Zweibrücken „Sich bewegen reduziert Nebenwirkungen“

Am Montag, 8. Juni, laden die VT Zweibrücken und die Neurochirurgie Homburg anlässlich des Welthirntumortages von 9 bis 16 Uhr zur Veranstaltung „Sport für Menschen mit Krebs“ in die Festhalle ein (wir berichteten am 27. April). Einer der Referenten ist Freerk Baumann, promovierter Sportwissenschaftler, Privatdozent an der Deutschen Sporthochschule Köln und Buchautor. Baumann beschäftigt sich insbesondere mit dem Thema „Bewegung, Sport und Krebs“. Unsere Mitarbeiterin Barbara Sittinger befragte ihn dazu.

Herr Baumann, Sie sagen, Menschen sollen Sport machen, wenn sie an Krebs erkrankt sind. Ist das nicht eine zusätzliche Qual? Besonders für die, die noch nie sportlich waren?

Nein, keine Qual, sondern sinnvoll. Wir reden auch nicht von Sport, sondern von körperlicher Aktivität und Bewegungstherapie. Dies ist ganzheitlich zu verstehen, kann Nebenwirkungen reduzieren und Lebensqualität verbessern. Geht Sport auch schon während der Therapie, wenn der Patient eine Chemo oder Bestrahlungen erhält? Ja, direkt nach der Diagnose muss es losgehen, allerdings erst mit einem Therapeuten. Ausgewählte Therapeuten sollten Übungen für den einzelnen Patienten zusammenstellen, die auf ihn abgestimmt sind, seine Beschwerden, seine Voraussetzungen und auch seine Belastungsgrenzen. Wie geht es weiter, wenn die Therapien abgeschlossen sind? Bei den meisten Patienten folgt zunächst eine Reha-Maßnahme. Wenn sie sich danach einer der 1600 Krebssportgruppen anschließen und erleben, dass sie vom Sport, aber auch der Gemeinschaft, profitieren, ist schon viel erreicht. Weshalb überhaupt Bewegung und keine Bettruhe? Bewegung reduziert die Nebenwirkungen der Krebstherapie, sie hat ganzheitliche Effekte. Symptome, die durch Bewegungsmangel entstehen, werden verhindert. Es ist immer sinnvoll, Patienten zu mehr Bewegung zu motivieren. Welche Sportarten eignen sich besonders für Krebspatienten? Da gibt es keine spezielle Sportart. Anfangs wurde Ausdauertraining empfohlen, jetzt gewinnt zusätzlich auch das Krafttraining an Bedeutung. Mittlerweile hat sich eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining durchgesetzt. Leider kann man nicht generell sagen, welches Sportprogramm bei allen Krebserkrankungen und allen Patienten gleichermaßen nützt. Das muss auf den einzelnen Patienten individuell zugeschnitten werden. Geht es den Krebspatienten, die Sport machen, besser? Ja, den Patienten geht es körperlich und seelisch besser. Der Körper wird gestärkt und das Selbstwertgefühl gesteigert. Verringert sich ihr Risiko, erneut zu erkranken? Gibt es dafür Belege? Möglicherweise. Es gibt dazu erste Daten bei Brust-, Darm- und Gebärmutterschleimhaut-Krebs, ist aber (noch) nicht wissenschaftlich gesichert.

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