Politik Streit um staatliche Hilfe für Air Berlin

Die Flügel von Air Berlin wurden gestutzt. Jetzt möchte Ryanair? zum Höhenflug ansetzen.
Die Flügel von Air Berlin wurden gestutzt. Jetzt möchte Ryanair? zum Höhenflug ansetzen.

«Berlin.» Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte gestern den Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro. Sie erwarte nicht, dass am Ende der Steuerzahler dafür aufkommen müsse. Zehntausende Reisende im Stich zu lassen, „weil Benzin nicht bezahlt werden kann und die Tickets verfallen, das wäre, glaube ich, nicht angemessen gewesen“, sagte sie. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Michael Fuchs, widersprach: „Die 150 Millionen Euro werden wir nie wieder sehen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Doch sei es richtig gewesen, die deutschen Urlauber nicht von heute auf morgen an den Flughäfen festsitzen zu lassen. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums betonte, die Ankündigung von Air-Berlin-Großaktionär Etihad, die finanziellen Zusagen nicht einzuhalten, sei völlig überraschend gekommen. Etihad ist die Airline der Vereinigten Arabischen Emirate mit Sitz in Abu Dhabi. Der irische Billigflieger Ryanair dagegen warf der Bundesregierung, Air Berlin und Lufthansa ein „offensichtliches Komplott“ vor. Ryanair reichte beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerden gegen eine mögliche Übernahme Air Berlins durch die Lufthansa ein. „Diese künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann, und dies widerspricht sämtlichen Wettbewerbsregeln von Deutschland und der EU“, erklärte das irische Unternehmen auf seiner Internetseite. Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, der Flugbetrieb ist durch den Kredit des Bundes für etwa drei Monate gesichert. Air-Berlin-Vorstandschef Thomas Winkelmann, ist zuversichtlich, viele der 8600 Arbeitsplätze retten zu können. Die Gespräche mit der Lufthansa – und Insidern zufolge mit Easyjet – liefen bereits Monate, als Air Berlin den Insolvenzantrag stellte. Dabei geht es vor allem um die Start- und Landerechte. „Die Slots (die Zeiten zu denen abgeflogen und gelandet wird, Anm. d. Red.) sind das einzig Werthaltige“, sagte ein mit den Überlegungen Vertrauter. „Lufthansa und Easyjet ergänzen sich dabei gut.“ In der Insolvenz werden die Karten aber neu gemischt. Denn nun geht es darum, für die Gläubiger von Air Berlin das Maximale herauszuholen – das heißt, die Slots werden absehbar meistbietend zum Kauf angeboten. Air Berlin fliegt vor allem von den Flughäfen Berlin und Düsseldorf ab. Ryanair-Chef O’Leary glaubt nicht an eine faire Chance, zum Zug zu kommen: Dazu werde der Verkauf zu schnell gehen. Kommentar Seite 2, Wirtschaft

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