Zweibrücken Mehr Pfleger und Heimplätze verzweifelt gesucht

Im Wichernhaus begreift man sich als Baustein innerhalb eines Systems der Pflege und Betreuung.
Im Wichernhaus begreift man sich als Baustein innerhalb eines Systems der Pflege und Betreuung.

Es gebe viel zu wenig Pflegeplätze und -personal. Der Chef des Wichernhauses sagt, dass das geplante Seniorenheim auf dem Brauereigelände dringend gebraucht wird.

„Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz; unsere Einrichtungen sind gegenseitig aufeinander angewiesen“, betont Raphaël Baumann, der Leiter des Zweibrücker Seniorenheims Johann-Hinrich-Wichern-Haus. Bei der Aufgabe, die Versorgung älterer Mitbürger beziehungsweise Patienten im Raum Zweibrücken sicherzustellen, sitze man in einem Boot mit anderen Einrichtungen wie unter anderem dem Awo-Seniorenheim, dem Haus Kana in der Canadasiedlung oder dem Contwiger Haus Sarepta. „Die Situation wird immer schwieriger“, sagt er. Das Angebot an verfügbaren Pflege- und Heimplätzen könne mit dem stetig steigenden Bedarf nicht mehr Schritt halten. „Auch in Zweibrücken wird der Bevölkerungsschnitt in den nächsten Jahren noch älter. Da steigt der Bedarf an Hilfen weiter, wenn die Leute zuhause allein nicht mehr zurechtkommen.“

Mangel an Personal und Plätzen

Zwar gebe es Angebote wie das DRK, private ambulante Pflegedienste, die Gemeindeschwester-plus und den Pflegestützpunkt. „Oft mangelt es aber am dafür nötigen Personal und an den Plätzen“, findet es Baumann „schade, dass es zum Beispiel beim geplanten Bau des Seniorenheims an der ehemaligen Parkbrauerei nicht vorangeht“. Aber selbst wenn diese neue Einrichtung jetzt eröffnen würde, „bräuchte ihr Betreiber auf einen Schlag 100 Fachkräfte als Mitarbeiter. Aber die sind derzeit auf dem Markt einfach nicht zu kriegen.“

Solche Probleme erörterte der Leiter des Wichernhauses dieser Tage bei einer Zusammenkunft des Zweibrücker Seniorenbeirats. Und schilderte eine Situation, die sich regelmäßig „freitagnachmittags nach der Abschlussvisite im Krankenhaus“ ergebe. „Da werden reihenweise Patienten nach Hause geschickt, die zwar gesund genug für die Klinik-Entlassung sind, aber zuhause allein noch nicht klarkommen. Dann explodieren die Telefone beim Sozialdienst, und händeringend werden freie Kurzzeitpflegeplätze gesucht.“

Anfragen aus 100 Kilometer Umkreis

„Oder was macht ein Patient, dessen bewilligte Reha in sechs Wochen beginnt, der aber heute schon aus dem Krankenhaus entlassen wird? Wie überbrückt er die Zwischenzeit bis zur Reha?“ Das Wichernhaus, stellte Baumann klar, sei „kein Wartehäuschen für Rehakliniken“. Ohnehin kämen in seiner Einrichtung die Anfragen nach freien Pflegeplätzen längst nicht mehr nur aus Zweibrücken und Umgebung, „sondern aus 100 Kilometer Umkreis“.

Vor dem Seniorenbeirat war sich Raphaël Baumann mit Hans Prager vom Roten Kreuz in diesen Schilderungen einig. Beide berichteten davon, dass es für viele ambulante Pflegedienste kaum noch wirtschaftlich zu stemmen sei, abgelegene ländliche Gebiete anzufahren. Den Beirat riefen Baumann und Prager auf, beim Entwickeln neuer Ideen zur Regelung der Patientenversorgung mitzuhelfen.

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