Zweibrücken So kommt man nach der Schule mit Miete und Versicherungen klar

Pia Matt berichtet beim Zukunftstag, wie es im wahren Leben nach der Schulzeit zugeht.
Pia Matt berichtet beim Zukunftstag, wie es im wahren Leben nach der Schulzeit zugeht.

Beim ersten Zukunftstag an der Zweibrücker Berufsschule bereiteten Fachleute für Krankenversicherung, Finanzen, Steuern und Wohnen die Schüler aufs Erwachsenenleben vor.

„Ich weiß nicht, was eine Steuerklasse ist, aber ich kann eine Gedichtinterpretation verfassen. In vier Sprachen“, heißt es auf der Website von „Zukunftstag“, einer Organisation von jungen Menschen, die Schülerinnen und Schüler auf das reale Leben nach dem Abschluss vorbereiten will. Denn die Schule allein schaffe das nicht. „Das alles steht nirgends im Lehrplan, dabei ist das so wichtig“, betont Pia Matt von „Zukunftstag“. Sie musste kurzfristig für den Referenten des Vortrags über Krankenversicherungen einspringen, weil der Mann krank geworden ist. Die Gruppe lege stets großen Wert darauf, Fachleute für die jungen Menschen zu engagieren. „Mathe, Deutsch, das wird in jeden eingeprügelt. Aber das wirklich Lebensnahe fehlt. Das wollen wir vermitteln“, beschreibt Pia Matt die Mission der Gruppe.

Auch Studiendirektorin Eva Maria Altpeter betont, wie wichtig ihr diese Inhalte seien. Um mehr „Alltagskompetenzen“ zu übermitteln, werde darum bereits im zweiten Jahr eine Schulwoche für Gesundheit, Mediennutzung, Stressbewältigung, Nachhaltigkeit und Respekt-Coaching genutzt. „Dann frühstücken wir immer zusammen. Es ist nicht wie im allgemeinen Schulbetrieb, das tut denen auch mal gut. Und das Feedback ist bis jetzt immer positiv“, weiß Altpeter zu berichten. Sie finde es sehr schade, dass solche Bereiche nicht im Lehrplan abgedeckt seien.

Eine Unfallversicherung für die Brille?

Denn die Schüler zeigten sich interessiert und arbeiteten mit. „Für manche ist das schon greifbarer, die sind dann aktiver dabei. Eine Schülerin will vielleicht ins Ausland und kennt sich dann schon etwas mehr mit Versicherungen aus“, erzählt Pia Matt. „Andere brauchen noch ein bisschen. Aber das ist ja nicht schlimm.“ Ihren Vortrag über Krankenkassen gestaltet sie interaktiv. Dabei wird deutlich, wie schwer es für die Schüler ist, einzuschätzen, was etwa eine ärztliche Behandlung kostet. Zum Beispiel wird vermutet, dass eine Operation am gebrochenen Sprunggelenk 1800 Euro kostet – tatsächlich muss mit 5000 Euro gerechnet werden.

Dennoch kennen die Schüler viele Versicherungen bereits – wenn sie auch nicht immer wissen, wofür diese zuständig sind. Eine Schülerin fragt, ob die Unfallversicherung auch für Gegenstände wie ihre Brille gelte. Pia Matt verneint und erklärt, dass es dafür die Haftpflichtversicherung gibt. Auch dass jeder verpflichtend eine Krankenversicherung haben muss, ist manchen nicht klar. Der Vortrag erklärt die wichtigsten Versicherungen. „Das sind die Versicherungen unseres Sozialsystems. Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung und die Arbeitslosenversicherung“, erklärt Matt.

„Wie wenig da am Ende übrig bleibt“

Auch Eric Hoffmann hat in seinem Vortrag „Mieten und Wohnen“ einige Tipps für die Schüler auf Lager: „Sei dir darüber klar, was willst du, was kannst du dir leisten, mach’ einen guten Eindruck beim Vermieter und sei gut vorbereitet.“ Nicht nur den reinen Mietpreis, sondern auch zusätzliche Kosten muss man mit einrechnen. „Lebensmittel, Hobbys, Abos, Strom, Reinigung und die GEZ-Gebühr. Die habt ihr nicht auf dem Schirm, aber die haben euch auf dem Schirm“, erklärt er der Gruppe. Oft sei es besser, wenn man auf kleinem Raum wohnt und diesen günstig einrichtet. So habe man mehr Freiheiten und könne finanzielle Rücklagen bilden. Man könne auch seine Eltern als Bürgen eintragen, um dem Vermieter mehr Sicherheit zu vermitteln. Denn je nach Wohnort können die Mietpreise und die Nebenkosten sehr hoch sein. Hoffmanns Faustformel: „Die Wohnkosten sollen nicht höher als 30 bis 40 Prozent des Einkommens sein.“ Zudem rät er, das Anschreiben wie eine Bewerbung zu sehen und sich vorab womöglich einen Schufa-Eintrag zu besorgen, um einen guten Eindruck zu machen. Beim Besichtigungstermin seien Pünktlichkeit, Interesse und ein gepflegtes Äußeres immer von Vorteil.

„Am überraschendsten fand ich den Vortrag über Steuern“, erzählt eine Schülerin hinterher. „Wie wenig da am Ende übrig bleibt – damit hätte ich nicht gerechnet.“ Allgemein fand sie die Vorträge sehr interessant und hätte sich gefreut, wenn sie schon früher solche Informationen bekommen hätte. „Vieles war neu für mich. Wir hatten eigentlich nur in Sozialkunde mal was über Versicherungen gehört.“ Alles andere lerne sie sonst nur über ihre Eltern oder durch eigene Erfahrungen.

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