Nachruf Zum Tod von Altbischof Schlembach: Bedachtsam, bescheiden und im Glauben so fest

Von 1983 bis 2007 war Schlembach Bischof von Speyer. Hier steht er beim Papstbesuch in Speyer 1987 neben Johannes Paul II und de
Von 1983 bis 2007 war Schlembach Bischof von Speyer. Hier steht er beim Papstbesuch in Speyer 1987 neben Johannes Paul II und dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl.

Altbischof Anton Schlembach stand 23 Jahre an der Spitze der Diözese Speyer – Theologisch war er konservativ, seelsorgerisch war er modern

Für ihn war es ein Gottesgeschenk, sein langes, 88 Jahre währendes Leben. Gefasst hat er dem Tod entgegengesehen. Die Bürde des Alters hat er mit beeindruckender Würde getragen. Anton Schlembach war der 95. Bischof von Speyer und er hat diese Diözese 23 Jahre lang geleitet, von 1983 bis 2007. Unvergessen ist, wie er bei seinem letzten Gottesdienst als amtierender Bischof im Speyerer Dom am 10. Februar 2007 von seiner „Einwurzelung in die Diözese Speyer“ sprach. Der Unterfranke, 1932 in Großwenkenheim als ältestes von vier Kindern einer Landwirtsfamilie geboren, war Pfälzer geworden. Die Katholiken hier, aber auch viele Protestanten, waren ihm ans Herz gewachsen. Er liebte das Wandern im Pfälzerwald und ein Glas Wein in geselliger Runde. Er lachte gerne. Er war ein Menschenfreund.

Anton Schlembach war ein typischer Repräsentant des Episkopats von Johannes Paul II. Er hegte große Hochachtung für den polnischen Papst. Der RHEINPFALZ sagte Schlembach zum Ende seiner Bischofszeit, er habe sein Amt immer auch „in innerer und äußerer Einheit mit diesem Papst ausgeübt. So zum Beispiel auch in der die Gesellschaft aufwühlenden Debatte um die Schwangerenkonfliktberatung, in der der damalige Papst die „Klarheit des kirchlichen Zeugnisses für die Unantastbarkeit“ jedes menschlichen Lebens, auch des Ungeborenen, forderte. Schlembach kam im Jahr 2000 als einer der ersten deutschen Bischöfe der Bitte des Papstes nach und ließ in den katholischen Schwangerenberatungsstellen keine Beratungsscheine mehr ausstellen. „Ich wollte ein ordentlicher katholischer Bischof sein – nach der Lehre der katholischen Kirche.“ In ihr geht es um Lehren, Heiligen und Leiten. Das heißt, das Wort Gottes verkünden und lehren; die Menschen „im lebendigen Glauben stärken“; das Bistum leiten, das liturgische Leben fördern. Die Sorge des Bischofs müsse den Armen und Leidenden gelten. Er solle ökumenische Impulse geben, sich auch den Nichtgetauften zuwenden. In diesem Sinne habe er sein Amt verstanden, sagte Schlembach damals.

Seine Amtsführung entsprach dieser Selbstbeschreibung. Schlembach war ein beeindruckender, profunder Prediger und Redner. Er war ein Seelsorger, der Caritas, also dem sozialen Auftrag der Kirche, tief verbunden. So sehr es ihm eine Lust war, katholisch zu sein, wie er es selbst sagte, so sehr engagierter er sich trotzdem für die Ökumene, darin einer Tradition der Katholiken und der Protestanten in der Pfalz folgend. Schlembach betrieb erfolgreich die Seligsprechung des Pirmasenser Sozialreformers Paul Josef Nardini und von Edith Stein, die neun Jahre in Speyer lebte. Wie diese war Schlembach ein Vorbild im Glauben und im Leben in Bescheidenheit. Die Seligsprechung Edith Steins in Köln durch Johannes Paul II. nahm Schlembach zum Anlass, den Papst nach Speyer einzuladen. Der kam tatsächlich und sein Besuch war ein Höhepunkt im Leben des Bischofs, aber auch in der Geschichte Speyers und der Pfalz.

Dass Anton Schlembach nach anfänglichem Fremdeln mit der Pfälzer Mentalität doch „unser Bischof“ geworden ist – zumindest für die Katholiken in der Pfalz – liegt vor allem an der Länge und der Gradlinigkeit seiner Amtsführung. Mit seinem milden Lächeln, seiner Unaufdringlichkeit hat er sich eingeprägt. In einer Zeit, in der Religiosität für viele überkommen scheint, in der Egoismus und Materialismus „normal“ sind, war solch ein Mensch fast schon ein Unikum. Anton Schlembach war weder volkstümlich oder populär, gar populistisch. Stattdessen war er stets normal – ein Mensch wie Du und Ich. Das ist nicht mal für Bischöfe selbstverständlich.

Anton Schlembach war ein strenger Katholik, dem Papst und seiner Amtskirche treu. Nie hat er sich gegen Rom aufgelehnt, war der Druck seitens der Gläubigen in der Pfalz auch noch so groß. Schlembach hat solchen Widerspruch aus Überzeugung nicht geleistet. Das machte sein Handeln zwar berechenbar, aber seine Amtszeit auch blass an eigener Kontur.Er war, mit Ausnahme seines Einsatzes für die Ökumene, ein Bewahrer, kein Modernisierer, obwohl doch die liberale Pfalz für Reformen zugänglich ist. In unserer Zeit des oft überhasteten Wandels sind aber auch Bewahrer vonnöten. Schlembach war ein eher unauffälliger Bischof. Und doch war er prägend mit seiner Menschlichkeit, seiner Bescheidenheit, seiner Festigkeit im Glauben. Gerade deshalb wird er fehlen.

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