Raumfahrt Start zur ISS: Aufbruch zur Mission Weltraum-Kino

Vor dem Start ihrer Sojus-Rakete: Kosmonauten Anton Schkaplerow, Schauspielerin Julia Peressild und Regisseur Klim Schipenko (vo
Vor dem Start ihrer Sojus-Rakete: Kosmonauten Anton Schkaplerow, Schauspielerin Julia Peressild und Regisseur Klim Schipenko (von unten).

Diesen Wettlauf haben die Russen für sich entschieden: Am Dienstag ist ein kleines Filmteam auf der Raumstation ISS angekommen. Drehen wollen sie dort den ersten Spielfilm im All.

Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist ein Filmteam für Dreharbeiten zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Die russische Schauspielerin Julia Peressild und der Regisseur Klim Schipenko erreichten am Dienstag per Expressflug den Außenposten der Menschheit. Live-Bilder der Raumfahrtbehörde Roskosmos zeigten, wie sich das Sojus-Raumschiff MS-19 langsam der Station näherte und trotz Problemen andockte.

Auf den letzten Metern fiel das automatische System zum Andocken an die ISS aus. Deshalb sei auf manuelle Steuerung umgeschaltet worden, ging aus Kommentaren von Experten bei der Übertragung hervor. Kosmonaut Anton Schkaplerow, der mit an Bord des Raumschiffes saß, übernahm die Steuerung. Es blieb damit bis zuletzt spannend – wie in einem Film. „Willkommen auf der ISS“, twitterte Roskosmos.

Zwölf Tage im All

Stunden zuvor war die Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in der Steppe von Kasachstan in Zentralasien in den wolkenlosen Himmel abgehoben. Alles sei nach Plan verlaufen, sagte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin, der den Start persönlich verfolgte. Für Russland stand einiges auf dem Spiel: Eine Panne hätte für die stolze Raumfahrtnation einen erheblichen Imageschaden bedeutet. Deshalb schaute selbst der Kreml gespannt nach Kasachstan. „Wir sind Weltraum-Pioniere“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Zwölf Tage haben die Filmleute für den Dreh in 400 Kilometern über der Erde Zeit, bevor sie den Außenposten der Menschheit wieder verlassen. „Wysow“ (Herausforderung) lautet der Arbeitstitel des Streifens, den Roskosmos gemeinsam mit dem Staatssender Perwy Kanal produziert.

OP in der Schwerelosigkeit

„Es ist schwierig, beängstigend, aber sehr interessant zugleich, Pionier zu sein“, schrieb Schauspielerin Peressild bei Instagram. Die 37-Jährige ist die erste, die einen Weltraum-Film nicht vor Kulissen in Studios dreht. Sie hatte sich unter 3000 Bewerberinnen durchgesetzt. Wochenlang durchliefen sie mit dem Regisseur ein Training zur Vorbereitung auf die Zeit in der Schwerelosigkeit.

Peressild spielt in dem Weltraumdrama eine Ärztin, die einen auf der ISS erkrankten Kosmonauten retten soll. Der Raumfahrer hat demnach das Bewusstsein verloren. Einen Rückflug zur Erde würde er nicht überleben. Die Ärztin soll ihn deshalb auf der ISS operieren. 35 Minuten des Films sollen im All spielen. Schipenko übernimmt neben der Regie auch Kamera, Licht, Ton und Maske.

Zwei Kosmonauten bekommen ebenfalls eine Rolle in dem Streifen: Schkaplerow soll als Raumfahrer zu sehen sein, der die Ärztin in den Kosmos fliegt. Den erkrankten Raumfahrer soll Oleg Nowizki verkörpern, der bereits seit April auf der ISS ist. Er soll am 17. Oktober mit den beiden Filmleuten zurück zur Erde fliegen.

Auch Hollywood will auf die ISS

Roskosmos hatte das Projekt angekündigt, just nachdem die US-Raumfahrtbehörde Nasa über Pläne für einen Dreh auf der ISS mit Hollywood-Star Tom Cruise für die Action-Filmreihe „Mission Impossible“ informiert hatte. Für die russische Raumfahrt, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit Pannen und Rückschlägen zu kämpfen hatte, wäre der erste Filmdreh im All zumindest ein kleiner Prestigeerfolg.

Roskosmos sieht in dem Film aber auch ein „wissenschaftliches und pädagogisches Projekt“. Damit solle auch der Beruf des Raumfahrers umworben und PR für die Branche gemacht werden. Nach Auffassung der Raumfahrtagentur wird die „beschleunigte Ausbildung“, wie sie das Filmteam durchlaufen hat, zudem künftig benötigt, um andere Spezialisten wie Ärzte oder Forscher ins All zu schicken – also nicht nur hauptberufliche Raumfahrer. Russland will zudem wie mehrere US-Unternehmen Weltraumtouristen ins All bringen und so Geld verdienen.

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