ließ im vergangenen Jahr Naturschützer Alarm schlagen, die ein erneutes Aussterben des Luchses in den Vogesen befürchten. Eric Marboutin, Leiter des Luchsprojektes bei der ONCSF, verweist auf die Zerstückelung der Vogesen, die ein Überleben der Tiere erschwere. So bildet die Zaberner Steige (Col de Saverne) im Nordelsass, wo sich die Waldgebiete der Vogesen sanduhrförmig verengen, durch die französische Autobahn A4, die TGV-Bahnlinie und den Rhein-Marne-Kanal ein nahezu unüberbrückbares Hindernis. Demgegenüber sieht Ferus-Vizepräsident Anthony Kohler neben der Verkehrsinfrastruktur auch Wilderei und die zu geringe Zahl der ausgesetzten Luchse als Ursache. Noch eindeutiger äußerst sich Jean-Claude Génot vom Sycoparc Nordvogesen: „Die Luchse sind vor allem durch Wilderei dezimiert worden.“ Zwar wurden nur zehn Fälle von illegalen Luchsabschüssen durch Jäger oder Schafzüchter bekannt, aber die Dunkelziffer dürfte beträchtlich sein. Dies bestreiten die Jägervereinigungen im Elsass vehement. Es gebe zwar keine direkten Beweise, meint Génot, aber Erfahrungen aus anderen Luchs-Gebieten in der Schweiz, Slowenien oder der tschechischen Republik ließen nur diesen Schluss zu. Unfälle im Straßenverkehr spielten so gut wie keine Rolle. Es sei ein Fehler gewesen, die Luchse im Departement Südelsass auszusetzen, wo die Jäger strikt gegen die Ansiedlung waren, anders als im Nordelsass. Génot hat auch keine Hoffnung, dass der französische Staat erneut Luchse aussetzt, um die Population zu erhalten. Hoffnung setzt er daher auf das geplante Aussiedlungsprojekt im Pfälzerwald: In frühestens zehn bis 15 Jahren, wenn die Luchse sich dort ausgebreitet haben, wäre es denkbar, dass die Wildkatzen auch in die Nordvogesen und weiter Richtung Süden wandern. Dazu wäre aber auf Höhe der Zaberner Steige ein ökologischer Korridor in Form einer Wildbrücke nötig. Bis Ende des Jahres, so schätzt Génot, könnte das Umweltministerium in Paris grünes Licht für den für den Bau einer modernen Wildbrücke geben.

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