Bahnverkehr GDL-Streiks: Weselsky gibt Denkfehler zu

„Denkfehler“ bei Pressekonferenz: GDL-Chef Claus Weselsky am Montag in Berlin.
»Denkfehler« bei Pressekonferenz: GDL-Chef Claus Weselsky am Montag in Berlin.

Donnerstag und Freitag werden auf Pfälzer Bahnhöfen wieder viele Bahnkunden Claus Weselsky verfluchen, den Chef der Lokführergewerkschaft GDL. Im Februar schienen die Tarifverhandlungen zwischen GDL und Deutscher Bahn (DB) auf gutem Weg zu sein. Umso größer war das Entsetzen bei vielen Bahnkunden, als Weselsky am Montag mit wüster Polemik gegen den DB-Vorstand, dem er fehlende Kompromissbereitschaft vorwarf, neue Streiks ankündigte, die sogar noch schlimmer werden sollen als bisher gewohnt.

Der Streik am Donnerstag und Freitag soll 35 Stunden dauern – als Symbol dafür, dass die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden die zentrale Forderung der GDL darstelle. Die beiden Moderatoren, die im Februar vermittelt haben, haben dazu einen Vorschlag gemacht. Dabei handelt es sich um den früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (beide CDU). Letzterer wurde von der GDL benannt und spielte schon 2021 bei der Beilegung des Tarifkonflikts zwischen DB und GDL eine wichtige Rolle.

Als Weselsky am Montag deren Vorschlag zum Thema Arbeitszeitverkürzung falsch darstellte, sahen sich die Moderatoren zu dem ungewöhnlichen Schritt veranlasst, ihren Vorschlag publik zu machen. Danach war klar: Weselsky hat entweder gelogen oder er wusste nicht Bescheid – und das bei einem für die GDL angeblich zentralen Punkt. Am Dienstag räumte Weselsky gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ ein: „Mir ist in der Pressekonferenz ein Denkfehler unterlaufen.“ Auch sein Fehler ändere aber nichts an seiner Ablehnung des Moderatorenvorschlags.

Damit ist nun immerhin klar, wer kompromissbereit ist und wer nicht. Die DB hat den Moderatorenvorschlag trotz schwerer Bedenken gegen eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden angenommen, um weitere Streiks zu vermeiden, die GDL hat ihn dagegen abgelehnt. Wer auf dieser Grundlage nun noch brutalere Streiks als bisher plant, kann weniger denn je auf Sympathien hoffen.

Sympathien verdienen nicht streikende GDL-Mitglieder und ihr rabiater Chef, sondern die vielen Eisenbahner, die nun unter massiv erschwerten Bedingungen den Betrieb aufrechterhalten und damit noch ein Mindestmaß an Mobilität ohne Auto ermöglichen. Genau das will Weselsky mit seinen „Wellenstreiks“ künftig verhindern. Er verkündet triumphierend, die Eisenbahn sei nun kein verlässliches Verkehrsmittel mehr. Chaos und schwere Schäden am eigenen Verkehrssystem anrichten – das ist wohl ein noch gravierenderer Denkfehler als Weselskys Fauxpas in der Pressekonferenz. Stoppen kann Weselskys destruktiven Amoklauf aber wohl nur der Beamtenbund, dessen Finanzhilfen der GDL-Chef braucht.

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