Zweibrücken Trostpflästerchen en masse

Zweibrücken. Am Ende fehlte den Oberliga-Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken nur ein Pünktchen, um eine großartige Saison mit dem Meistertitel zu krönen. Einen Punkt mehr hatte der TSV Kandel und damit die SV-Damen auf Platz zwei verwiesen. Die Zweibrückerinnen konnten sich trösten: mit dem ersten Sieg im Saar-Pokal samt Qualifikation für den DHB-Pokal, mit der Tatsache, mit 870 Toren die Tormaschine der Oberliga gewesen zu sein und spielerisch eine tolle Runde abgeliefert zu haben.

„Die haben eine großartige Runde gespielt“, gratuliert SV-Trainer Martin Schwarzwald Kandel zum Titel. Im erfolgreichsten Jahr der 50-jährigen Geschichte des SV 64, blieb gar nicht die Zeit, um zu suchen, wo der eine Punkt liegen geblieben war, der die Meisterschaft entschied. War es das Unentschieden beim lange um den Titel mitspielenden Tabellendritten FSV Mainz 05 II? Das Unentschieden zu Hause gegen Kandel? „Gegen Mainz führen wir nahezu das ganze Spiel, gegen Kandel wenige Sekunden vor Schluss noch mit zwei Toren. Da dürfen wir keine Punkte mehr abgeben“, räumt Schwarzwald ein. Dass es Zähler gewesen sein könnten, die die Meisterschaft kosteten, ist für ihn dabei nicht relevant. „Diese Unentschieden ärgern mich grundsätzlich. Aufgrund der Art, wie sie zustande kommen: absolut unnötig“, bilanziert der SV-Trainer, der die zweite Saison für die SV-Frauen verantwortlich war. Geärgert haben ihn auch die beiden Niederlagen gegen Püttlingen: „Die haben eine sehr, sehr gute Mannschaft, waren gegen uns zweimal motiviert – und wir sind nicht mit ihnen zurecht gekommen.“ Ansonsten bereitete die Saison dem Trainer, der Mannschaft und den Fans viel Freude. Für die Geschichtsbücher bleiben unter anderem die ersten Siege in Wittlich und in Marpingen. Wie viel Spaß SV 64-Frauen beim Spiel entwickeln konnten, bewiesen sie noch am letzten Spieltag, als ihnen gegen den bereits als Absteiger feststehenden Pfalz-Konkurrenten TV Hauenstein mit 47:18 der höchste Saisonerfolg gelang. Das spielerische Element – ganz wichtig, die Entwicklung – ist erkennbar. „Natürlich hatten wir mit Joline Müller und Elisa Burkholder zwei überragende Rückraumschützinnen“, stellt Schwarzwald fest. Burkholder, die erneut eine große Entwicklung hinlegte, wechselt jetzt nach Leverkusen. „Das sind 165 einfache Tore, die uns kommende Runde fehlen werden“, weiß er. Aber die Mannschaft habe ausgezeichnet, „dass wir wirklich eine Mannschaft waren“, steht für ihn fest. Jede Spielerin habe über die gesamte Spielzeit die Rolle ausgefüllt, die für das Team wichtig war. Ob erfahrene Spielerinnen wie Katharina Koch und Nadine Zellmer, ob junge Spielerinnen mit Entwicklungspotenzial und dem Willen, sich stetig zu verbessern wie Annika Schlegel. „Das hat uns so stark gemacht“, findet der Trainer. Deshalb und dank einer Serie von zehn Siegen in der Vorrunde konnte seine Mannschaft zum Rückrundenstart das Saisonziel von „ein Platz unter den ersten Vier“ auf „um den Titel mitspielen“ korrigieren. „Der Rückrundenstart verlief dann nicht ganz so optimal“, resümiert Schwarzwald. Niederlage in Mundenheim, Unentschieden gegen Kandel, die einzige Heimniederlage gegen Püttlingen. In dieser Phase machte sich bemerkbar, dass Rückraumspielerin Anne Wild fehlte (Ellenbogenverletzung). Ihre Interpretation der Spielmacher-Position, ganz anders als die Interpretation von Joline Müller, fehlte. Gerade diese Variationsmöglichkeiten in der Spielmacherrolle mit Müller, die mit 169 Treffern eine richtig gute Runde spielte, die meisten Tore warf und immer wieder das Auge besaß, ihre Mitspielerinnen einzusetzen, machte das erfolgreiche Angriffsspiel des SV schwer ausrechenbar. Wild setzte im Gegensatz zu Müller eher auf Eins-gegen-Eins-Aktionen. Die Mischung stimmte beim SV, und die Stimmung war gut. Weitere Belohnung in einer (fast) perfekten Saison: der umjubelte erste Erfolg im Saar-Pokal am Ostermontag nach vielen vergeblichen Anläufen.

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