Zweibrücken Schweißnasse Liebe

Am Platz vor der Alexanderskirche drängten sich um zehn Uhr die Zuschauer auf den Bänken, viele standen auch: Guildo Horns Auftritt mit seiner Band Die orthopädischen Strümpfe bildete am Sonntagabend den Höhepunkt des Stadtfestes.

Vorher stimmten die Shakin Cats mit Rock Oldies der 50er und 60er Jahre die Besucher auf den Abend ein. Elvis-Hits, Country-Songs, Mambo-Rock, Songs von Gene Vincent und Chuck Berry und Hits von Peter Kraus, dem „deutschen Elvis“, bestimmten das Programm. Grischa, Ritchie, Sir Janny und Roland, die vier aus Karlsruhe, heizten dem Publikum so richtig ein, auch „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash durfte nicht fehlen und Moglis Melodie aus dem Disney-Film „Das Dschungelbuch“, die ebenfalls vielen in die Beine ging. Die Erwartung auf den Auftritt von Guildo Horn wuchs immer mehr. „Ich bin wegen Guildo Horn gekommen“, erzählte eine Besucherin. „Ich bin zwar eigentlich kein Fan, aber er macht so eine Super-Show! Ich habe ihn schon einmal live erlebt, hier in Zweibrücken bei der 650-Jahr Feier. Normalerweise bin ich kein Stadtfestgänger, ich bin heute zum ersten Mal hier.“ Auch ihre Freundin ist auf ihre Empfehlung hin eigens aus Blieskastel angereist: „Ich hab’ gehört, dass Guildo Horns Show gut wäre, und die wollte ich mir jetzt mal ansehen. Ich bin eigentlich auch kein Stadtfestgänger und heute zum ersten Mal hier. Meine Eindrücke sind ganz positiv, hier ist richtig was los – und es gab überall gute Musik, wo ich bis jetzt ′reingehört hab’.“ Die Sonne sank, die Stimmung stieg, gegen 22 Uhr startete auf der Bühne die Guildo-Horn-Show: Aus blauen Nebeln tauchte die Band Die orthopädischen Strümpfe auf, mit Gitarrist August Schrader, Drummer Gisela Ginster, Bassist Petra Pogo und Addi Mollig am Pianoforte. „Also bitte, erhebt eure Hände in den Himmel“, forderte Guildo Horn sein Publikum auf, als er seinen Hit „Wunder gibt es immer wieder“ sang und dabei mit rockig-geschmeidigen Bewegungen über die Bühne tanzte, – ein Vollblutentertainer, der jeden Blick und jedes Ohr fesselte. Und das Publikum sang begeistert mit. Überhaupt ist Guildo Horn kein unnahbarer Star, ganz im Gegenteil wandte er sich immer wieder an die Besucher, forderte sie zum Mitmachen und Mitsingen auf. „Was für ein fulminanter Empfang“, freute er sich über die große Beteiligung des Publikums. Viele Menschen klatschten, sangen und tanzten mit. „Wir, meine Band und ich, möchten euch gern einen bunten Blumenstrauß an Melodien überreichen, ein Kaleidoskop unserer Gefühle“, fuhr er fort. „Dann lasst die Musik sprechen!“ Das setzte er sofort in die Tat um: Zu hartem, pulsierendem Rocksound fegte er über die Bühne, mit umwerfender Präsenz, und riss alle mit: „Delilah!“ und „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ heizten dem Publikum so richtig ein: Die Zuhörer gingen mit. Die orthopädischen Strümpfe legten auf der Bühne einen schrägen Tanz hin. Unter tosendem Applaus zeigte Guildo Horn, wie gut er den Hüftschwung beherrscht. Psychedelisch verfremdete Klänge leiteten den Song „Weil er gehört zu mir“ ein, gellende Klänge eines Xylofons aus Kuhglocken in verschiedenen Größen akzentuierten die Melodie. Mit dem Song „Es wird nicht einfach sein, das Leben ohne dich“ wollte sich Guildo Horn von den hingerissen tanzenden und klatschenden Menschen vor der Alexanderskirche verabschieden, doch sie riefen immer wieder in Sprechchören „Zugabe, Zugabe“ eine Bitte, der der schweißnasse Entertainer schließlich nachgab. Mit „Guildo hat euch lieb“, dem Song, mit dem er beim Eurovision Song Contest 1998 den siebten Platz belegt hatte, entließ er seine Fans: „Heute ist nicht alle Tage – wir kommen wieder, keine Frage.“ „So hab’ ich mir das nicht vorgestellt“, schwärmte Anneliese Schneider aus Höheinöd, die mit Mann und Freunden zum Stadtfest gekommen war. „Wir wollten eigentlich gar nicht bleiben, aber das war wirklich gut, wir sind begeistert.“

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