Zweibrücken Zufriedene Ohren, glänzende Augen

Tote Hose in der Stadt der Rosen? Jedenfalls nicht am Montagabend. Der Schlagzeuger der Düsseldorfer Punkrocker Die Toten Hosen, Vom Ritchie (bürgerlich: Stephen George Ritchie), war mit dem Sänger, Gitarrist und Songschreiber Dick York als Unplugged-Duo namens Cryssis angekündigt. Knapp 50 Zuhörer hatten sich auf den Weg ins Gasthaus Sutter begeben.

Sie wollten den quirligen Trommler mit der markanten Frisur einmal aus nächster Nähe betrachten und hören – was bei den Toten Hosen sonst höchstens handverlesenen VIP-Gästen vergönnt sein dürfte. Wegen technischer Probleme mit der Tonanlage kamen die bereits eingelassenen Gäste in den Genuss des Soundchecks und erlebten gleich eine nette Überraschung, denn das angekündigte Duo entpuppte sich als Trio. Cryssis-Bassist Thomas Schneider war mit angereist, um Ritchie und York tieftönerisch zu unterstützen. Den offiziellen ersten Teil des Konzertabends eröffnete jedoch das 2011 gegründete Duo Meg’n Jez, mit Meggie Hill am Gesang und Jez Ritchie an der Akustikgitarre. Die beiden Teenager präsentierten neben Coverversionen von Klassikern wie „Son of a Preacherman“ auch eigene, melancholisch-poppige Songs aus ihrem Debütalbum „Follow It Down“. Dabei zeigte sich, dass der Filius des Tote-Hosen-Drummers gitarristisch nicht immer mit dem enormen Gesangstalent seiner Duopartnerin mithalten kann. Der Youngster drosch oft derart unsensibel in die Saiten, dass Meggie Hill des öfteren irritiert schien. In Anbetracht des jugendlichen Alters der Musiker ist da künftig in puncto Zusammenspiel sicherlich noch Luft nach oben. Wie es deutlich bessergeht, zeigten hernach die drei Routiniers von Cryssis. Ihre Mischung aus britischem Poprock, Balladen, Reggae und einer Prise Punk spielten Dick York, Vom Ritchie (am Mini-Drumkit mit Cajon, Crash-Becken und Tambourin) und Thomas Schneider derart druckvoll und mitreißend, dass das Publikum gleich zu Beginn des eineinhalbstündigen Sets stehend mitklatschte. Mit einer stimmigen Auswahl melodisch-rhythmischer Songs aus den Alben „Simple Men“ (2011) und „Kursaal Nights“ (2013) sorgte das bestens eingespielte Trio im Handumdrehen für zufriedene Ohren und glänzende Augen bei den Zuhörern. Auch das 2009 als Single veröffentlichte Stück „Schooldays“ erntete viel Applaus. Da Cryssis bereits Ende Januar als Quartett im Erdgeschoss zu Gast war und dort für reichlich Begeisterung sorgte, kam der Auftritt am Montag eine Etage höher im Gasthaus Sutter fast schon einem Heimspiel gleich. Dass die Jugendfreunde York und Ritchie auch nach über drei Jahrzehnten – in denen sie sich zeitweilig völlig aus den Augen verloren – musikalisch wie menschlich immer noch bestens harmonieren, war während der gut gelaunten Darbietung der beiden Briten mit ihrem deutschen Bassisten durchweg hör- und spürbar. Entsprechend versammelten sich alle fünf Akteure zum Ende noch einmal für zwei gemeinsame Zugaben auf der Bühne. Auch Mary Ritchie am Mischpult, Voms Ehefrau und Mutter von Jez, hatte nach den anfänglichen Technikproblemen sichtlich Spaß an dem gelungenen Abend. Auf die Frage, wie es sich denn anfühle, Sohn und Ehemann bei der Arbeit zuzusehen, sagte sie nach dem Konzert augenzwinkernd: „Die beiden arbeiten ja gar nicht – ich bin schließlich diejenige, die das ganze Zeug auf- und wieder abbaut!“

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