Zweibrücken „Tor des Monats“ zerstört den SVN-Traum

Mehlingen. Die Spieler-Traube, die da gestern Abend in Mehlingen nach dem Schlusspfiff übereinander herfiel, hatte aus Zweibrücker Sicht eindeutig die falsche Farbe: Grün. Denn da herzten sich die Kicker von Alemannia Waldalgesheim gegenseitig und bejubelten lauthals ihren Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals. Das Oberliga-Schlusslicht hatte im Finale des Verbandspokals den favorisierten Regionalligisten SVN Zweibrücken mit 1:0 (0:0) geschlagen.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, drang es übermütig aus den Kehlen der Alemannia-Spieler, während die Jungs in Blau von SVN-Trainer Peter Rubeck mit hängenden Köpfen auf dem Rasen standen oder ihr Gesicht im grünen Untergrund vergruben. Coach Rubeck war gleich nach dem Ende der Partie erst mal gemessenen Schrittes in die Kabine gegangen, um sich wieder zu sammeln. „Wir wussten, dass das ein komisches Spiel wird und dass wir die Nerven behalten müssen“, meinte der sehr enttäuschte SVN-Routinier Andreas Backmann in der Analyse. Innenverteidiger Backmann, einer der besten im SVN-Trikot, hatte es nach dem 1:0 für Waldalgesheim nicht mehr hinten gehalten, er tauchte häufig vorne auf und war mit Kopfbällen gefährlich. Ein bisschen habe sich heute das fortgesetzt, was sich in den letzten schwächeren Partien in der Regionalliga angedeutet habe, meinte Backmann weiter. „In der ersten Hälfte hatten wir zwei gute Chancen durch Rudy Carlier. Aber wenn man unbedingt das Tor machen will, statt den Nebenmann zu sehen ...“ Der 37-Jährige fand, dass der SVN das Spiel in der ersten Hälfte gut im Griff hatte und besser spielte als nach der Pause. Außenstehende sahen das etwas anders. „Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu wenig nach vorne gespielt“, fand SVN-Teammanager Heiner Semar. „Dann haben wir Pech durch so ein Jahrhunderttor.“ Die Situation, die zum entscheidenden 1:0 führte, war in der Tat auch unnötig. Erst verlor Adam Bouzid am gegnerischen Strafraum den Ball, dann zupfte er im Rückwärtslaufen seinen Gegenspieler am Trikot – Freistoß aus 30 Metern. SVN-Torwart Thorsten Hodel stellte eine große Mauer und musste doch zusehen, wie Oliver Hoch (50.) den Ball sehenswert rechts oben in den Winkel schoss. „Danach haben wir plötzlich gut gespielt“, meinte Semar dazu, dass der SVN deutlich mehr Druck entwickelte als vielfach in Hälfte eins. In der 62. Minute jubelten bereits alle SVN-Anhänger: Christian Telch schlug einen Freistoß von rechts herein, Backmann köpfte am langen Pfosten wieder vors Tor, Rudy Carlier drückte den Ball über die Linie. Schiri Philipp Schmitt entschied aber auf Abseits. „Ich glaube, dass da noch zwei von Waldalgesheim auf der Linie standen“, meinte Semar zu der Szene. „Ich fand, die erste Halbzeit war eine Katastrophe, da war kein Klassenunterschied zu erkennen“, meinte auch SVN-Sponsor Dieter Ernst. „Wir haben zig hochkarätige Chancen verpasst“, stellte er weiter fest. „Und dann schießen die mit einem ,Tor des Monats’ das 1:0. Ich bin ein bisschen geschockt“, sagte er. „Wir haben nicht das gespielt, was wir können“, sagte auch ein enttäuschter SVN-Chef Richard Denger. „Aber der gegnerische Torwart hat wirklich gut gehalten“, zollte er Keeper Georg Borschnek, dem besten Spieler auf dem Platz, ein Lob. „Von der finanziellen Seite ist das natürlich eine schlimme Geschichte“, deutet er an, dass durch den verpassten Einzug in den DFB-Pokal viel Geld in der Planung fehlt. „So ist Fußball. Jetzt muss man sich schütteln und sehen, wie man das wieder auffängt“, blickte Heiner Semar bereits voraus.

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